Die Sachsen werden intoleranter: Anstieg rassistischer Gewalt

Jahresbericht Opferberatungsstellen verzeichnen jeden zweiten Tag einen rechtsmotivierten Angriff

Nachdem die Anzahl der rassistischen und rechtsmotivierten Angriffe in Sachsen 2021 leicht zurückgegangen war, ist sie im vergangenen Jahr um acht Prozent gestiegen. Das geht aus der Jahresstatistik der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Sachsen (RAA) hervor. Demnach zählten die fünf Opferberatungsstellen im Freistaat 205 Angriffe mit insgesamt 314 Betroffenen, darunter 44 Jugendliche und 24 Kinder. So ist es 2022 im Freistaat mindestens jeden zweiten Tag zu einem rechtsmotivierten Angriff gekommen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen, da die meisten Betroffenen schweigen statt sich mit dem Erlebten an die Opferberatungsstellen zu wenden. Außerdem bilde die Statistik der RAA nur Gewaltdelikte ab - keine Beleidigungen oder Anfeindungen.

 

Vermehrt Angriffe auf LGBTIQ*-Personen

Schwerpunkt der Angriffe waren laut Jahresstatistik die Landkreise Nordsachsen, Zwickau und Bautzen. Etwa die Hälfte der Angriffe wurde aufgrund von Rassismus verübt. Eine merkliche Zunahme ist zudem bei Angriffen auf LGBTIQ*-Personen zu verzeichnen. Diese Menschen wurden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität diskriminiert. Die Zahl solcher Angriffe sei im Vergleich zu 2021 um 163 Prozent gestiegen. Wie aus dem Bericht hervorgeht, handelte es sich bei diesen Taten vor allem um Körperverletzungen. Zudem wurden 2022 zwei Brandanschläge auf Geflüchtetenunterkünfte verzeichnet. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, dass Politik und Behörden die Gefahr rassistisch motivierter Anschläge und Angriffe ernst nähmen, heißt es im Bericht. Verlautbarung, die "Geflüchtete und deren Unterbringung als unlösbares Problem, potentielle Bedrohung oder als 'von oben' aufgezwungen darstellen", würden das Problem dagegen weiter befeuern.

 

"Zusammen universelle Menschenrechte verteidigen"

"Diese menschenverachtenden Angriffe dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", sagt Staatsministerin Petra Köpping. In einer so herausfordernden Zeit sei es wichtig, als Gesellschaft zusammenzuhalten und die universellen Menschenrechte zu verteidigen. Die Arbeit der Betroffenenberatung "SUPPORT" des RAA Sachsen e.V. sei ein elementarer Teil des Beratungsnetzwerkes des Demokratie-Zentrums Sachsen. Der Verein arbeitet mit hauptamtlichen Beraterinnen und Beratern und unterhält fünf Beratungsstellen für Betroffene rechtsmotivierter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Görlitz und Plauen. Die Angebote umfassen Beratung, Unterstützung und Begleitung mit den Schwerpunkten Onlineberatung, Traumafachberatung, psychosoziale Prozessbegleitung sowie lokale Interventionen.

 

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