EM-Kompakt: Heimspiel-Finale für England!

FUSSBALL Italien ist im "Wembley-Stadium" der Endspielgegner.

Italien gewinnt Taktikschlacht & Nervenkrimi

Jorginho schoss mit seinem Elfmeter die "Squadra Azzurra" ins Finale der Europameisterschaft. Vor 60.000 Zuschauern im "Wembley-Stadium" gewann das Team von Roberto Mancini mit 5:3 nach Elfmeterschießen gegen Spanien. Nach 90 Minuten ist allerdings das Team von Luis Enrique das bessere gewesen, dennoch stand am Ende der regulären Spielzeit 1:1-Unentschieden. Die Italiener, die enorm kämpfen mussten, hatten final am Elfmeterpunkt die besseren Nerven.

Italien begann stürmisch, jedoch rissen die Spanier das Spiel nach zehn Minuten direkt an sich und begannen es zu dominieren. Italien konnte dadurch - entgegen der fünf vorherigen Partien - nur noch, wie beispielsweise gegen das hohe Pressing, reagieren. Dazu kontrollierte das spanische Mittelfeld um den erfahrenen Kapitän Sergio Busquets sowie dem 18-jährigen Talent Pedri das Geschehen. Italien wurde damit zum Verteidigen gezwungen, wenngleich ein ums andere Mal eine offensive Aktion initiiert werden konnte. Vor allem der eingebürgerte Jorginho agierte dabei als Kopf und Kämpfer in dieser unglaublichen Taktikschlacht. Mikel Oyarzabal, der den Vorzug gegenüber Álvaro Morata erhielt, hatte für die "La Furia Roja" die Chance zur Führung, gleiches galt für Dani Olmo von RasenBallsport Leipzig. Beide vergaben. Auf der anderen Seite zögerte Nicoló Barella zu lange beim Abschluss, dazu verfehlte ein Schuss von Emerson knapp das Tor.

Spanien erhöht Druck

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Spanien den Druck, der Treffer gelang aber den Italienern. In der 60. Minute schloss Federico Chiesa einen Konter mit einem Traumtor eiskalt ab. Spanien antwortete wütend und Oyarzabal vergab dabei den nächsten Hochkaräter. Morata, der unmittelbar nach dem Rückstand eingewechselt wurde, glich zehn Minuten vor Abpfiff nach Doppelpass mit Olmo verdienterweise aus. In der Verlängerung geschah nichts Nennenswertes, beide Teams wollten Fehler zwingend vermeiden, ergo ging es zum Showdown ins Elfmeterschießen.

Manuel Locatelli und Dani Olmo versagten als erste Schützen gleich die Nerven, die nächsten beiden Strafstöße beider Mannschaften konnten verwandelt werden. Federico Bernardeschi brachte Italien mit 4:3 in Führung, danach vergab ausgerechnet Italien-Legionär Morato. Den fünften - und zugleich letzten - Elfmeter verwandelte Jorginho sicher und sorgte nach diesem Nervenkrimi dafür, dass Italien seit 53 Jahren wieder die Möglichkeit hat, Europameister zu werden. Und die Chance ist natürlich vorhanden, da die "Squadra Azzurra" nicht mehr nur Catenaccio beherrscht, sondern zugleich auch mit Tempo-Fußball auf höchstem Niveau überzeugt. Die letzten beiden Finalteilnahmen - 2000 gegen Frankreich und 2012 gegen Spanien - gingen verloren.

England fliegt mit "Schwalbe" ins Finale

Die englische Nationalmannschaft steht dagegen zum ersten Mal in einem EM-Finale. Vor 60.000 Zuschauern im "Wembley-Stadium" setzten sich die "Three Lions" mit 2:1 nach Verlängerung gegen Dänemark durch. Der siegbringende Treffer war ein schmeichelhafter Elfmeter, den Harry Kane im Nachschuss erst verwandeln konnte.

England begann erstaunlich schwach und wirkte dezent beeindruckt von Kulisse und Kontrahent, bei dem vor allem Kasper Schmeichel einen bockstarken Abend erwischte und die Engländer mit mehreren Paraden zur Verzweiflung brachte. Seine defensiven Vorderleute wiederum tauchten Mitte der ersten Halbzeit das erste Mal gefährlich vor Jordan Pickford auf, Mikkel Damsgaard schlenzte aber knapp am Kasten vorbei. Nach einer halben Stunde machte er es bei einem ruhenden Ball besser. Mit einem tollen Freistoß aus 25 Metern bescherte "Danish Dynamite" den Engländern den ersten Gegentreffer überhaupt in diesem Turnier. Diese antworteten wütend und erzwangen noch vor der Pause den Ausgleich, eine Hereingabe von Raheem Sterling bugsierte der dänische Kapitän Simon Kjaer unglücklich ins eigene Tor - Es war das nunmehr schon das elfte Eigentor dieser EM!

Das Tor tat dem Spiel keineswegs gut, denn beide Mannschaften scheuten daraufhin wieder das Risiko, sodass nur ganz wenige Möglichkeiten verzeichnet werden konnte. So musste Schmeichel einen Kopfball von Harry Maguire einzig um den Pfosten wickeln. Auch das zweite Halbfinale ging in die Verlängerung - und hätte der Schiedsrichter Danny Makkelie aus den Niederlanden in der 104. Minute nach Schwalbe von Sterling den Video Assistant Referee (VAR) befragt, wäre es auch zu einem Elfmeterschießen gekommen. Dem war aber nicht so: Kane seinen schwach getretenen Strafstoß konnte Schmeichel abwehren, allerdings war er gegen den Nachschuss des englischen Kapitäns machtlos. Ein dominantes England drehte die Partie in der Verlängerung. Braithwaite hatte in der zweiten Hälfte dieser die einzige Ausgleichschance für Dänemark, das nach einem sehr starken Turnier nun ausgeschieden ist - und einen ähnlichen Coup wie 1992, als man im eigenen Land Europameister wurde, verpasst. Die Engländer wiederum können am Sonntagabend Geschichte schreiben. Und das - wie schon bei dem WM-Titel 1966 - im eigenen Land, mit einem Heimspiel in London.

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