Tragische Unfälle: Ist eine Altersgrenze für Autofahrer sinnvoll?

Verkehr Tragische Unfälle in der Region befeuern die Debatte

Region. 

Region. Es ist immer wieder ein sehr kontrovers diskutiertes Thema und hat sich leider in den vergangenen Tagen durch tragische Ereignisse in der Region wieder in die Alltagsdebatte gespielt: Autofahren im Alter wird aber nicht nur durch den Unfall mit einer 82-jährige Geisterfahrerin auf der A4 bei Meerane oder einem tragischen Unglück mit einer Regionalbahn, bei der ein 81-jähriger Autofahrer ums Leben gekommen ist, thematisiert. Es besteht seit Längeren eine Debatte, ob betagte Menschen nicht regelmäßig ihre Fahrtüchtigkeit unter Beweis stellen sollten oder sich ab einem gewissen Alter gar nicht mehr als Autofahrer im Straßenverkehr bewegen sollten

Laut einer Statistik der Deutschen Verkehrswacht, die sich auf die Erhebung des Statistischen Bundesamtes bezieht, verunglückten 2021 insgesamt 45.123 Menschen ab 65 Jahren im Straßenverkehr. 11.169 von ihnen wurden dabei schwerverletzt, 868 starben.

 

Verkehrsunfälle mit älteren Menschen sind seltener, aber schwerwiegender

Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil verunglücken Menschen ab 65 Jahren seltener bei Verkehrsunfällen als jüngere. Sie sind jedoch überproportional häufig in schwere Verkehrsunfälle verwickelt. So lag ihr Anteil an allen Verunglückten im Jahr 2021 bei 13,9 Prozent. Bei den Verkehrstoten waren es jedoch 33,9 Prozent. Damit gehörte jeder dritte Verkehrstote zu dieser Altersgruppe. Besonders gefährdet waren die über 75-Jährigen.

 

Aktiver Lebensstil als Unfallrisiko?

2018 veröffentlichte die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) eine Studie zu Senioren im Straßenverkehr, die einen Zusammenhang des Lebensstils älterer Autofahrender und ihrer Unfallgefährdung zeigte. So haben laut der Erhebung besonders ältere Autofahrer ein erhöhtes Unfallrisiko, die einen sehr aktiven Lebensstil haben und Abwechslung und Spaß suchen. Internationale Studien weisen darüber hinaus darauf hin, dass das Alter allein kein erhöhtes Unfallrisiko bedeutet. Das ändert sich jedoch, wenn krankheitsbedingte Einbußen der Leistungsfähigkeit nicht mehr durch eine entsprechende Anpassung des Verhaltens kompensiert werden können.

 

Fahrlehrer: Problem ist bekannt, aber Pauschalierung hilft nichts

Doch wie schätzen Experten die Lage ein? Matthias Brückner betreibt eine Fahrschule in Burgstädt und ist Mitglied im Landesverband Sächsischer Fahrlehrer e.V.: "Dass ältere Menschen in der Regel eine eingeschränktere Beweglichkeit haben und schlechter hören und sehen als jüngere Menschen, ist logisch. Grundsätzlich passieren aber in jedem Alter Verkehrsunfälle. Das Problem ist politischer Natur, denn wer einmal die PKW-Fahrerlaubnis erworben hat, muss seine Eignung dafür quasi lebenslang nicht bestätigen. Bus- und LKW-Fahrer müssen das alle fünf Jahre nachweisen. Hier müsste man ansetzen. Früher waren häufig die Fahranfänger und jungen Verkehrsteilnehmer im Fokus der Debatte, nun hat man sich - in einer alternden Gesellschaft - eher auf die älteren Menschen eingeschossen. Pauschalierungen helfen da aber nichts.

 

Politik äußert sich zurückhaltend

Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) lehnt trotz der jüngsten tragischen Unfälle von älteren Fahrern verpflichtende Eignungstests ab. "Solche Tests sind auch immer nur eine Momentaufnahme und bieten nicht ein Mehr an Sicherheit", sagte Karawanskij. Für altersabhängige Fahrtauglichkeitsuntersuchungen seien zudem die verfassungsrechtlichen Hürden zu hoch.

 

Eigenständige Mobilität als Faktor für Lebensqualität

Nicht außer Acht gelassen werden sollte zudem der Umstand, dass gerade in der ländlichen Region, wo Wege zur ärztlichen Versorgung, zum Supermarkt oder in ein Café meist nicht zu Fuß oder nur umständlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewerkstelligen sind, die eigene Mobilität ein hoher Faktor für die Lebensqualität - gerade bei älteren Menschen - ist.

 

Auf den konkreten Fall kommt es an

Dass jeder Fall für sich betrachtet werden sollte, beweist auch der tödliche Unfall auf der A4 bei Meerane, bei dem die 82-jährige Geisterfahrerin und eine weitere Person ums Leben kamen. In der Folge des Unfalls wurde bekannt, dass es schon früher Zweifel an der Fahrtauglichkeit der Seniorin gab. 2020 und 2021 seien entsprechende Hinweise der Polizei bei der Fahrerlaubnisbehörde eingegangen, informierte das Landratsamt Zwickau am Freitag auf Anfrage.

Zu den konkreten Hintergründen wollte die Behörde mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte nichts sagen. Die Frau sei aufgefordert worden, einen "Statusbericht" des Hausarztes vorzulegen. "Das Ergebnis der Gesamtschau war: geeignet", erklärte eine Sprecherin.

 

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