Landarztquote: "Zahlen sind mehr als alarmierend"

Medizin Landtag verabschiedet Landarztgesetz, um ärztliche Unterversorgung zu vermeiden

Dresden. 

Der sächsische Landtag hat kürzlich das "Gesetz zur Stärkung der ärztlichen Versorgung im Freistaat Sachsen" verabschiedet. Kernpunkt ist die Einführung einer sogenannten Landarztquote. Diese ermöglicht Bewerbern die Aufnahme eines Medizinstudiums außerhalb des Numerus Clausus (NC), also dem erforderlichen Notendurchschnitts, um sich für ein Studium einzuschreiben. In Sachsen liegt der NC derzeit bei 1,0. Diese Voraussetzung können Bewerber künftig umgehen, wenn sie sich dazu verpflichten, nach dem Abschluss in einem hausärztlich unterversorgten oder von der Unterversorgung bedrohten Gebiet in Sachsen zu praktizieren - vorzugsweise im Bereich der Allgemeinmedizin für die Dauer von zehn Jahren.

Großteil der Ärztinnen und Ärzte bald in Rente

"Die Zahlen sind mehr als alarmierend. Von den rund 2.600 Hausärztinnen und Hausärzten in Sachsen wird aus Altersgründen in den nächsten fünf bis sieben Jahren ein Großteil ausscheiden", so Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping. "Um es deutlich zu machen: Jede vierte Ärztin beziehungsweise jeder vierte Arzt ist über 60 Jahre." Mit dem Landarztgesetz sollen junge Menschen zu einer ärztlichen Tätigkeit in einem unterversorgten Gebiet motiviert werden. Köpping: "Mit der Sicherung der wohnortnahen ärztlichen Versorgung haben wir eine sehr große Aufgabe zu bewältigen, die eine zentrale Rolle für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft spielt. Damit das gelingt, benötigen wir auch die Hilfe der Kommunen vor Ort, die beispielsweise bei der Bereitstellung von geeigneten Praxisräumen und Wohnungen unterstützen können."

 

Mehr Studienplätze und Netzwerktreffen

Die Einführung der Landarztquote ist Teil der Umsetzung des 20-Punkte-Programms zur medizinischen Versorgung, welches das sächsische Kabinett im Juni 2019 beschlossen hatte. Weitere Maßnahmen des Programms, die bereits jetzt umgesetzt werden, betreffen die Schaffung von mehr Studienplätzen, beispielsweise im ungarischen Pécs oder mit einem Modell-Studiengang in Chemnitz sowie die Weiterführung von Stipendienprogrammen für Studierende. Außerdem läuft die Förderung von Weiterbildungsverbünden und Ärztenetzwerken, hierzu fand beispielsweise Anfang September die Auftaktveranstaltung des Fortbildungsverbundes der Kinder- und Jugendpsychiatrie statt. Auch beim Treffen des Netzwerkes "Ärzte für Sachsen" am 22. September in Gröditz haben sich alle Akteure im Gesundheitswesen über geeignete Strategien zur Nachwuchsgewinnung und -entwicklung ausgetauscht.

 

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