Er ist der "German Giant", einer der bekanntesten Darts-Profis Deutschlands: Gabriel Clemens. Vor seinem SDLine Steeldart-Workshop am Flugplatz Jahnsdorf nahm sich der WM-Halbfinalist von 2023 Zeit für ein Interview mit BLICK.de. Wir sprachen mit "Gaga" über seine Anfänge im Saarland, den harten Alltag als Profi, Trainingsgeheimnisse und warum er Hassnachrichten einfach blockiert.
Gabriel über seinen 100-minütigen Workshop
BLICK.de: Gabriel, du gibst heute einen 100-minütigen Workshop für Hobby-Dartspieler. Was kann man den Leuten in dieser Zeit überhaupt beibringen und was sind da die größten Aha-Momente?
Gabriel "Gaga" Clemens: Man kann ein bisschen was von der Technik her zeigen und ein bisschen die Rechenwege. Ich glaube aber, es geht auch viel darum, mich kennenzulernen, die Leute können Fragen stellen. Einfach mal "schnuppern", wie ein Darts-Profi so rangeht. Die größten Aha-Momente sind oft, wie wir ein Spiel angehen, wie wir uns vorbereiten und trainieren. Da kann man ein paar Tipps geben, welche Trainingsspiele wir nutzen, um was zu trainieren.
Häufigkeit entscheidend?
BLICK.de: Profitiert ein blutiger Anfänger mehr davon als jemand, der schon jede Woche spielt?
Gabriel "Gaga" Clemens: Ja, auf jeden Fall. Es ist natürlich einfacher, jemandem was beizubringen, der noch nie gespielt hat. Die werden natürlich mehr mitnehmen als jemand, der jetzt jede Woche zweimal spielt, das ist auch ganz klar.
"Spätstarter"
BLICK.de: Man liest oft, du seist ein "Spätstarter". Stimmt das? Wie bist du überhaupt zum Darts gekommen und wie wurde der Schritt zum Profi daraus?
Gabriel "Gaga" Clemens: Ich habe mit 18 angefangen, Darts zu spielen. Damals war das im Saarland schon so, dass es in den Kneipen überall Dartmannschaften gab. Man hat mit Freunden gespielt und sich irgendwann dem ortsansässigen Dartverein angeschlossen. Profi wurde ich dann später. Ich wollte irgendwann diese European Tour in Deutschland mal spielen. Dafür musste man zur Q-School. Ich habe davor ein bisschen intensiver trainiert und hatte das Glück, mir direkt die Tourkarte zu holen. Seitdem bin ich auf der Tour.
Klassische "Kneipen-Atmosphäre" noch vorhanden?
BLICK.de: Du bist jetzt Profi, aber spielst du trotzdem noch mit den alten Kumpels? Und wie viel von der klassischen "Kneipen-Atmosphäre" mit Bier und Spaß ist im Profi-Alltag noch übrig?
Gabriel "Gaga" Clemens: Ja, ich spiele tatsächlich noch E-Dart mit fast derselben Mannschaft wie vor zehn Jahren. Aber die Kneipen-Atmosphäre mit Bier? Gar nicht mehr. (lacht) Spaß schon noch, es ist ja schön, wenn man das Hobby zum Beruf machen kann. Aber es ist halt so viel Reiserei. Ich war Montag in Köln, dann am Dienstag nach England geflogen, Freitag bin ich hierhergekommen.
Trainingsintensität
BLICK.de: Wie viel trainiert ein Profi wie du?
Gabriel "Gaga" Clemens: So drei, vier Stunden am Tag, wenn ich zu Hause bin. Ich spiele ja auch keine drei, vier Stunden am Stück. Ich habe meinen eigenen Trainingsraum, wo ich weg bin von zu Hause. Das ist für mich immer noch so wie auf Arbeit gehen, so wie ich das von früher kenne. Ich gehe morgens aus dem Haus und komme mittags wieder.
Konzentration in der lauten Darts-Welt
BLICK.de: Du giltst als eher ruhiger, introvertierter Charakter, die Darts-Welt, besonders im Fernsehen, wirkt aber extrem laut und extrovertiert. Wie schafft man es, sich in dieser Atmosphäre zu konzentrieren?
Gabriel "Gaga" Clemens: Das war ja von Anfang an so. Über die Jahre, wenn man immer mehr in großen Hallen spielt, gewöhnt man sich daran. Es ist ja nicht so, dass ich das nicht mag, nur weil ich ruhiger bin. Ich gehe auch gerne ins Fußballstadion und feiere selbst gerne. Die Konzentration kommt mit der Erfahrung. Am Anfang war ich natürlich nervös und zittriger. Mittlerweile, weil man es so oft gemacht hat, versucht man sich mit der Atmung oder mit Selbstgesprächen abzulenken und ruhiger zu halten.
Zukunft nach der Profikarriere
BLICK.de: Hast du dir schon mal überlegt, was du machen würdest, wenn du morgen kein Darts-Profi mehr wärst?
Gabriel "Gaga" Clemens: Ich bin ja gelernter Industriemechaniker und habe, glaube ich, 20 Jahre in dem Beruf gearbeitet. Ich würde wahrscheinlich immer noch dasselbe machen.
Ursprung des Spitznamens
BLICK.de: Woher kommt eigentlich dein Spitzname "Gaga"?
Gabriel "Gaga" Clemens: "Gaga" ist einfach mein Name von klein auf. Den habe ich von meinem Bruder bekommen, weil er als kleiner Junge meinen Namen (Gabriel) nicht aussprechen konnte und immer Gaga gesagt hat. Irgendwann haben alle Freunde mich so genannt, und das ist geblieben. Ich habe den Namen sicher schon 30 Jahre.
Mehr Deutsche stärken den Dartssport
BLICK.de: Nach deinem riesigen Erfolg, dem WM-Halbfinale 2023, lief es sportlich etwas ruhiger und andere Deutsche drängten ins Rampenlicht. Ärgert dich das, oder tut das dem Sport gut?
Gabriel "Gaga" Clemens: Der Sportart tut es natürlich gut. Umso mehr Deutsche wir haben, die gut sind, umso mehr Aufmerksamkeit bekommt Dart in Deutschland. Davon profitieren im Endeffekt alle Spieler, weil es mehr Geld zu verdienen gibt oder mehr Firmen aufmerksam werden. Ich ärgere mich nicht, weil andere gut sind, ich ärgere mich öfter mal über mich selbst.
Umgang mit unschönen Nachrichten
BLICK.de: Wenn es sportlich nicht so gut läuft, bekommt man sicher auch unschöne Nachrichten. Wie gehst du damit um?
Gabriel "Gaga" Clemens: Gewöhnen tut man sich daran nicht. Im Endeffekt einfach blockieren und melden. Ich glaube, da habe ich schon 3.000 Leute blockiert oder so. Das Problem haben, glaube ich, alle Sportler mittlerweile. Es ist ja nur ein winziger Prozentsatz der Nachrichten, aber es ist blöd, wenn man so was liest wie: "Ich bin froh, wenn deine... sterben" oder "schönen Unfalltod". Ja, der Familie wird alles gewünscht. Schlimm ist es, wenn man so etwas liest und dann sieht man ein Profilbild mit zwei Kindern darauf. Da denke ich mir: Was für ein Vorbild bist du für deine Kinder?
Sport abseits vom Darts
BLICK.de: Abseits der Darts-Bühne bist du großer Fan des 1. FC Saarbrücken. Schaffst du es überhaupt noch ins Stadion?
Gabriel "Gaga" Clemens: Ja, wenn ich Zeit habe, bin ich eigentlich immer da. Ich habe eine Dauerkarte und fahre auch auswärts mit, wenn ich Zeit habe.
BLICK.de: Wir haben gehört, du warst gestern beim Basketball in Chemnitz?
Gabriel "Gaga" Clemens: Ja, hier in der Region war ich schon öfters, in Riesa oder Jena zum Beispiel. Aber gestern war ich tatsächlich das erste Mal in Deutschland beim Basketball gucken. Ich bin generell sportbegeistert. Ich war erstaunt, wie schnell das ist, das geht ja brutal hin und her. Ich war begeistert, auch die Stimmung in der Halle war echt gut.
Wir danken dir herzlich für deine Zeit und die spannenden Einblicke. Alles Gute für die kommenden Turniere und weiterhin "Good Darts"!