"Jetzt oder nie!": Wie eine alleinerziehende Mutter mit ihrer Tochter die Welt bereiste

Mut, Freiheit, Abenteuer "Ich wollte, dass meine Tochter ein paar unbeschwerte Jahre als Kind hat" - Zwei Jahre in 20 Ländern - wie diese Reise ihr Leben veränderte

Döbeln. 

Zoey ist bereits Halbwaise - ihr Vater verstarb, als sie gerade einmal eineinhalb Jahre alt war. Seitdem war Denise auf sich allein gestellt, arbeitete Vollzeit und jonglierte zwischen Job, Haushalt und Muttersein. Ihr Alltag? Strukturiert bis ins letzte Detail. Dann wagt sie das Abenteuer ihres Lebens: 2 Jahre, 20 Länder, unzählige Erlebnisse. Wie diese Reise ihr Leben veränderte.

Funktionieren anstatt zu leben - Der Weg raus aus dem Hamsterrad

"Unser Leben war so durchgetaktet - morgens Kita, dann Büro, abends Haushalt. Es gab einfach keinen Raum für Spontanität. Ich wollte raus aus diesem Hamsterrad." Die Pandemie brachte dann die große Wende. "Ich durfte ins Homeoffice - und irgendwann wurde der Ruf nach Freiheit lauter. Ich dachte: Jetzt oder nie!"

 

 

Denise wollte vor allem eines: ihre Tochter noch einmal richtig Kind sein lassen. "Sie war die Erste in der Kita, dann bin ich ins Büro nach Leipzig gefahren. Und nachmittags 16.30 Uhr war sie meist die Letzte, die abgeholt wurde. Ich wollte ihr zeigen, dass die Welt nicht nur aus Verpflichtungen besteht, sondern voller Abenteuer steckt."

Ohne feste Pläne, aber mit einer großen Portion Mut, brachen sie auf. "Ich wollte, dass meine Tochter andere Kulturen kennenlernt und versteht, dass nicht alle so privilegiert leben wie wir in Deutschland. Und natürlich wollte ich auch selbst neue Abenteuer erleben. Das alles haben wir geschafft."

20 Länder in zwei Jahren - und unzählige Erinnerungen

Von Südafrika über Mittelamerika bis nach Asien - in zwei Jahren bereisten Denise und Zoey 20 Länder. "Mexiko und Bali sind uns besonders ans Herz gewachsen. Die Menschen dort haben uns mit so viel Herzlichkeit empfangen."

Unterwegs begegneten sie anderen reisenden Familien, lernten von alleinerziehenden Müttern in Mexiko, die mit mehreren Jobs ums Überleben kämpfen, und wurden auf Bali sogar in eine einheimische Familie integriert.

Zoey, die bei Reisebeginn erst vier Jahre alt war, blühte in der neuen Umgebung auf. "Sie war jeden Tag draußen, meist barfuß. Ich musste sie nie wecken, sie war nie krank. Sie ist mit Delfinen geschwommen, hat Walhaie im Pazifik gesehen - und war mit fünf Jahren komplett zweisprachig. Wer hätte gedacht, dass ein Kind so viel in so kurzer Zeit lernen kann?"

Eine ihrer eindrucksvollsten Erinnerungen? "In Südafrika hat ein Affe ihre Pizza geklaut - das fand sie gar nicht witzig!" 

"Ich hatte keine Zweifel - nur Dankbarkeit"

Gab es schwierige Momente? "Klar, als Alleinerziehende bist du 24/7 für alles verantwortlich. Keine Pause, kein Abschalten. Es gab Tage, an denen ich einfach nur mal fünf Minuten für mich gebraucht hätte - aber das geht auf Reisen nicht. Du bist ständig in Bewegung, immer im Planen, immer am Organisieren."

Dennoch kam nie der Gedanke auf, abzubrechen. "Zweifel? Niemals! Ich wusste immer: Wenn irgendetwas nicht klappt oder Zoey nicht mehr will, dann gehen wir zurück."

Die Reise war nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Bereicherung. "Ich habe gelernt, Kontrolle loszulassen und ins Vertrauen zu gehen. Früher habe ich alles durchgeplant - heute weiß ich, dass das Leben oft schönere Pläne hat, wenn man sich darauf einlässt."

Besondere Begegnungen und Inspiration unterwegs

Nicht nur die Orte, sondern vor allem die Menschen, die sie auf ihrer Reise trafen, haben Denise tief beeindruckt. "Die Frauen in Mexiko haben mich geprägt. Viele von ihnen sind alleinerziehend, arbeiten mehrere Jobs gleichzeitig und haben keine finanzielle Unterstützung. Und trotzdem: Sie lächeln, sie kämpfen, sie geben nicht auf. Ich dachte oft: Wenn sie das schaffen, dann kann ich das auch."

Auf Bali wohnten Denise und Zoey eine Zeit lang bei einer einheimischen Familie. "Wir waren gut integriert und haben einen ganz anderen Blick auf das Leben dort bekommen. Diese Begegnungen haben mir gezeigt, dass man nicht viel besitzen muss, um glücklich zu sein."

Zurück in Deutschland - und doch für immer Reisende

Nach zwei Jahren kehrten Denise und Zoey zurück nach Döbeln. "Für mich ist die Welt mein Zuhause, aber aktuell sind wir hier, weil es für meine Tochter das Beste ist." Mittlerweile hat Denise einen Raum für psychologische Beratung und Persönlichkeitsentwicklung eröffnet. "Ich möchte andere Frauen ermutigen, ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten. Dazu gehört, sich selbst besser kennenzulernen und alte Muster zu durchbrechen."

Und die Reiselust? "Die ist noch da! Aber erstmal ist Zoey reisemüde und das Bankkonto leer", sagt Denise mit einem Augenzwinkern. "Und mit der Schulplficht verändert sich ja die Flexibilität. Aber wir werden immer Reisende bleiben."

Was sie am Reisen vermisst - und was sie am sesshaften Leben genießt

"Ich vermisse die Sonne, die Freundlichkeit & Offenheit der Menschen und das frische exotische Obst." Aber sie sieht auch die Vorteile des Ankommens. "Ich genieße es, wieder eine Wohnung zu haben, unseren Rückzugsort. Und ich bin dankbar für Dinge, die viele als selbstverständlich sehen - kostenloses Trinkwasser, ein gutes Bildungssystem, eine sichere medizinische Versorgung."

Ihr Tipp an andere Eltern?

"Tut es! Der erste Schritt ist der schwierigste. Aber es gibt immer Wege - egal mit welchem Budget. Wer Fragen hat, kann mich gern kontaktieren." (Mehr über Denises Projekte auf ihrer Website oder auf Instagram: @selbstliebeundbeziehungen)

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