Unsere absoluten Empfehlungen zum Tag der Buchliebhaber

Lesen All-Time-Favourites unserer Redakteure vorgestellt

Bücher entführen uns in weitentfernte fantastische Welten, nehmen uns hautnah mit zu spannenden Kriminalfällen, lassen uns teilhaben am Schicksal mutiger Menschen - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Sie bringen uns zum Lachen und Weinen, lassen uns Nachdenken oder die reale Welt für einen Moment komplett vergessen. Fast jeder hatte wahrscheinlich schon mal ein Buch, das er nicht aus der Hand legen konnte und bei dem er kaum erwarten konnte, wie es auf der nächsten Seite weiter geht. Auch uns in der BLICK-Redaktion geht es so. Deshalb haben wir den heutigen Tag der Buchliebhaber zum Anlass genommen und für euch einige unserer All-Time-Favourites zusammengefasst - und ja, vielleicht sind wir an der ein oder anderen Stelle ein wenig ins Schwärmen geraten.

Anikas Favoriten: Vom Historischen Drama bis zur witzigen Gesellschaftskritik

Die Wanderhure von Iny Lorentz. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Romane mit starken Frauen, die in einer mittelalterlichen Welt spielen. Die "Wanderhure" hat mich in meinem Leben sehr geprägt und mich für das Genre "Historische Romane" begeistern können. Konstanz 1410: Marie, die Tochter eines reichen Tuchfabrikanten soll mit einem Grafensohn verheiratet werden, der es nur auf ihren Reichtum abgesehen hat. Als sie sich jedoch verweigert, wird sie Ziel einer hinterhältigen Intrige und ihr wird gewaltvoll die Unschuld geraubt. Sie wird der Hurerei angeklagt und aus der Stadt gejagt. Doch Marie, die von da an als Wanderhure umherstreift, schwört ihren Peinigern die Rache. Das Buch ist an manchen Ecken sehr intensiv und brutal. Der Leser erfährt viel über die damalige Zeit und man fiebert die ganze Zeit mit, ob Marie an ihr Ziel kommt oder nicht, vor allem nachdem sie ihre Jugendliebe Michel für ihre Rache abgewiesen hat.

The Run von Dana Müller-Braun. Vier Götter wurden einst auf die Erde gesandt, um das Zeitalter der Menschen einzuläuten. Aus schwarzem Sand schufen sie das Reich des Kampfes. Aus goldenem Staub erwuchs die Weisheit. Aus roter Asche wurde der Tod geboren. Und aus blauem Eis das Leben. So die Legende, die noch heute Saris Schicksal bestimmt... Zuerst dachte ich, "The Run" ist ein einfacher Abklatsch von der "Tribute von Panem"- Reihe, aber ich habe mich geirrt. Sari muss einen Lauf durch die vier Königreiche der Götter absolvieren, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden. Nur die Stärksten schaffen The Run und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch einfach zu sterben. Dabei ist sie auf die Hilfe eines mächtigen Schattenbringers angewiesen.

Mich hat die Welt, die Dana Müller-Braun geschaffen hat, so fasziniert, dass ich mich gefragt habe, wie eine einzelne Autorin so eine detailreiche Welt erschaffen konnte. Alles ist so gut durchdacht und es gab mehr als einen Moment, in dem ich mit der Hauptfigur gelitten habe. Es gab Momente, da fühlten sich die Worte des Schattenbringers an, als würden sie mich zerreißen. Die Autorin versteht es, Sehnsüchte perfekt in Szene zu setzen und unvorhersehbare Szenarien zu erschaffen.

Die Känguru Chroniken von Marc-Uwe Kling

Die Känguru-Chroniken sind ein Klassiker der deutschen Literatur. Mittlerweile gibt es seit 2009 vier Bücher, die zur Buchreihe gehören und sie sind alle super cool, aber ich empfehle dringend die Hörbücher! Marc-Uwe ist Kleinkünstler und eines Tages zieht ein kommunistisches Känguru bei ihm ein. Mit Witz und Charisma bekommt der Leser einen Spiegel der Gesellschaft vorgezeigt. An einigen Ecken übertrieben, an anderen tabulos ehrlich. Man kann sehr viel von den Büchern lernen und sie sind für die ganze Familie geeignet. P.S.: Auch das Buch Qualityland von Marc-Uwe Kling ist großartig, gehört zwar nicht zur Känguru-Reihe, aber auch eine Empfehlung!

Kims Buchtipps: Magisch schön und erschreckend realistisch

Harry Potter von J.K. Rowling. Zu jeder Sammlung an den besten Büchern, die jemals geschrieben wurden, gehört meiner Meinung nach die "Harry Potter"-Reihe von J.K. Rowling. Bereits als Kind war ich als Leseratte bekannt und stöberte jede Woche durch die Reihen der städtischen Bibliothek meines Heimatortes und musste fast jede Woche traurig feststellen, dass die Harry Potter Reihe immer wieder ausgeliehen war. Irgendwann bekam ich die Bücher aber dann doch noch in die Hände und sie fesselten mich sofort. Da der Hauptcharakter Harry zu Beginn genau so wenig wie wir als Leser über die magische Welt der Zauberer weiß, kann alles durch seine Augen ganz einfach entdeckt werden. Denn Harry erfährt erst an seinem 11. Geburtstag, dass er ein Zauberer ist - und ein ganz besonderer, so hat er als einziger den tödlichen Zauberspruch überlebt, mit dem der böse Magier "Lord Voldemort" ihn als Baby töten wollte.

Man begleitet den "Jungen, der überlegt hat" (orig.: The boy who lived) über sieben Bücher durch seine Kindheit bis zum jungen Erwachsenen, als welcher er sich immer wieder tapfer den dunklen Zauberern entgegen stellen muss. Rowling hat mit den Büchern eine neue Welt erschaffen, über Zaubersprüche und originelle Orte, bis hin zu fiktive Tierwesen und passenden Rezepten. Und doch bleibt die Hauptaussage des Films: Das wichtigste im Leben sind eben immer die Menschen, die einem am nächsten stehen, und einen mit Liebe und Freundschaft erfüllen. P.S.: Auch in der Originalsprache Englisch ein absolutes Muss für jede Leseratte!

In der Regel bin ich stark von Anna Wilken. Nach der magisch schönen Empfehlung für die Zauberwelt von Harry Potter folgt nun ein Tipp für einen Ratgeber, der einfühlsam und doch realistisch das Schicksal vieler Frauen widerspiegelt. In "In der Regel bin ich stark" beschreibt Anna Wilken ihren schweren Weg bis zur Diagnose Endometriose, aber stellt auch Tipps und Hinweise für Betroffene oder Angehörige bereit. Endometriose ist eine chronische und unheilbare Erkrankung, bei der sich gebärmutterähnliches Gewebe außerhalb des Organs im Bauchraum, Geschlechtsorganen, sogar Lunge oder Hirn, ansiedeln kann und unter anderem Verwachsungen, Entzündungen, Zysten, bleibende Schäden, chronische Schmerzen und Infertilität auslösen können.

Eine von zehn Frauen in Deutschland (!) leidet an Endometriose, oftmals unentdeckt. Abgesehen davon, dass mich dieses Buch als Betroffene viel gelehrt und persönlich geholfen hat, kann ich es auch allen anderen Menschen empfehlen. Es macht nicht nur auf diese weit verbreitete und doch wenig beleuchtete Krankheit aufmerksam, sondern gibt auch eine Hilfestellung für mögliche Betroffene, aber auch Angehörige, denn bis zur Diagnose vergehen momentan durchschnittlich zehn Jahre. Auch wenn hier immer gilt, jeder ist individuell, lohnt es sich insbesondere für Erkrankte, aber auch bei Verdachtsfällen oder als Familienmitglied, sich in diesem Ratgeber ein paar Tipps und Erfahrungsberichte abzuholen.

Daniels Favorit: Von Mord, Symbolen und Geheimgesellschaften

Sakrileg (The Da Vinci Code) von Dawn Brown. Als Bestseller ausgezeichnet, ist mir dieses Buch in einem Buchladen im Bahnhof ins Auge gestochen. Ich halte generell nichts von Verschwörungstheorien. Auf dem Buchrücken war allerdings geschrieben, dass es eine ganz alternative Sicht auf die gesamte Kirchengeschichte wirft. Da ich selbst konfirmiert bin, war dies natürlich ein interessanter Anreiz. Und tatsächlich habe ich das Buch in nur einer Nacht verschlungen! Inhaltlich geht es um einen Professor der Symbole und Codes entschlüsselt und sich mit der Geschichte der Symbole perfekt auskennt. Es kommt zu einem Mord im Louvre in Paris. Ausgerechnet an dem Ort, wo die berühmten Werke Da Vincis ausgestellt sind. Das Mordopfer selbst gibt mit verschlüsselten Codes Hinweise auf seinen Mörder. Superspannend! Steigt man doch hierbei in die vermeintlichen Geheimnisse der Gründung der Kirche ein.

Gerade das Bild des Abendmahles wirft hierbei Fragen auf. Der Professor gerät selbst schnell unter Verdacht und versteckt sich bei einem alten Kollegen. Jetzt gibt es wilde Spekulationen um das berühmte Gemälde. War Jesus verheiratet? Mit einer Frau? Sollte die Kirche an eine Frau übergehen? Wer war Maria Magdalena? Hier wirft man im Buch auch einen Blick in die reale Geschichte. Auch die verbotenen Evangelien werden im Buch angerissen. Absolut fesselnd für mich, denn ich wusste nicht das es noch mehrere Evangelien gab. Man kennt schließlich nur die Bibel. Die Gebeine Maria Magdalenas und die geheimen Dokumente, die die wirkliche Geschichte erzählten, seien auf dem Tempelberg gefunden worden, als Jerusalem im ersten Kreuzzug erobert wurde. Diese "Wahrheit" über Christus und Maria Magdalena sei durch eine Geheimgesellschaft namens Prieuré de Sion am Leben erhalten worden, die später den Templerorden gegründet habe.

Vielen berühmten Persönlichkeiten, wie Leonardo da Vinci und Isaac Newton, wird nachgesagt, dort eine hohe Position bekleidet zu haben. Es ist ein superspannender Thriller, der mich zum großen Dawn Brown Fan werden ließ. Es gibt noch weitere ähnlich gestrickte Werke wie Illuminati und Inferno. Verfilmt wurden alle drei Werke mit dem grandiosen Schauspieler Tom Hanks.

Lenas Empfehlung: Lyrik und Prosa zum Nachdenken

milk and honey - milch und honig von Rupi Kaur. Das große Thema von "milk and honey - milch und honig" ist das (Über)leben. Die lyrischen und prosaischen Texte spiegeln vor allem Erlebnisse, die Frauen mit Gewalt, Verlust, Missbrauch, Liebe und Feminismus gemacht haben bzw. täglich erleben. Aufgeteilt in vier unterschiedlichen Kapiteln illustriert das Buch den Schmerz, aber auch die Heilung, Liebe wie Verlust. Durch die einzigartige Gliederung des Gedichtbandes hat der Leser das Gefühl einem "roten Faden" zu folgen.

Die Gefühle, die beim Lesen ausgelöst werden, sind facettenreich und schwer zu fassen. Ich finde, man muss diese selbst erlebt bzw. erlesen haben. Dieses Buch lehrt über Selbstverwirklichung und Entwicklung, gibt Denkanstöße auf. Was mich ebenfalls sehr ansprach waren die passenden minimalistischen Illustrationen bzw. Zeichnungen zu den Texten. Wenn ihr emotionsgeladene, schmerzhafte aber auch hoffnungsvolle Texte lesen wollt, dann schaut euch definitiv "milk and honey - milch und honig" von Rupi Kaur an.

Nadines Favoriten: Von Verlust und Hoffnung

PS.: Ich liebe dich von Cecelia Ahern. Bücher haben in meinem Zuhause schon immer eine große Rolle gespielt und auch heute noch bediene ich mich regelmäßig am Bücherregal meiner Mama. Der erste Roman, den ich mir von dort "ausgeliehen" habe, war "PS.: Ich liebe dich" von der irischen Schriftstellerin Cecelia Ahern - ein Buch, das nach wie vor zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Darin verliert eine junge Frau durch schwere Krankheit die Liebe ihres Lebens und fällt daraufhin erstmal in ein tiefes Loch, weiß nicht, wie es ohne ihren Mann weitergehen soll. Doch dann findet Holly Briefe, die Gerry ihr hinterlassen hat - für jeden Monat des ersten Jahres ohne ihn einen. In denen gibt er ihr mal kleinere, mal größere Aufgaben, die ihr helfen sollen, langsam wieder zu sich selbst und ins Leben zurück zu finden.

Einfühlsam erzählt Cecelia Ahern die Geschichte von Holly und zeigt dabei, dass auch noch so kleine Erfolge und Fortschritte einen großen Unterschied machen können und dass unsere Liebsten uns, auf die eine oder andere Weise, immer, auch nach ihrem Tod, immer begleiten und ein Teil von uns bleiben. Kein anderes Buch hat mir bisher auch beim wiederholten Lesen so die Tränen in die Augen und so ein Lächeln aufs Gesicht zaubern können.

Die Bücherdiebin von Markus Zusak. Der Tod sieht die neunjährige Liesel Meminger zum ersten Mal 1939, als sie ihren kleinen Bruder zu Grabe tragen muss und erzählt in "Die Bücherdiebin" fortan ihre Geschichte. Erzählt wie das junge Mädchen ihre ersten Bücher stiehlt, mit Hilfe ihres Pflegevaters lesen lernt, mit ihrem Freund Rudi die Himmelstraße unsicher macht und, gemeinsam mit ihrer neuen Familie, im Keller den Juden Max vor den Nationalsozialisten versteckt. In all der Zeit begleitet Liesel das geschriebene Wort, das ihr hilft zu überleben, als die ganze Welt zusammenzubrechen droht.

Markus Zusak setzt mit dem Roman ein Mahnmal für die Schrecken der NS-Zeit, ohne dabei direkt belehrend den Finger zu erheben - die Geschichte spricht dabei für sich. Als Leser sieht man dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte durch die Augen des jungen Mädchens, sieht den Schutt und die Asche, aber auch die kleinen Lichtblicke. Ein Buch über Mut, Hoffnung, die Macht der Freundschaft und die Veränderung, die Menschen mit ihrer bedingungslosen Liebe bewirken können - emotional, bewegend und fesselnd erzählt und daher eines meiner absoluten Lieblingsbücher, das ich nur jedem ans Herz legen kann.

Jürgens Favorit: In Goethes nordischem Arkadien 

Sigrid Damm: "Goethes letzte Reise". Seine letzte Reise unternimmt Johann Wolfgang von Goethe vom 26. bis 31. August 1831. Sie führt ihn von Weimar in das zirka 50 Kilometer entfernte Ilmenau. Seine Begleiter sind zwei seiner drei Enkelkinder - der 13-jährige Walther und der zwei Jahre jüngere Wolfgang.

Sigrid Damm, eine ausgewiesene Goethe-Kennerin, widmet sich in ihrem Buch "Goethes letzte Reise" nicht nur den letzten Lebensmonaten Goethes, sondern schaut auch zurück auf Goethes vielfältige Beziehungen zu der thüringischen Stadt Ilmenau, die seit 1661 zum Herzogtum Sachsen-Weimar gehörte. 

Die Stadt, die Goethe aufgrund der sie umgebenden herrlichen Landschaft später sein nordisches Arkadien nennt, besucht er erstmals am 3. Mai 1776. Ilmenau spielt für ihn sowohl als Staatsbeamter im Dienst des Herzogtums Sachsen-Weimar als auch als Dichter eine große Rolle. 

Ilmenau ist bei Goethes erstem Besuch noch immer von den Folgen des großen Stadtbrandes im Jahr 1752 und des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) gezeichnet. Einen wirtschaftlichen Aufschwung  in der Enklave des Herzogtums Sachsen-Weimar versprechen sich Herzog Carl August (1757-1828) und Goethe von einer Wiederbelebung des 1739 stillgelegten Silber- und Kupferbergbaus in Ilmenau. Eine Aufgabe, der sich Goethe in den folgenden Jahren mit Leidenschaft widmet. Damit wird für ihn Ilmenau "wie kein anderer Ort in seinem Leben Experimentierfeld seiner sozialen Utopie. Festes irdisches Glück will er mit der Wiederbelebung des Bergbaus für die Bewohner schaffen", schreibt Sigrid Damm. Und sie zeigt gleichzeitig, wie mit dem Scheitern des Bergbau-Projektes im Jahr 1796 auch Goethes Interesse für das Schicksal der Menschen in der Stadt merklich schwindet. 

In Ilmenau entsteht auch das Gedicht "Wandrers Nachtlied" ("Über allen Gipfeln ist Ruh …"). Auf die Holzwand einer Jagdhütte auf dem unweit der Stadt gelegenen, 861 Meter hohen Kickelhahn kritzelt er am 6. September 1780 mit Bleistift sein später weltberühmt gewordenes Gedicht, das in mehr als 50 Sprachen übersetzt ist. Das Gedicht spricht  von der Sehnsucht nach Ruhe - Ruhe, um neue Kraft zu sammeln, so interpretiert es Sigrid Damm. 51 Jahre nachdem er es geschrieben hat, sucht Goethe am Vortag seines 82. Geburtstages die Jagdhütte noch einmal auf. 

Als Goethe am darauffolgenden Tag in Ilmenau sein Wiegenfest feiert, sind seine Lebensumstände alles andere als rosig. Der Ruhm des einst umjubelten Autors von "Die Leiden des jungen Werther" verblasst. Seine literarischen, ästhetischen und politischen Ansichten werden von allen Seiten kritisiert. Doch Goethe lässt sich nicht beirren. Sigrid Damm erzählt, wie er sein literarisches Werk vervollkommnet, von dem er weiß, dass es über seine Zeit hinausreichen wird. So stellt er unter anderem seinen "Faust II" fertig - trotz aller Knüppel, die ihm das Leben zwischen die Beine wirft. 

Der größte ist sicherlich das Schicksal seines einzigen Sohnes August. Sigrid Damm schildert das stets ambivalente Verhältnis zwischen Vater und Sohn, wobei sich der Sohn meist in der Rolle als Diener oder Angestellter seines Vaters sieht. 1830 bricht August zu einer Italienreise auf. Diese Flucht aus dem Alltag tut ihm offenbar gut. Aus Rom, der letzten Station vor der geplanten Heimreise, schreibt er im Oktober 1830 an den Vater: "Es ist das erste mal, im 40t Jahre, daß ich zum Gefühle der Selbstständigkeit gekommen." Ironie des Schicksals: Dieses Gefühl wird für ihn zu keinem Neubeginn führen. Noch im gleichen Monat stirbt August von Goethe in der Stadt am Tiber. 

So problematisch oftmals das Verhältnis zu seinem Sohn war, seine drei Enkel liebt Goethe mit Hingabe. Nach Augusts Tod übernimmt der 81-Jährige ganz selbstverständlich für sie die Vaterpflichten. Doch neben seiner Liebe schenkt Goethe seinen Enkeln auch seinen großen Namen. Es ist eine Last, an der vor allem Walther und Wolfgang von Goethe zeitlebens schwer zu tragen haben.  

Sigrid Damm erzählt mit viel Empathie. Und die Schriftstellerin stellt dabei keineswegs Goethe auf einen Sockel der Bewunderung, sondern zeigt ihn als einen mitten im Leben stehenden Menschen, mit all seiner Freude und seinem Leid, in seiner Größe, aber auch mit seinen ganzen Schwächen. Die Autorin, 1940 im thüringischen Gotha geboren, ist mit zahlreichen Veröffentlichungen über Goethe und weitere Persönlichkeiten aus der Zeit der Klassik und Romantik international bekannt geworden. Sie wird dafür mit angesehenen Literaturpreisen geehrt. 2010 wird sie Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt.

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