Glockengusskunst aus Freiberg: Handwerk für Merseburger Dom

Aktion Glockengießer-Dynastie der Hilliger-Familie soll bewahrt werden

Freiberg. 

Freiberg. Gut gelaunt präsentierte Kunstgießer Sascha Döhler die Schriftbänder, mit denen die Buchstaben für eine besondere Glocke in die für ihren Guss notwendige Form gestanzt wurden. Der unförmige Kasten im Hintergrund beherbergt die äußere Form jener Glocke, die in den vergangenen Wochen im Sächsischen Metallwerk Freiberg unter Federführung des Hilliger-Vereins für den Merseburger Dom gegossen wurde. Sascha Döhler, sein Bruder Christian und beider Vater Klaus sorgten in ihrem Unternehmen Mikromat Direktform für die Herstellung der Form.

Dabei kam ein einzigartiges, neues Herstellungsverfahren zur Anwendung, welches die Hilligers gemeinsam mit der TU Bergakademie Freiberg entwickelt haben und das computergestützt präzise arbeitet.

Glockengießer-Dynastie soll bewahrt und fortgesetzt werden

Die Erleichterung war allen Beteiligten anzumerken, als vor zwei Wochen im sächsischen Metallwerk Freiberg die 1.100 Grad heiße Kupfer-Zinn-Legierung in die Form gegossen worden war, um dort zu einer Glocke zu erstarren, die ab dem 1. Oktober das historische Geläut des Merseburger Doms ergänzen und entlasten soll. Federführend zuständig für dieses Projekt war der Hilliger-Verein, dessen vornehmliche Aufgabe es ist, die Geschichte der vor hunderten Jahren sehr erfolgreichen Freiberger Glockengießer-Dynastie der Hilliger-Familie zu bewahren und, nach Möglichkeit, fortzusetzen. "Es ist schon immer ein Traum von mir gewesen, dass in Freiberg wieder Glocken gegossen werden können", sagte Volker Haupt, Vorsitzender des Vereins.

Mit dem Guss der Glocke für Merseburg sei man dem Ziel ein gutes Stück näher gekommen, dieses Handwerk erneut in der Silberstadt zu etablieren. Finanziert wird das aktuelle Projekt durch die Friede-Springer-Stiftung. Die berühmte Verlegerin war zum Guss ebenso nach Freiberg gekommen wie zahlreiche weitere Beteiligte aus Merseburg. Am Rand des erfolgreichen Gusses gab es einen Satz von Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger, der spontan beklatscht wurde. Er begrüßte nämlich die Abordnung der historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft mit den Worten: "Es ist so schön euch wiederzusehen nach der langen, langen Zeit." So gab es mehr als nur einen Höhepunkt an diesem Tag.

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