Sachsenring. Heute feiert ein ehemaliger Motorradrennfahrer seinen 60. Geburtstag, der 1990 halb so alt auch auf dem Sachsenring Geschichte schrieb - Michael Rudroff.
Der "Ur-Bayer" wurde demzufolge am 28. Dezember 1960 in Übersee am Chiemsee geboren. Motorrad ist er schon mit 16 gefahren, doch mit der Rennerei fing er erst 1986, also im hohen Rennfahrer-Alter von 25 Jahren, an. Mit einem gering modifizierten Straßenmotorrad Suzuki RG 500 Gamma mischte er fortan im OMK-Pokal, der damals zweiten Liga im BRD-Straßenrennsport, mit und fuhr gegen Fahrer mit technisch besser bestückten richtigen Rennmaschinen von Sieg zu Sieg.
Rasanter Aufstieg
Nach seinem Titelgewinn ging es für ihn 1987 mit einer gebrauchten käuflichen Honda RS 500 in die Deutsche Motorradmeisterschaft. Zudem wagte er sich als reiner Privatfahrer auch das eine oder andere Mal in die Weltmeisterschaft.
1988 wurde Michi Rudroff auf dem Nürburgring mit zwei Runden Rückstand auf den Sieger Kevin Schwantz aus den USA 15., womit er seinen ersten WM-Zähler eingefahren hatte.
Im darauffolgenden Jahr errang er als wiederum jeweils 15. im australischen Phillip Island sowie in Laguna Seca in den USA weitere WM-Punkte.
Am 14. Mai 1989 stand dann der Große Preis von Italien in Misano auf dem Programm. Wegen einsetzenden Regens wurde das 500er-Rennen zunächst unterbrochen. Da sich die Werksfahrer wegen des im Nassen zu rutschig eingestuften Fahrbahnbelags weigerten, wieder an den Start zu gehen, standen sich beim Re-Start lediglich 16 Piloten gegenüber. Nur der Italiener Pierfrancesco Chili schloss sich bei seinem Heimrennen aus Angst vor unkontrollierten Reaktionen der Tifosi dem Boykott seiner Werks-Fahrer- bzw. werksunterstützten Kollegen nicht an. Das zweigeteilte Rennen gewann "Franky" Chili erwartungsgemäß. Nach Addition der Zeiten ging der zweite Platz an den Briten Simon Buckmaster mit drei Zehntelsekunden Vorsprung vor Michi Rudroff. Nach einem weiteren 15. Platz im jugoslawischen Rijeka belegte der Bayer mit 18 Punkten den 20. Rang der WM-Abschlusstabelle. Außerdem feierte er am Jahresende in der 500-ccm-Klasse seinen ersten DM-Titel, dem er 1991 einen zweiten hinzufügte.
Erster Abstecher zu den Superbikes
Dazwischen machte Michi Rudroff einen Abstecher in die Superbike-Weltmeisterschaft, konnte mit seiner etwas schwachbrüstigen Bimota aber keine Glanzpunkte setzen.
Nicht so am 8. Juli 1990. Beim letzten Rennen auf dem alten und inzwischen als mit Recht zu gefährlich erachteten Sachsenring waren erstmals wieder Westfahrer am Start. Das zum absoluten Highlight des Wochenendes stilisierte Rennen war jenes der Klasse Superbike, bei dem sich alles um die drei Top-Stars "Mr. Superbike" Peter Rubatto, den Ex-500er-Europameister Manfred Fischer sowie dem aus der 500-ccm-Weltmeisterschaft bekannten und ein Jahr Grand-Prix-Pause einlegenden Michael Rudroff drehte. Sie machten das Rennen schließlich auch unter sich aus. Während Michi Rudroff mit seiner Bimota nur zu Beginn des Rennens das Tempo an der Spitze mitgehen konnte, balgten sich Peter Rubatto und Manfred Fischer bis zum Schluss um den Sieg. Nach zehn Rennrunden brachte der Hanauer Manfred Fischer seine Honda RC 30 1,8 Sekunden vor Peter Rubatto seine Bimota-Yamaha ins Ziel. Michi Rudroff wurde mit 13,7 Sekunden Rückstand Dritter und komplettierte somit das Siegerpodest.
Seine besten Grand-Prix-Jahre
Von 1991 bis 1993 ging Michael Rudroff erneut als Privatier in die Halbliter-WM und -DM an den Start, wobei 1991 sein bestes (reguläres) WM-Jahr werden sollte. Bei neun Grand Prix fuhr er in die Punkte, sammelte dabei insgesamt deren 26 und wurde WM-18. Sein bestes Ergebnis war sein elfter Platz bei seinem zweiten Heimrennen, dem Großen Preis von Österreich auf dem seinem Wohnort näheren Salzburgring.
Nachdem er im darauffolgenden Jahr mit drei WM-Punkten WM-22. wurde, gelang ihm 1993 ein weiteres sehr gutes WM-Jahr. Zwar fuhr er in diesem "nur" vier Mal in die Punkte und schloss es auf dem 21. WM-Endrang ab, doch mit Platz zehn im englischen Donington gelang ihm, abgesehen von seinem dritten Platz beim Boykott-Rennen 1989 in Misano, sein bestes Rennergebnis in der Motorrad-Weltmeisterschaft.
Nach einem erneuten Abstecher zu den Superbikes kehrte er 1996 für ein Rennen ins GP-Fahrerlager zurück. Für seinen Heim-Grand-Prix auf dem Nürburgring erhielt er, neben den beiden Stammfahrern Scott Russell aus den USA und dem Australier Daryl Beattie, eine dritte Werks-Suzuki, stürzte aber per Highsider schon in der Aufwärmrunde.
Noch zwei Mal auf dem Sachsenring im Einsatz
In der deutschen Pro-Superbike-Serie belegte Michael Rudroff in den Jahren 1994 und 1995 jeweils Rang zehn. Bei der Wiederbelebung des nun neuen Sachsenrings 1996 kam er als Teil dieser Serie erneut an die Traditionsrennstrecke vor den Toren Hohenstein-Ernstthals. Vor rund 60.000 Zuschauern wurde er dabei in beiden Rennen Sechster. Am Jahresende belegte er in der Meisterschaft Rang neun.
Beim Sachsenring-Rennen 1997 konnte er sich im ersten wie auch im zweiten Lauf der Klasse Pro Superbike jeweils um einen Platz steigern. In der Endabrechnung wurde er Siebenter, womit ihm seine beste Pro-Superbike-Saison gelungen war.
Mit dem Niedergang der hochprofessionellen deutschen Vorzeige-Serie Ende 1999 beendete auch Michi Rudroff seine Rennfahrerkarriere.