"Unerträglich": Tierpfleger Jörg Gräser bei Lesung über menschliche Profitgier

Lesung Tierische Geschichten mit Herz: Jörg Gräser stellt sein Buch in Mittweida vor

Mittweida. 

Wenn Jörg Gräser den Raum betritt, wird es still - zumindest für einen Moment. Dann folgen Lachen, Applaus und die gespannte Aufmerksamkeit eines Publikums, das ihn liebt. Der sympathische Tierpfleger aus dem Zoo Leipzig war am Samstag in Mittweida zu Gast, um sein Buch "Gräsers Tiergeschichten" vorzustellen - ein liebevoller Blick auf seine tierischen Weggefährten und die besonderen Momente eines Tierpflegerlebens.

Die unendliche Tierliebe - seit jeher

In seinem neuen Werk erzählt Gräser von Erdmännchen, Wölfen und einem Marder - aber vor allem von Begegnungen voller Emotionen. Es geht um Vertrauen, Respekt und skurrile Alltagsmomente im Zoo und daheim, die man nicht erfinden könnte. "Die Tiere haben mir viele Momente beschert, die man im Leben nie wieder vergisst", sagte Gräser während der Lesung. Und machte mit jedem Satz deutlich, wie sehr er die Tiere liebt - und wie sie es ihm immer wieder dankten. Da war ein kleiner Star, dem ihn eine Frau abends um 23.30 Uhr mehr tot als lebendig vorbeibrachte. Doch "Johnny" wurde von den Gräsers daheim liebevoll aufgepeppelt und war handzahm geworden, als er irgendwann mit einem Vogelschwarm in seine natürliche Umgebung zurückkehrte. Eine richtig verrückte Geschichte mit Tieren erlebte Gräser bereits im ersten Lehrjahr. Dort zog er einen kleinen Steinmarder auf und "schmuggelte" ihn sogar mit in das Lehrlingswohnheim, wo er für die ein oder andere Anekdote sorgte.

Ernste Worte gehörten dazu

Doch Gräser fand auch ernste Worte. Er finde es unerträglich, was der Mensch der Natur antut - überall auf der Welt. "Tiere und Pflanzen" werden aus Profitgier ausgenutzt und unter unfassbaren Bedingungen gehalten", so der Tierpfleger. Es sei in Ordnung, dass der Mensch sich von Tiere ernähre. "Aber muss den abends die Kaufhalle noch voller Fleisch sein, dass dann verdirbt? Müssen täglich etliche Tiere sterben, nur um dann weggeworfen zu werden? Das ist nicht okay". Auch dafür gab es donnernden Applaus.

Bekannt und beliebt durch bekannte MDR-Doku

Dass Gräser überregional bekannt ist, liegt nicht zuletzt an seinen vielen Auftritten in der MDR-Doku "Elefant, Tiger & Co". Doch Star-Allüren sind Gräser völlig fremd. Im Gegenteil: Er blieb nach der Lesung lange für Autogramme, Selfies und persönliche Gespräche - auch vorher nahm er sich schon Zeit dafür. Viele Gäste hatten bereits das Buch "Gräsers Tiergeschichten" erworben und wollten es sich signieren lassen - oder kauften es vor Ort. Und auch Fragen gab es reichlich an den Tauchaer, der zugab, dass es nicht immer leicht sei, mit einem Tierpfleger verheiratet zu sein - angesprochen auf das Verständnis seiner Ehefrau.

Ein Event für Tierfreunde und die, die es noch werden wollen

Die Veranstaltung war nicht nur eine Buchvorstellung, sondern ein Event, das berührte. Organisiert wurde sie von der Stadtbibliothek Mittweida - und sie war mit geschätzten knapp 300 Besuchern sehr gut besucht. "Jörg Gräser ist der beliebteste Tierpfleger Sachsens und wir freuen uns sehr, dass er heute hier war", sagte Bibliotheksleiterin Katrin Knobloch abschließend, die eingangs von "einem kleinen Mädchen sprach, das schon als Kind wahnsinnig gern den Zoo Leipzig besuchte - gemeint war sie selbst. 

 

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