Vom Familienhaus zum Heim für die Kunst

Kunst Atelierhaus im Marienberger Ortsteil Gebirge eröffnet

Marienberg-Gebirge. 

Marienberg-Gebirge. Wo früher das Familienleben pulsierte, ist nun Ruhe eingezogen. Aus einem der ältesten Häuser Gebirges hat Adelbert Gründig sein Atelierhaus gemacht. Über 40 Jahre lang hat er mit seiner Frau Eva hier gelebt. Zwei Töchter haben die beiden im Sandweg Nummer 7 groß gezogen. Eva Gründig selbst lebte vorher mit ihren Eltern in dem kleinen Häuschen. Das zählt wohl zu den ältesten des Ortes überhaupt. "Wir kennen die Erzählungen, nach denen es hier irgendwann mit einem Schafstall begonnen hatte", so Adelbert Gründig. Die niedrigen Zimmer lassen auf das enorme Alter des Häuschens schließen. Die beiden sind vor Jahren schon umgezogen. Das im Sandweg hatten sie vermietet. Der ehemalige Berufschullehrer nutzt es nun als Atelier. Hierher kommt er, um in Ruhe zu malen. Im Obergeschoss hat er am Fenster einen großen Tisch stehen. Früher war hier das Schlafzimmer untergebracht. Dort gibt es jede Menge Platz und vor allem gutes Licht.

Mit über 70 noch in der Schule

Derzeit beschäftigen den Gebirger die Hinter-Glas-Malerei und die Ikonenmalerei. Obwohl schon 71 Jahre alt, drückt er dafür immer noch die Schulbank. Regelmäßig fährt er nach Leipzig. Dort lehrt Jakov Khesin diese Jahrhunderte alte Tradition. An der Wand schräg gegenüber befinden sich Hinter-Glas-Werke und Ikonen aus Adelbert Gründigs Schaffen. Davor stehen Stühle. Kunstinteressenten sind immer willkommen. Die Stühle laden buchstäblich ein, Platz zu nehmen, sich die Arbeiten anzuschauen und mit dem Laienkünstler zu sprechen. Der Arbeitsraum bildet eigentlich die letzte Etappe auf dem Gang durch das Atelierhaus. Auch das Erdgeschoss bietet tiefe Einblicke in das künstlerische Schaffen des Gebirgers. Der Zutritt erfolgt wie bei solch alten Erzgebirgshäusern üblich über ein kleines Vorhäuschen. Dran an schließt sich der Flur. Links geht es in die ehemalige Küche. Heute ist sie das Zuhause eines Teils des biblischen Zyklus Adelbert Gründigs. Die Bilder zum Alten Testament sind hier zu sehen. Außerdem sind Bilder einer Freundin aus Kindertagen in diesem Raum zu finden. Brigitte Brödners stammt aus Wünschendorf und malte selbst sehr gern. Vor etwa drei Jahren ist sie verstorben. Ihr Bruder hat ihre Bilder vertrauensvoll in die Hände des Künstlers gegeben. "Sie freuen sich, dass sie nun der Öffentlichkeit zugänglich sind", versichert Adelbert Gründig.

Dreimal in der Woche wird gemalt

Im Zimmer gegenüber hängt der neutestamentliche Teil des Bibelzyklus. Hinter einer kurzen Trennwand befand sich früher ein Arbeitsbereich. Diesen zieren die Israelbilder Adelbert Gründigs. Schon zwölfmal ist er in Israel gewesen. Dort hilft der Meister des Maler- und Lackiererhandwerks mit anderen Vertretern des Vereins "Sächsische Israelfreunde" Holocaust-Opfern unter anderem bei der Renovierung ihrer Wohnungen. Die 13. Reise war aufgrund der Corona-Beschränkungen ins Wasser gefallen. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", findet der Gebirger. Die Erinnerungen aus diesen Reisen hat er in einer Vielzahl von Gemälden verewigt. Sogar ein Selbstporträt zählt zu den Arbeiten. Vom Flur aus geht es wieder die Treppe hinauf ins neue Arbeitszimmer oder über die große Holzlkappe in den Gewölbekeller des Hauses. Oben gibt es zudem einen Raum, in dem sogar Gäste schlafen könnten. Offen ist das Atelierhaus für jedermann. Mittwochs, Donnerstags und Samstags ist Adelbert Gründig von 14 bis 18 Uhr vor Ort, um zu malen. Dabei sind ihm Besucher stets willkommen.

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