Reisen kann so schön sein - oft aber auch die Umwelt belasten

NACHHALTIGKEIT Umweltschonend reisen - kein Widerspruch

Jeder möchte mal eine Auszeit von seiner Arbeit. So sehr manche von uns ihre Jobs auch mögen, so ist Arbeit doch eine größtenteils fremdbestimmte Zeit. Selbst dann, wenn wir selbstständig sind, wird unsere Tätigkeit immer noch von den Zwängen der Wirtschaftlichkeit diktiert. Die Erwerbstätigkeit ist eine Notwendigkeit um unser Obdach und täglich Brot in dieser teuren Welt zu finanzieren und für die kleinen Annehmlichkeiten die sich mit Geld kaufen lassen, doch sie funktioniert nicht ohne den Urlaub. Erholung ist unabdingbar um unseren Körper und Geist zu erfrischen und seine Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Warum beim Urlaub auf die Umwelt achten?

Weil wirklich jeder Erholung verdient hat und wir im Alltag oft einiges einstecken und unsere Bedürfnisse an zweite und dritte Stelle setzen um den Bedürfnissen unserer Angehörigen und Arbeitgeber gerecht zu werden, ist es verständlich, dass man sich etwas empört, wenn man nun auch beim Thema Urlaub nicht einfach das machen kann was man möchte. "Man gönnt sich ja sonst nichts!" - Und das stimmt ja auch oft. Und warum sollten wir uns so sehr einschränken, während es vielen scheinbar nicht wichtig ist und sie dabei auch noch eine gute Zeit haben?

Aber Rücksicht muss nicht heißen, dass der Zweck des Urlaubs verkommt! Und die Erholung sollte wirklich niemals unter den Tisch fallen! Menschen wollen aber nicht nur Erholung: Manche wollen auch Familie und Freunde besuchen, neue Kulturen erleben, neue Erlebnisse und Eindrücke erfahren, abenteuerlich sein, die Natur hautnah erleben, oder alles zusammen.

Die Entscheidung all diese Ziele fortan mit einem Nachhaltigkeitsanspruch zu verfolgen ist hingegen ein wenig philosophisch. Denn je nachdem wie unser Budget aussieht ist freilich einiges möglich was Urlaubsreisen anbelangt. Der Raum des Möglichen wird jedoch fortan nicht mehr dadurch abgesteckt, was man sich leisten kann und worauf man Lust hat, sondern wird noch mal ordentlich eingeschränkt durch das, was man für vertretbar hält. Und das ist letztlich eine moralische Einschätzung. Wer nachhaltig denken will, muss dies allerdings nachhaltig tun: Das heißt, Verzicht darf sich nicht wie Verzicht anfühlen, nicht schlecht wie eine Strafe, sondern interessant und erfüllend, sonst hat man auch schnell keine Lust mehr darauf. Es ist also wichtig bei der nachhaltigen Urlaubsplanung bei seinen Bedürfnissen anzufangen und diesen bei der Planung gerecht zu werden.

Mit "weniger" zufrieden sein

Mit "weniger" zufrieden zu sein heißt eigentlich immer, dass man sich in Dankbarkeit, Neugierde für das Unbekannte im Bekannten, und Verwunderung für die Details übt und dass man lernt seine eigenen Gedankenmuster zu hinterfragen. Beispielsweise sind wir oft sehr schlecht darin vorherzusehen wie sehr uns etwas glücklich machen wird.

Ein Großteil der Freude, die wir an einem Urlaub haben, kommt häufig gar nicht vom Urlaub selbst, sondern von der Vorfreude auf das Ereignis. Wir glauben oft, dass wir am außerwählten Ort sehr viel glücklicher als sonst sein werden und wir sind tatsächlich im Urlaub oft besser gelaunt als in der restlichen Zeit, doch während die Umweltbelastung einer Reise in die Ferne oft zwei, vier oder sogar zehn mal so hoch ist, wie ein Urlaub in der Region, kann man schon froh sein, wenn man zwei mal so glücklich ist, wie bei einem Urlaub in der Region.

Tatsächlich sind Menschen oft relativ stabil in ihrem individuellen Glücklichkeits-level. Ein griesgrämiger Mensch ist dies auch im Urlaub, und eine Frohnatur, bringt ihre gute Laune überall hin mit. Wer dies beachtet, kann auch ein weniger exotisches Reiseziel wählen und weiß, dass er oder sie mit dem richtigen Plan, der auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist, eine ausgezeichnete Zeit haben wird!

Das richtige Transportmittel wählen

Das Flugzeug hat bereits den Ruf besonders umweltschädlich zu sein. Es hat mit 214g CO2 pro Kilometer und Person (in 2019) die größten Umweltauswirkungen. Hinzu kommt, dass mit dem Flugzeug tendenziell auch noch längere Strecken zurück gelegt werden. Das Auto schneidet mit 154 (2019) ebenfalls schlecht ab. Eisenbahn und Fernbusse schneiden mit 29 g/Pkm am Besten ab (Statistisches Bundesamt). Die CO2-Emissionen machen aber dabei nur etwa ein Drittel der Klimawirkung aus. Kondensstreifen spielen in den verbleibenden zwei Dritteln eine große Rolle (DLR). Sie lösen sich zwar nach einer Weile auf, werden aber kontinuierlich neu in die Atmosphäre eingebracht und entwickeln in ihrer schieren Anzahl einen bemerkenswerten Treibhauseffekt. Auch, dass die Abgase in bestimmten hohen Schichten der Atmosphäre ausgestoßen werden wirkt sich negativ aus. Einige Effekte der Flugzeugimmissionen wirken sich hingegen kühlend aus. Alle zusammen genommen hat der Flugverkehr allerdings einen aufheizenden Effekt auf die Atmosphäre. Nämlich macht der Luftverkehr insgesamt 3,5% der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung aus.

Man geht davon aus, dass rund 80% der Weltbevölkerung noch nie ein Flugzeug genutzt haben. Laut einer Studie von Gössling und Humpe (2020), werden ganze 50% der Emissionen im privaten Flugverkehr von nur 1% der Weltbevölkerung emittiert. Die allermeisten Menschen sind also Nie-Flieger oder Ein-Paar-Mal-im-Leben-Flieger. An der Spitze der Vielflieger stehen meist Geschäftsreisende mit etlichen internationalen Zielen im Jahr und die meisten Urlauber befinden sich irgendwo im Mittelfeld dazwischen.

Urlaub in der Heimat

Wichtiger als die Wahl des Transportmittels ist oft die eigentliche Distanz die man zum Urlaubsziel zurücklegt. Erholung und neue Eindrücke muss man nicht immer weit weg suchen. Urlaube an weit entfernten Orten schlagen oft tiefe Krater in unseren individuellen CO2-Verbrauch. Ein Flug von Berlin nach Mallorca und Zurück verbraucht pro Person rund 600kg CO2. Ähnliche Werte ergeben sich für unsere Flüge nach Frankreich, Spanien, Großbritannien, Italien, Griechenland oder Kroatien, ferner natürlich noch die Türkei, Israel, Ägypten und andere Reiseziele in naher Ferne.

Aber auch um die Fahrt nach Südspanien mit dem Auto oder Wohnwagen ist es nicht besser bestellt. Ein Urlauber, der nicht nach Malle fliegt, macht allein auch noch keinen Unterschied, doch wenn viele entscheiden in der Heimat Urlaub zu machen, die ganze Familie, die Freundesgruppe, dann heben auch weniger Maschinen ab, dann ist der Effekt spürbar. Das zeigte uns auch die Pandemiezeit, als der Flugverkehr um 75% zurückging! Also plant auch mit euren Freunden den nächsten Urlaub zusammen in der Region oder den Nachbarländern.

Souvenirs mit Bedacht kaufen

Genau wie daheim, sollte man auch im Urlaub nicht unüberlegt drauf los shoppen, sondern sich genau überlegen, welchen Nutzen einem der Gegenstand bringen wird, denn jedes Gut muss unter Aufwand von Ressourcen und Arbeitskraft produziert werden und belastet die Umwelt als Müll wenn es einmal kaputt geht, ausgedient hat oder schlichtweg nicht gefällt. Ist die Qualität gut? Werde ich es wirklich nutzen? Füllt es eine Lücke, oder ist es nur das sechste Schneidebrett, die fünfte Tasche oder der achte Schal in meinem Haushalt. Bei Second-hand-Artikeln hingegen sieht das ganze schon ganz anders aus. Auf einem Flohmarkt muss man sich zurückhalten und vor allem eins im Auge behalten: die eigene Wohnung nicht mit Gerümpel zu füllen, auch wenn es nachhaltig ist. Aber Flohmärkte können wunderbare Schätze bereithalten die eine besondere Verbindung zum Urlaubsort haben.

Im Winter Skifahren, oder?

Der Klimawandel sorgt für Schneemangel in den Skigebieten. Doch Skigebiete sind selber riesige Energiefresser. Nachts feuern die Schneekanonen, Tagsüber die Lifte. Doch die meisten Emissionen stammen von den Millionen Touristen, die das Skigebiet, oft über Weite Distanzen mit dem Auto ansteuern (WWF). Staus, erhöhter Spritverbrauch durch Minusgrade, und lange Anfahrtswege. Wer seinen Fußabdruck verringern will kann mit der Bahn anreisen, sein Equipment mieten und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen um die Piste zu erreichen und sollte die Entfernung zum Skigebiet beachten.

Das Kreuzfahrtschiff meiden

Riesige schwimmende Urlaubsstädte, sie werden mit Schweröl betrieben, das besonders schmutzig verbrennt und mehrere Tausend mal mehr Schwefel enthält als Benzin. Für die hohe See gibt es nämlich keine Vorschrift Katalysatoren und Rußpartikelfilter einzusetzen. Dadurch stoßen sie jeden Tag so viel Feinstaub und Schwefeldioxid aus wie Millionen von Autos und so viele Stickoxide und CO2 wie Zehntausende Autos. Die Luftbelastung ist auch Gesundheitsschädlich mit Partikelbelastung, die 200 mal höher als normale Umgebungsluft sein kann. Außerdem ist es Schiffen erlaubt ihr Abwasser voll Essensresten und Exkrementen im Meer abzuladen. Darin befinden sich oft Verunreinigungen mit Medikamentenrückständen, Schweröl und Chemikalien, doch allein schon der hohe Nährstoffgehalt ist problematisch, denn er schädigt empfindliche Ökosysteme wie Korallenriffe und fördert Algenblüten und die Entstehung von marinen Todeszonen. In der Karibik ist sogar das Abladen von Plastik-, Rest- und Papiermüll auf See erlaubt.

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion