In Sachsens Schulen bleiben die Klassenzimmer immer öfter leer, weil der Unterricht nicht mehr abgedeckt werden kann. So fiel im Freistaat im ersten Schulhalbjahr 2024/2025 jede zehnte Unterrichtsstunde aus (9,4 Prozent). Besonders dramatisch ist die Lage an den Oberschulen, wo im Durchschnitt bis zu 18 Prozent des Unterrichts ausfallen - vor allem in den Regionen Chemnitz und Bautzen. Langzeit-Unterrichtsausfälle insbesondere in MINT-Fächern lassen sich an diesen Schulen immer weniger vermeiden. Grund dafür sind unter anderem mindestens 1.400 Vollzeitlehrkräfte, die derzeit fehlen.
Hier entfällt jede vierte Unterrichtsstunde
Im Chemnitzer Gebiet des Landesamtes für Schule und Bildung, wozu neben der Stadt Chemnitz auch Mittelsachsen und der Erzgebirgskreis gehören, belegt die Goethe-Schule Breitenbrunn bei den Oberschulen mit 27,9 Prozent planmäßigem Unterrichtsausfall den unrühmlichen Spitzenplatz. Auf den Plätzen zwei und drei positionieren sich die Oberschule Sehmatal (24,4 Prozent) und die Oberschule Thalheim im Erzgebirge (24 Prozent), gefolgt von der Alexander-von-Humboldt-Oberschule in Chemnitz mit 23,7 Prozent planmäßigem Unterrichtsausfall.
Planmäßiger Unterrichtsausfall entsteht durch strukturelle Gegebenheiten wie Lehrermangel oder fehlende Unterrichtsräume. Außerplanmäßiger Unterrichtsausfall tritt kurzfristig und unvorhergesehen auf. Ursachen können plötzliche Krankmeldungen von Lehrkräften, fehlende Vertretungsmöglichkeiten oder organisatorische Probleme sein. Besonders gravierend ist es, wenn dieser Unterricht nicht kompensiert wird und die Schüler ohne alternative Lernangebote bleiben.
Kultusministerium beschließt 21 Maßnahmen
450.000 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die öffentlichen Schulen im Freistaat - vor allem infolge der anhaltenden Migration erreicht die Schülerzahl damit einen neuen Höchstwert. Doch die Zahl der Lehrkräfte hält mit dem Anstieg nicht Schritt. Aus diesem Grund hat das Kultusministerium diese Woche 21 konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die den Unterrichtsausfall schon ab dem neuen Schuljahr reduzieren sollen. Eine der umstrittensten Vorschläge: Grundschullehrkräfte und Gymnasiallehrer sollen vermehrt an Oberschulen unterrichten, um die größten Lücken zu schließen.
Flexibleres Schulsystem
Ein weiteres Ziel ist die Entlastung der Lehrkräfte durch Umstrukturierungen. So sollen künftig Assistenzkräfte administrative Aufgaben wie die Koordination des Ganztagsbetriebs übernehmen. Auch Abordnungen von Lehrkräften in die Schulverwaltung werden kritisch überprüft, um zusätzliche Kapazitäten freizusetzen. Gleichzeitig soll das Schulsystem flexibler werden: Hybridunterricht und digital gestütztes Selbstlernen werden ausgebaut. Zudem soll fächerverbindender Unterricht stärker in den Lehrplänen verankert werden. "So wie es jetzt ist, darf es nicht weitergehen", mahnt Sachsens Kultusminister Conrad Clemens.