Leipzig. Wenn der Deutsche Wetterdienst (DWD) bei schweißtreibenden 27 Grad um 10 Uhr morgens für mehrere Tage eine Hitzewarnung herausgibt, könnten wir in der Klimakrise angekommen sein. Gleichzeitig wächst die Messestadt, und es werden hier verstärkt Bäume und Sträucher für Neubauten gerodet. Der Leipziger Umweltbund Ökolöwe schlägt Alarm. Aktuell warnt nämlich der DWD wegen "verringerter nächtlicher Abkühlung insbesondere im dicht bebauten Stadtgebiet von Leipzig vor zusätzlicher Belastung" Sind das Folgen zunehmender Flächenversiegelung?
Neupflanzungen wurden vernachlässigt
Während Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) die Messestadt in der Öffentlichkeit oft und gerne "baumstark" nennt, ist für den Ökolöwen das Ziel, hier jährlich 1000 neue Straßenbäume zu pflanzen, seit Jahren gründlich verfehlt. Jener Plan war bereits im Luftreinhalteplan von 2009 fest verankert.
2019 hatte der Stadtrat zwar ein entsprechendes Straßenbaumkonzept zur Erhöhung des Baumbestands beschlossen, doch hapert es dem Ökolöwen massiv an der Umsetzung. 64 Prozent aller Straßen in Leipzig seien baumlos, schreibt der Umweltbund auf seiner Webseite. Das entspreche einer Strecke von 1120 Kilometern.
Noch keine Neupflanzungen 2022!
Eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen an den Stadtrat zu dem Thema im März ergab, dass in der Messestadt 2019 genau 332 Straßenbäume neu gepflanzt wurden, ein Jahr darauf 522 und 2021 nur 283. Und im aktuellen Jahr gab es für Leipzig offenbar noch garkeine jungen Straßenbäumen! "Wenn das in diesem Tempo weitergeht, dann wird die Stadt ihr Ziel erneut verfehlen und ein Großteil von Leipzigs Straßen bleibt baumlos", befürchtet der Ökolöwe.
Bäume geben Schatten, dämmen Lärm, binden Schadstoffe und CO2, produzieren Sauerstoff, speichern Wasser, bieten Lebensraum für Tiere, wirken als Schutzwall gegen Windböen, wirken beruhigend und verschönern nicht zuletzt das Stadtbild. "Ein Baum braucht viele Jahre, um klimawirksam zu sein", weiß der Ökolöwe. Bis seine Krone aber nennenswert Schatten spende und die Holzmasse Kohlenstoff speichere, vergingen 15 bis 20 Jahre, schreibt er und warnt: "Angesichts der fortschreitenden Klimakrise mit ihren verheerenden Folgen können wir uns die Untätigkeit der Leipziger Entscheidungsträger:innen nicht leisten". Seine Forderung: "Es müssen alle Ressourcen mobilisiert werden, um den Straßenbaumbestand zu vergrößern - und zwar sofort!"
Sind die Trockenjahre verantwortlich?
Die Stadtverwaltung begründet den zahlenmäßig fehlenden Ausgleich des Baumbestandes in der Messestadt indes mit hohen Ausfällen von Park- und Grünanlagenbäumen durch die Trockenjahre 2018 bis 2020. Allerdings verkündete sie in ihrer schriftlichen Antwort auf genannte Grünenanfrage, dass 2021 die zur "Umsetzung des Straßenbaumkonzeptes der Stadt Leipzig eingerichteten Stellen für Planung von Baumpflanzungen vollständig besetzt" worden seien. Die Realisierung von Baumpflanzungen könne nun sukzessive erhöht werden - ...wäre da nur nicht die Trockenheit!
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