Jeder kennt den Mensch mit der Maske - Erzählungen eines Professors

Yannicks Philosophien Philosophien Schein und Sein

Yannicks Philosophien

So ziemlich jeder von uns hatte es schon mit einer Autoritätsperson zu tun. Dies geschieht natürlich häufig nicht ganz freiwillig und kann mit unangenehmen Begleiterscheinungen einhergehen - man denke dabei nur an manche Schulzeiten, mit ihren cholerischen Lehrern, renitenten Schülern und chaotischen Klassenzimmern- ist in unserer Gesellschaft und Erziehungskultur aber oftmals unabdingbar. Auch die Eltern gehören für viele zu dieser Gruppe der autoritären, respekteinflößenden Sorte Menschen, bis die Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein uns selbst dazu befähigt, in den dafür nötigen Situationen die Kontrolle zu übernehmen. Sicher stellt sich die Frage, wo wir Menschen, ohne eben jene Respektpersonen mit ihrem unverkennbaren Ausstrom charismatischer Autorität, wären. Letztlich sind wir eben auch evolutionär darauf eingestellt, Alphatiere hervorzubringen.

In vielen Fällen sind aber gerade auch deswegen manche Menschengruppen, wie Denker, Planer und Organisatoren, also jene, die im Hintergrund operieren, stark eingeschränkt. Oder sie fühlen sich durch die aktive Konfrontation mit extrovertierten (oder arroganten)  Menschen unterdrückt und können ihr Potenzial nicht ganz ausleben. Ein Potenzial, das für die meisten Bestrebungen gleichsam fundamental ist.

Der Avocado-Vergleich

Jeder stand mal vor so einem Menschen und fühlte sich eingeschüchtert. Man fragte sich, woher dieses Selbstbewusstsein eigentlich kam. Konnte man selbst so sein, wenn man nur wollte? In Momenten solcher Gedankengänge erscheint es wichtig, besonders aufgeblasene Auftritte zu hinterfragen. Man denke hierbei an eine pralle, reif wirkende Avocado, die bei genauerer Betrachtung und Fühlung viele weiche Stellen hervorbringt. Ich sprach einst mit einem höher rangigen Menschen, der mir ein wenig seiner Gefühlswelt offenbarte:

"Und so ging‘ ich in den Raum hinein, voller Vorfreude aber gleichsam unbehagt, nicht sicher, was mich nun erwarten würde - das leidige Geplänkel oder erfrischende Abwechslung? Augenscheinlich so ruhig, so gleichmütig gelassen wirkend, brodelt es hinter meiner Stirn einem Vulkane gleich, die Massen der unbändigen Unruhe stoßen immer weiter vor, fordern Tribut, erzeugen Ungleichgewicht, doch bewahre dein Gesicht, sagst du dir, um jeden Preis. Ein Spielfeld der Gedanken! Kunterbunt und vielfältig, man könnte meinen, ein Ort des Schaffens, der Entstehung, der Kreation! Und doch bekämpfen sie sich, statt zusammenzuarbeiten, bekriegen und beäugen sich mit Feindesaugen, halb vergessend, dass sie dem gleichen Schoß entsprungen sind. Verwirrend, selbst dies ist mir bewusst, den Gedanken ist bewusst, was sie bewirken, doch irgendwas treibt sie weiter, als sei es ihre Bestimmung.

Ich drücke die Klinke hinunter, habe nun den Höhepunkt erreicht, oder nein, vielmehr den Tiefpunkt, nun stapeln sich alle Szenarien, Ängste und Vorstellungen übereinander, treffen und vermischen sich, fungieren gemeinsam als Stolperstein, denn plötzlich scheint eine Zusammenarbeit erstrebenswert. Welch‘ grausame Ironie, wird mir bewusst, bevor ich den ersten Schritt mache. Bereits jetzt fühle ich die Blicke und das Gemurmel, es dringt ein, als sei ich durchlässig und transparent, ein Erbeben, endlich ist es soweit. Eine Grenze ist überschritten, ich kenn es, bis hierhin und dann weiter, als sei alles Illusion gewesen. Breite Brust, selbstbewusster Blick, starke Stimme. All die Sorgen wie weggeschwemmt, das Mikrofon angeschaltet, eröffnest du die Rede, deine Vorstellung, deine Bestimmung. Ein weiterer Tag, eine weitere Illusion. Respektvolle Blicke, die niemals erahnen können, welche Ambivalenz du verkörperst.

Mal wieder gut gemacht, Herr Professor."

Sind Masken gang und gäbe?

Ja, dieser Herr war Professor und kämpfte, allem Anschein nach, nicht selten mit inneren Gefühlen, die seinem Äußeren Lügen straften. Eine erstaunliche Erkenntnis, die man bei nächster Konfrontation vor Augen haben sollte. Weiche Stellen hat jeder, aber nicht immer sind diese offenkundig zu erkennen. Äußere Härte darf man nicht immer mit Selbstbewusstsein und Arroganz verwechseln, denn oft sind dies eigens angefertigte Masken, die  Schwäche vertuschen sollen.

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