Beschäftigte von Riesaer Nudeln planen weitere Streikwoche

arbeitnehmerrecht Zweite Streikwoche wurde beschlossen

Riesa. 

Riesa. Auf einer Streik- und Mitgliederversammlung haben die Gewerkschaftsmitglieder bei Teigwaren Riesa einen Plan für eine zweite Streikwoche beschlossen. In dieser Woche wurde erstmals durchgängig in verschiedenen Abteilungen gestreikt. Die Produktion kam weitgehend zum Erliegen, die Lager werden immer leerer und das Unternehmen hat erste Probleme Lieferverträge zu erfüllen.

Bisher wartet noch die Gewerkschaft NGG auf eine Reaktion des Unternehmens. Sie hat in dieser Woche das Unternehmen sowohl schriftlich kontaktiert als auch mündlich am Rande des Streiks einzeln das Gespräch mit beide Geschäftsführern und der Personalleitung gesucht. Jedes Mal kam nur eine abweisende Reaktion.

 

Ralf Böhme, Schichtleiter Verpackung: "Wir wollen einen Stufenplan, um die Lücke zum Westlohn zu verkleinern. Ein erster Schritt würde da zunächst einmal reichen."

Anke Kühne, stellvertretende Schichtleiterin Verpackung: "Die sollen sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen, ansonsten streiken wir bis zum bitteren Ende! Wir wollen nicht am Hungertuch nagen, sondern faire Löhne!"

Holger Thieme, Anlagenfahrer: "Es ist ja nicht so, dass wir nicht arbeiten wollen. Aber wir wollen für unsere Arbeit auch anständig bezahlt werden. Ich verstehe nicht, dass die Arbeitgeber nicht gesprächsbereit sind und überhaupt nicht verhandeln wollen."

 

An der Entschlossenheit der Beschäftigten von Teigwaren Riesa weiter zu kämpfen, besteht kein Zweifel, so die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Ein so renommiertes Unternehmen mit einem wie Markenprodukt wie Riesa Nudeln darf seine Mitarbeiter nicht weiter mit Niedriglöhnen abspeisen. Wertschätzung ist das, was viele vermissen. Dabei sind die Arbeitsbelastungen nicht erst seit Corona extrem. Wir brauchen endlich Bereitschaft über Lohnerhöhung in diesem Jahr zu verhandeln, so die NGG. Das Unternehmen muss sich überlegen, wie weit es die Eskalation treiben will. Es werde von Tag zu Tag über das weitere Vorgehen entschieden.

 

 

Hintergrund:

Die Lebensmittelgewerkschaft NGG fordert bei dem Nudelproduzenten Teigwaren Riesa deutliche Lohnerhöhungen. Gegenüber Nudelproduzenten in Westdeutschland bestehe eine Lohnlücke von über 700 Euro im Monat. Diese will die NGG schrittweise schließen und mit dem Unternehmen über erste Schritte verhandeln. Derzeit liegt die unterste Lohngruppe bei Riesa Nudeln nur bei einem Stundenlohn von 9,94 Euro und damit lediglich 34 Cent über dem derzeitigen Mindestlohn. Viele Beschäftigte erhalten einen Stundenlohn bis zu 11,50 Euro. Etwa 80% der Beschäftigten erhalten einen Stundenlohn von 13 Euro oder weniger.

Die Tariferfolge bei anderen Lebensmittelbetrieben geben nach Ansicht der NGG die Richtung vor. So wurde im letzten Jahr beim Ölwerk Cargill in Riesa ein Tarifvertrag vereinbart, mit dem die Monatsentgelte der Beschäftigten stufenweise bis Ende des Jahres 2022 um 358 Euro steigen. Beim FRoSTA-Tiefkühlwerk in Lommatzsch wurde für denselben Zeitraum ein Betrag von 395 Euro festgelegt. Damit wird die noch bestehende Lohnlücke deutlich verkleinert. In beiden Fällen kam es davor zu Streiks.

Beim Nudelhersteller in Riesa arbeiten etwa 150 Beschäftigte. Der Betrieb ist eine Tochter des Teigwarenherstellers Alb-Gold aus Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft NGG hatte vor zwei Jahren mit mehreren 24 Stunden-Streiks erstmals in dem Unternehmen einen Tarifvertrag durchgesetzt.

 

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