Als Bergleute Strom statt Silber lieferten

Bergbau Förderverein des Drei-Brüder-Schachtes feiert 30-jähriges Gründungsjubiläum

Freiberg/OT Zug. 

Freiberg/OT Zug. Der Drei-Brüder-Schacht Zug birgt in seinem Stollensystem als Bergbaueinrichtung eine einzigartige technische Lösung: das Kavernenkraftwerk. Nachdem der hier seit dem 16. Jahrhundert vorangetriebene Abbau von Silber, Kupfer und Bleierzen versiegte, fanden pfiffige Ingenieure und Bergleute vor knapp 100 Jahren eine weltweit beachtete geniale Lösung. Sie wussten das betagte Schachtsystem zu nutzen, um hier das aufkommenden Medium Strom zu produzieren. 1913 wurde in einer aufstrebenden Phase der Elektroindustrie mit dem Einbau der neuen Generatoren-Technik begonnen. Das ohnehin in Unmengen zur Verfügung stehende Grund- und Grubenwasser ließen die Bergleute unter hohem Druck aus großer Fallhöhe auf die in einem Unterwerk positionierten Turbinen donnern. Der so in 133 und 272 Metern Tiefe produzierte Strom wurde in das Überlandnetz eingespeist, an dem Brand-Erbisdorf, Langenau und Großhartmannsdorf mit 27 größeren Unternehmen sowie die Hütte in Muldenhütten und ab 1921 Teile Freibergs angeschlossen waren. Das frühe Beispiel regenerativer Energiegewinnung war geschaffen, die Region erhielt für ihren wirtschaftlichen Werdegang einen wesentlichen Impuls aus dem Bergrevier.

 

Engagierte Menschen gründen nach der Wende einen Verein

Dieser herausragenden technischen Lösung der Vorgängergeneration fühlen sich die Mitglieder des Fördervereins des Drei-Brüder-Schachtes Zug verpflichtet. Interessiert am Bergbaugeschehen fanden sich mit der Wende engagierte Einheimische zusammen, die dem, seit Aufgabe des Kraftwerks 1972, einsetzenden fortschreitenden Verfalls des Standortes nicht mehr tatenlos zusehen wollten. "Die beispielhafte Errungenschaft musste für die Nachwelt erhalten werden. Und so gründeten wir am 13. Oktober 1992 unseren Förderverein", konstatierte jetzt Michael Schönfeld. Der hatte zusammen mit seinen Vereinsfreunden am Wochenende zu einer Feierstunde im Treibehaus eingeladen. Gemeinsam mit Bergbauexperten, Projektförderern und Wissenschaftlern sowie Vertretern der Stadtpolitik und befreundeter Bergbauvereine wurde das 30-jährige Bestehen der Interessengemeinschaft gewürdigt.

 

Wie unsere Ahnen bereits vor vielen Jahren Energie vor Ort produzierten

Mit Genugtuung berichtete der Vorsitzende vom erfolgreichen Werdegang der Vereinigung und den vollzogenen beachtlichen Sanierungsmaßnahmen. Mit Blick auf aktuelle Energie- und Umweltdiskussionen verwies er auf die von der Vorgängergenerationen entwickelte vorbildhafte Technologie, vor Ort regenerative Energieträger zu erschließen. Auch Hochschullehrer Helmuth Albrecht, Impulsgeber der Montanregion Erzgebirge-Idee, würdigte diese besondere technische Gegebenheit in seinen Grußworten. "Diese Form der Energiegewinnung für Bergbaunachfolgeeinrichtungen ist einmalig. Das Kavernenkraftwerk gilt als Schnittstelle von Bergbau und Energiegewinnung. Daher war es selbstverständlich, diesen authentischen Standort in die Welterbe-Beiträge der Montanregion Erzgebirge einzuordnen. Dieses hier einst erlangte Wissen und Können gilt es weiterzugeben. Dazu trägt der Förderverein beispielhaft bei."

Haben die Vereinsfreunde in den zurückliegenden drei Jahrzehnte tatkräftig für den Erhalt des Standortes gesorgt, halten sie indes auch unbeirrt daran fest, jenes derzeit nicht mehr funktionstüchtige Kavernenkraftwerk zumindest für Schauzwecke gangbar machen zu können.

 

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