Leipzig will "Kohlrabizirkus" für 12.5 Millionen Euro aufkaufen

Kultur Seit Ende des Jahres 1995 wird der "Kohlrabizirkus" nicht mehr als Großmarkthalle genutzt

Leipzig. 

Leipzig. Die Stadt möchte das Baudenkmal "Kohlrabizirkus" an den Tierkliniken 38 als aktuellen Eissportstandort sichern und ihn zu einer modernen Sport-, Freizeit- und Kulturstätte entwickeln. Einen entsprechenden Vorschlag für den Stadtrat zum Ankauf des rund vier Hektar großen Areals südlich der Semmelweißstraße von der Vicus Group AG brachte nun Oberbürgermeister Burkhard Jung auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg. Die Rede ist hierbei von der Süd- und Nordkupppel sowie einer angrenzenden Fläche.

"Der 'Kohlrabizirkus' ist ein architektonisches Wahrzeichen Leipzigs, das eine Zukunft verdient und zu einem sportlichen Wahrzeichen werden kann, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (63, SPD) heute in einem Mediengespräch. Der Stadtrat entscheide abschließend über den Kauf.

Kohlrabizirkus für Sport und kreative Freiräume

Geplant ist es, die Nordkuppel des "Kohlrabizirkus" in einem ersten Schritt als Eissporthalle für den Breiten- und Profisport sowie als kulturellen Ort des "Instituts für Zukunft" im Souterrainbereich zu sichern. Die Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft mbH & Co. Grundstücks-KG (LEVG) als städtisches Beteiligungsunternehmen soll die Flächen betreuen und erhält die Immobilie nach dem Kauf als so genannte Sacheinlage. Der Kaufpreis liegt derzeit bei 12,55 Millionen Euro. Bis Ende Juli verhandelt die Vicus Group AG exklusiv mit der Stadt über den Kauf, ein reines Vorkaufsrecht zugunsten der Stadt gibt es jedoch nicht. Die LEVG soll zudem einen Bewirtschaftungszuschuss sowie eine Anschubinvestition erhalten, um etwa den Brandschutz zu ertüchtigen.

Parallel zu diesem ersten Schritt soll ein langfristig ausgelegtes Nutzungskonzept für das gesamte Objekt erarbeitet werden. So könnte der Kohlrabizirkus beliebten Trend- und Freizeitsportarten wie etwa Parcours und Klettern Raum bieten, weitere Kultur-, Freizeit- und gastronomische Angebote sollten dieses Sortiment flankieren. Zusätzlich denkbar wären in dem beide Kuppeln verbindenden Büroanbau Proberäume, Ateliers und ähnliche kreative Freiräume. In einer längeren Perspektive ab 2030 soll das Potential der zum Gesamtgrundstück zählenden Baulandflächen genutzt werden, um weitere Unternehmensansiedlungen zu realisieren, die den auf der Alten Messe eingeschlagenen Weg weiterführen. Diese Verkaufserlöse könnten dann die Sanierung des Bestandsgebäudes finanzieren.

Der "Kohlrabizirkus" verdankt seinen heute weit gebrauchten, liebevollen Spitznamen seiner ursprünglichen Nutzung und der markanten Form mit Doppelkuppel: Das Gebäude entstand ursprünglich als Großmarkthalle für Obst und Gemüse und wurde zwischen 1927 und 1930 nach den innovativen Plänen des Stadtbaurates Hubert Ritter sowie der Ingenieure Franz Dischinger und Hubert Rüsch erbaut. Jeder Kuppelunterbau hat eine quadratische Grundfläche von je 75 Metern Länge und Breite. Beinahe stützenlos werden die Flächen von bis zu 33 Meter hohen Stahlbetonkuppeln überspannt. Das Objekt wurde vollständig unterkellert um eine damals fortschrittliche Logistik und Kühlung der Waren sicherzustellen. Der Ort gilt als "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst".

Seit Ende des Jahres 1995 wird der "Kohlrabizirkus" nicht mehr als Großmarkthalle genutzt. In der Nordkuppel sind derzeit die Leipziger "Icefighters" aktiv.

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