Leipzig. Renovierungen, Ausmisten, Hausabfall. Das alles ist Müll. Und der wird nicht selten illegal in der Wallachei abgekippt. Bisher gelangten derartige Umweltdelikte in Leipzig eher selten zur Anzeige mit Bußgeldahndung. Nun ist eine kleine Verbesserung in Sicht.
Dieser Tage fanden Spaziergänger im Leipziger Südosten vor einer Baumgruppe am Breiteweg einen Bauschutthaufen. Aus Fliesenresten, Plastikröhrchen, Fast-Food-Verpackungen und Kartons ragte auch Glasbruch hervor - gefährlich für Wildtiere. Die Gegend verkomme immer mehr zur Schutthalde, monieren auch Gassigeher oder Jogger.
Auf einem Karton fand sich eine Adresse
Doch dieser Hinweis des Finders an das Stadtordnungsamt ergab: Verursacher illegalen Mülls würden oft irgendeine Adresse neben dem Abfall deponieren, um von ihrer eigenen Identität abzulenken. Fehlanzeige hier also für Nachforschungen! Das Amt wolle sich jedenfalls um die Entsorgung kümmern, so die weitere Auskunft.
Hinter dem Ortseingang von Kleinpösna lagerten darüber blaue Säcke. Zufall oder nicht: Aus einem davon stach ein Stück Riffelglas wie von einer Zimmertüre hervor - und wie zuvor am Breiteweg gefunden.
"Müllsauerei am Hohen Graben", verkündete jetzt in einem dritten Fall die Baalsdorferin Siegrun Seidel (62), Leipziger CDU-Stadträtin, via Facebook. Sie schrieb: "Netterweise befanden sich Papiere darunter, mit Namen und Adresse." Spätere Recherchen enttäuschten: Die Dokumente waren dem Inhaber ein halbes Jahr zuvor abhanden gekommen. Vermutlich wollten die skrupellosen Umweltbanausen hier tatsächlich von ihrem Frevel ablenken.
Wann ermitteln in Leipzig Mülldetektive?
Siegrun Seidel empörte sich weiter: "Dass es überhaupt Menschen gibt, die gewissenlos ihren Unrat irgendwo in die Landschaft schmeißen, ist das eine. Erschreckend betrachte ich den Umgang damit, wie die Stadtverwaltung nichts anderes tut, als auf unser aller Kosten den Dreck wegzuräumen. Hier müssen dringend ganz andere Befugnisse zur Ermittlung der Verursacher her und konsequente Bestrafung durchgesetzt werden. Ein Anfang ist der Beschluss des Stadtrates für die Bestellung der Müll-Detektive und ich hoffe, dass wir das früher als 2023 hinbekommen."
Die Stadt Leipzig will bald nach dem Mönchengladbacher Vorbild den Einsatz von Mülldetektiven testen. Über das Stadtratsverfahren soll bis Ende 2022 das Konzept stehen. Aufgaben wären etwa die Dokumentation samt Auswertung illegaler Abfälle zur Beweissicherung. So könnten Umwelttäter mit saftigen Bußgeldern effektiver zur Kasse gebeten werden.
Neu: Mängelmelder geht ab Montag online!
Bisher können Bürger dem Ordnungsamt unter 0341-123-8888 sowie über das "Projekt Stadtsauberkeit" Hinweise zu wildem Müll und der Beseitigung geben. "Offensichtliche Verursacher werden auch jetzt schon zur Verantwortung gezogen", betonte hierbei der Eigenbetrieb Stadtreinigung auf Anfrage.
Nun gibt es eine gute Ergänzung für die Messestadt: Ab kommendem Montag findet sich im Internet der Link: https://mitdenken.sachsen.de/maengelmelder-L . Das ist ein digitales Meldesystem für Bürger. Hier können in neun Kategorien vom Thema Müll am Wegesrand über kaputte Parkbänke bis zum Hundekot im Sandkasten Störungen im öffentlichen Raum gemeldet werden.