Wenn die Pflicht ruft, sind Ballerspiel-Fans immer zur Stelle: Die "Call of Duty"-Reihe zählt zu den größten Phänomenen der Videogame-Historie - und feiert nicht nur ihr 20-jähriges Bestehen, sondern auch einen aktuellen Ableger: "Modern Warfare 3".
Doch der Jubiläumstitel verfängt nicht - im Gegenteil. Die ersten Kritiken und Kommentare zur Kampagne des am 8. November erscheinenden Shooters sind größtenteils eher enttäuschend.
So fragt "Gamepro.de" bereits in der Headline entgeistert: "Wie konnte das denn nur passieren?" Der Grund: Das Spiel versinke nach gelungenem Auftakt "in Belanglosigkeit" und fessle nicht mehr. Die Handlung wirke über weite Strecken einfallslos und werde plump erzählt. Der Tester ertappte sich dabei, wie er "genervt" auf die Uhr schaute und immer wieder den Kopf schüttelte - obwohl "Modern Warfare 3" toll aussehe und fantastisch klinge. Der wahre Tiefpunkt seien jedoch die sogenannten "Open Combat Missions", die rund die Hälfte der Story-Kapitel ausmachen und mit großer Handlungsfreiheit überzeugen sollen. Die frei begeh- und befahren Maps würden sich jedoch schnell als weitläufige Arenen entpuppen, in denen stumpf Auftragsziele abgehakt werden - "die spielerische Freiheit wirkt aufgesetzt und belanglos". Im Gegenzug gebe "Call of Duty" seine größte Stärke auf: die Blockbuster-Inszenierung.
"Golem.de" ist insgesamt etwas gnädiger. Doch auch dort heißt es: "Tatsächlich fühlt sich zumindest die Kampagne wie eine etwas größere Erweiterung an." Die Kampagne hätten die Tester in fünf Stunden durchgespielt - inklusive des Wiederholens von bestimmten Abschnitten. Zum Vergleich: Die Kampagne des direkten Vorgängers "Modern Warfare" benötigte rund acht Stunden Spielzeit. Die Story rund um Bösewicht Vladimir Makarov und die Protagonisten Ghost, Kate Laswell und Co. bietet laut "Golem.de" zudem "kaum größere Überraschungen". Das gilt auch für die Grafik. Erkennbar haben die Entwickler teils sogar bei sich selbst "geklaut" und Verssatzstücke aus bekannten Multiplayer-Maps als Kulissen in die Kampagne eingebaut.
"Ein Schatten seiner selbst"
Auf der englischsprachigen Seite "Kotaku.com" ist die Kritik an "Call of Duty: Modern Warfare III" deutlicher formuliert: Die Kampange "nervt größtenteils" und sei "ein Schatten ihres besseren Selbst". Die "Risse", die durch den Zeitdruck im jährlichen Entwicklungs-Turnus entstanden, "sind sichtbar", so "Kotaku". Die Kampagne würde erfahrene "Call of Duty"-Spieler nicht befriedigen und sich zu "leer und hohl anfühlen, um irgendwelche Ego-Shooter-Fans anzusprechen", so die vernichtende Kritik. Die Kampagne sei eher ein "Skelettgerüst eines Spiels, das deutlich besser sein könnte und sollte als es ist".
Die offenen Missionen würden zwar auf dem Papier gut klingen, doch in der Umsetzung seien die meisten dieser Maps zu uninteressant und die Aufgaben zu fade, kombiniert "mit einer KI an der Grenze zu unfair", wenn man versuche, die Mission unerkannt in Stealth-Taktik zu absolvieren. Gefallen hat dem "Kotaku"-Tester allerdings eine Drohnen-Mission mit einem eigenwilligen Ansatz - mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu spoilern.
Die Story gerät ebenfalls ins Fadenkreuz der Kritik. Schmerzlich vermisst werden die emotionalen Momente aus "Modern Warfare II" sowie die überraschenden Plot-Twists. Auch der Bösewicht sei nicht genug ausgestaltet.
Die schlechteste "CoD"-Kampagne aller Zeiten?
"TheGamingRevolution" sieht die Kampagne als "sinnloses Füllmaterial". Die Story sei "unglaublich schlecht geschrieben". Ähnlich klingt das bei "ModernWarzone", wo die Kampagne als "glanzlos" und "unzusammenhängend" beschrieben wird.
Auch auf "Reddit" zeigt sich deutlich die Kritik an der "Modern Warfare 3"-Erfahrung. Verwirrung, Enttäuschung und gehässige Memes sind der rote Faden durch den Subreddit zum Spiel. "Das ist wirklich die schlimmste 'CoD'-Kampagne, die ich je gespielt habe und 'Warzone' ist zu 100 Prozent daran Schuld", schreibt ein User. "Was für ein Schlag ins Gesicht." Er sei "entsetzt".
Die Anspielung auf 'Warzone' ist den offenen Missionen in "Modern Warfare 3" geschuldet, da sich diese in den Augen einiger Spieler wie "Mini-Warzone-Missionen" anfühlen würden. Ebenfalls ein roter Faden durch die Kritiken: die kurze Spielzeit von rund vier Stunden. Manche Gamer behaupten gar, sie hätten die Kampagne in rund drei Stunden durchgespielt.
Die Zombies verspäten sich
Was in den Augen von Kritikern unter anderem für die Theorie spricht, dass "Modern Warfare 3" eigentlich nur ein DLC sein sollte: Ko-Op-Missionen wird es keine geben. Der Zombie-Modus greift auf "Warzone"-Maps zurück. Installiert und erworben wird "Modern Warfare 3" wie ein DLC für "MW2". Noch deutlicher: Um das Spiel zu starten, muss man "Modern Warfare 2" öffnen - nun unter dem Titel "Call of Duty HQ" (wobei HQ für Head Quarter, sprich "Hauptquartier" steht).
"Call of Duty - Modern Warfare 3" erscheint am 8. November für PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X/S sowie PC (via Battle.net und Steam). Der Vollpreistitel kostet rund 80 Euro. Die Multiplayer-Funktionen und der Zombie-Modus werden erst zwei Tage später nachgereicht.