Sechs Jahre ist es nun schon her, dass der alte Captain America seinen Schild an den neuen übergab (in den Schlussszenen von "Avengers: Endgame", 2019). Und trotzdem muss sich Sam Wilson (Anthony Mackie) immer noch solche Gemeinheiten anhören: "Sie sind vielleicht Captain America. Aber Sie sind nicht Steve Rogers!" Nein, Sam Wilson alias Falcon alias Captain America ist nicht Steve Rogers. Aber spätestens nach dem 35. MCU-Film sollte endgültig Schluss sein mit den ewigen Vergleichen.
Außerdem neu im Kino: In der irrwitzigen Slapstick-Komödie "Hundreds of Beavers" wird der Jäger zum Gejagten, und mit "Wunderschöner" präsentiert Regisseurin, Autorin und Schauspielerin Karoline Herfurth die Fortsetzung zu ihrem Erfolgsfilm "Wunderschön" von 2022.
Captain America: Brave New World
Nate Moore, neben Marvel-Boss Kevin Feige einer der Produzenten von "Captain America: Brave New World", bezeichnete Sam Wilson im Vorfeld als Underdog im Stile eines Rocky Balboa. Und so, wie Rocky es immer wieder allen gezeigt hat, will es jetzt auch Sam Wilson allen zeigen. Zeigen, dass er es verdient, den Schild und das Red-White-and-Blue-Kostüm zu tragen. In der Serie "The Falcon and the Winter Soldier" (2021, Disney+) hatte er bereits Gelegenheit, sich in die neue Rolle einzufinden. Mit "Brave New World" kommt der neue Captain America nun zu seinem ersten Kino-Solo.
Wie bei neuen Marvel-Filmen üblich, wurde auch die Handlung von "Captain America: Brave New World" vor dem Kinostart weitestgehend unter Verschluss gehalten. Was man vorher immerhin schon erfahren konnte, unter anderem auch aus den Trailern: Harrison Ford feiert als neu gewählter US-Präsident Thaddeus "Thunderbolt" Ross sein Debüt im Marvel Cinematic Universe, und Ross hat große Pläne mit Captain America.
Obwohl die beiden sich in Fragen der nationalen Sicherheit nicht immer einig sind, möchte der Präsident den geflügelten Supersoldaten Captain America in ein "offizielles militärisches Amt" einführen. Für Sam Wilson wird es die bisher größte Bewährungsprobe. "Die globalen Machtverhältnisse verschieben sich", es knirscht, kracht und dröhnt dabei gewaltig - und so findet sich Captain America bald mittendrin in einem actionreichen Polit-Thriller-Komplott, das zu einer Bedrohung für die gesamte moderne Welt wird.
Das Drehbuch zu "Brave New World" wurde von einem mehrköpfigen Team um Rob Edwards, Malcolm Spellman und Dalan Musson erarbeitet, auf dem Regiestuhl saß Julius Onah ("The Cloverfield Paradox"). Neben Anthony Mackie in der Hauptrolle sowie Harrison Ford gehören unter anderem Giancarlo Esposito ("Breaking Bad"), Danny Ramirez, Tim Blake Nelson, Shira Haas sowie Liv Tyler zum Cast des 180-Millionen-Dollar-Blockbusters.
Hundreds of Beavers
Biber. Hunderte. Mannshohe, gemeingefährliche, hinterlistige Bestien, die vor nichts zurückschrecken. Eigentlich hätte Jean sie gerne einen nach dem anderen eingefangen, um ihnen für die Liebe seines Lebens das Fell über die Ohren zu ziehen. Aber nein, nicht in dieser Geschichte. In "Hundreds of Beavers", einer gerade einmal 150.000 Dollar teuren Schwarz-Weiß-Groteske von Mike Cheslik und Ryland Tews, wird der Jäger zum Gejagten.
Biber und Kino, das passt eigentlich überhaupt nicht zusammen. Oder doch? Vor ein paar Jahren schon wurden die pelzigen Großnager zu unverhofften Stars, als sie in der Horrorkomödie "Zombiber" (2014) eine Gruppe feiernder Teenager heimsuchten. Wer über diese - natürlich völlig überzeichnete und absurde - Biber-Apokalypse lachen konnte, wird sicher auch an "Hundreds of Beavers" viel Spaß haben. Dem Titel entsprechend laufen da wirklich Hunderte herum. Keine schlechten Computer-Animationen, sondern schlechte Kostüme wie aus einem Faschingsladen. Ein paar dämlich grinsende Hasen und Waschbären sind auch dabei. "Muss man gesehen haben, um es zu glauben", jubelte zuletzt das Magazin "Film Threat".
Mike Cheslik führte Regie, Ryland Tews spielt die (menschliche) Hauptrolle, das Drehbuch schrieben die beiden gemeinsam. Und diese irrwitzige Geschichte geht so: Im 19. Jahrhundert verliebt sich der amerikanische Apfelschnaps-Händler Jean Kayak (Tews) in die Tochter eines Pelzhändlers. Jean möchte die Holde gerne heiraten, doch ihr Vater fordert einen Brautpreis: Der Schwiegersohn in spe soll ihm das Fell hunderter Biber liefern. Der Beginn eines durchgeknallten Slapstick-Abenteuers, wie man es wirklich nicht alle Tage auf der großen Leinwand sieht.
Wunderschöner
Der Wahnsinn des Alltags mit allem, was Menschen zweifeln und verzweifeln lässt - nur dass man hier eben aus sicherer Distanz zusehen kann, wie andere sich plagen: Es ist irgendwie schon verständlich, dass und warum "Wunderschön" trotz ultimativen Normalo-Erzählungen so gut funktioniert hat. 2022 avancierte die episodisch angelegte Tragikomödie von und mit Karoline Herfurth zu einem der erfolgreichsten deutschen Filme seit Corona. Mit "Wunderschöner" legt Herfurth jetzt nach.
Ganz normale Menschen in ganz normalen Krisensituationen zeigen - das alleine ist es natürlich doch nicht. Herfurth, die sich parallel zur eigenen Schauspielkarriere längst auch als Autorin und Regisseurin etabliert hat, wurde im Zusammenhang mit "Wunderschön" vielfach für ihren feinfühligen und empathischen, zugleich aber auch charmanten und humorvollen Blick auf ihre Filmfiguren gelobt. Auch in "Wunderschöner" gibt es wieder diese kleinen, unscheinbaren Momente, die so viel sagen.
Zum Beispiel, wenn Vicky (Nora Tschirner) ihre wieder mal gestresste Freundin Sonja (Herfurth) innig umarmt, "Du bist wunderschön" sagt und Sonja damit zumindest für einen kurzen Augenblick aus ihrem Loch herausholt. Was Sonja so betrübt: Sie und Milan (Friedrich Mücke) haben sich inzwischen getrennt. Es war wohl richtig, einen Schlussstrich zu ziehen, aber als Sonja ihren Ex dann mit einer neuen Frau sieht, tut das doch weh. Was, wenn sie selbst nicht wieder jemanden findet, der zu ihr passt?
Neben Sonja leiden auch die übrigen Figuren dieses Fortsetzungs-Films wieder unter diversen großen und kleinen Problemen, die einem das Leben so vor die Füße wirft. Für Nadine (neu im Cast: Anneke Kim Sarnau) etwa bricht eine Welt zusammen, als ihr Mann sich auf eine andere Frau einlässt. Juli (Emilia Schüle) fühlt sich in ihrem neuen Job als Aufnahmeleiterin beim TV nicht richtig verstanden. Und die junge Lilly (Emilia Packard) scheint einfach allgemein noch nicht richtig zu wissen, was sie vom Leben will (oder nicht will). Nur schön soll es eben sein, das möchten sie alle. Oder eben: "Wunderschöner" als es jetzt ist.