Später Frost, Starkregen und Hagel: Trotz einiger Wetterextreme haben Sachsens Bauern dieses Jahr eine passable Getreideernte eingefahren. Allerdings bereitet ihnen nun die Marktlage Sorgen. Von "ruinösen Preisen" sprach Bauernpräsident Torsten Krawczyk bei der Vorstellung der Erntebilanz in Auerbach im Vogtland. Eine Umfrage bei Kollegen habe gezeigt: Entweder sie könnten ihr Getreide wegen hoher Lagerbestände im Handel kaum verkaufen oder die aufgerufenen Preise seien so niedrig, dass sie gar nicht verkaufen wollen.
"Auch wenn die Erträge regional stark variieren, können wir insgesamt von einer durchschnittlichen bis leicht unterdurchschnittliche Ernte sprechen", konstatierte Krawczyk. Nach letzten Erhebungen des Statistischen Landesamtes wurden im Schnitt 66,6 Dezitonnen Getreide je Hektar vom Feld geholt. Das sei weniger als im Vorjahr, aber mehr als im Bundesschnitt, hieß es. Dem Raps habe vielerorts Hagel zugesetzt, sodass die Ernte mit 29,5 Dezitonnen pro Hektar mau ausfiel und deutlich unter den Erträgen der Vorjahre blieb.
Getreidequalität lässt zu wünschen übrig
Schwierigkeiten macht den Bauern aber die Qualität etwa beim Weizen. Der könne wegen niedrigen Eiweißgehalts oft nicht als Backgetreide, sondern nur als Tierfutter vermarktet werden. Theoretisch müsste deswegen der Preis für Backgetreide steigen, sagte Krawczyk. "Macht er aber nicht." Es gebe offensichtlich große Verwerfungen am Markt.
Das liege auch daran, dass Getreide aus Osteuropa nach Deutschland drücke. Seien etwa für Elite-Weizen vor zwei Jahren mehr als 300 Euro je Tonne gezahlt worden, seien es zuletzt nur noch 240 Euro gewesen. Tendenz zuletzt fallend. Auch bei Qualitäts- und Brotweizen, Roggen und Braugerste seien die Preise zuletzt gesunken.
Wenn beim Bäcker die Preise steigen, könne dies nicht am Getreidepreis liegen, hieß es. Im Gegenteil: Brot und Brötchen müssten dann eher günstiger werden. Allerdings macht das Mehl inzwischen nur einen geringen Teil der Kosten solcher Backwaren aus.
Günther: Klimawandel verschlechtert die Ernten
"Wir sehen es immer häufiger: Der menschengemachte Klimawandel verschlechtert die Ernten", konstatierte Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) mit Blick auf zunehmende Wetterextreme. Für die Bauern sei die Veränderung des Klimas die größte Herausforderung. Deswegen müssten der Klimaschutz und die Anpassung an die Klimaveränderungen forciert werden.
Sachsens Bauern bewirtschaften mehr als 700.000 Hektar Ackerland, der Großteil davon wird für Getreide und Raps genutzt. Während diese eingefahren sind, stehen vielerorts noch Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben im Feld. Zur Kartoffelernte wollte Krawczyk noch keine nähere Prognose wagen. Hier sei für die Bauern weniger die Menge entscheidend als vielmehr Größe und mögliche Schäden durch Krankheiten.
Die Zuckerrüben hätten den späten Frost im Frühjahr erstaunlich gut weggesteckt, und der Mais stehe sehr gut. Er wird als Tierfutter oder für die Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt. Auch der Grünschnitt habe gute Erträge gebracht, sodass die Futtervorräte für Sachsens Milchkühe für den Winter gut gefüllt seien, sagte der Bauernpräsident.