Was tun gegen Wucher-Preise an der Zapfsäule?

Ratgeber Einsparpotential durch Fahrweise, Preisvergleich und Tageszeit beim Tanken

Aktuell jagt bei den Kraftstoffpreisen ein Höchststand den nächsten. Während Diesel im Januar alle bisherigen Spitzenmarken übertraf, kratzte Benzin knapp am höchsten je ermittelten Preis. Das ergibt sich aus Daten des ADAC in seiner Monatsauswertung der Kraftstoffpreise. Mittlerweile hat der Preis für Benzin sogar den bisherigen Höchststand vom 13. September 2012 übertroffen. Doch Autofahrer haben nicht nur die Möglichkeit, durch ihr Fahrverhalten die Kosten zu senken. Sie können mit ihrer Nachfrage und mithilfe von Apps sogar einen gewissen Einfluss auf das Preisgefüge ausüben.

Kurze Wege meiden

Wenn immer es möglich ist, sollte man kurze Strecken mit dem Auto lieber vermeiden. Der Grund: Bei kaltem Motor verbraucht das Auto am meisten Sprit. Denn um gleichmäßig zu laufen, benötigt zumindest der Ottomotor in der Warmlaufphase ein Gemisch mit höherem Kraftstoffanteil als bei optimaler Betriebstemperatur. Kommt eine Alternative - wie beispielsweise das Fahrrad - nicht infrage, kann eine optimierte Fahrweise beim Kostensparen helfen.

Tipps für sprintsparendes Fahrverhalten

Für eine sparsame Fahrweise haben sich ein paar einfache Kniffe bewährt: Flott beschleunigen, rechtzeitig hochschalten, bei niedriger Drehzahl fahren und erst zurückschalten, wenn der Motor zu ruckeln beginnt. Zudem sollten Autofahrer so lange wie möglich die Motorbremswirkung nutzen. Beim Heranrollen an eine rote Ampel besser nicht den Gang herausnehmen. Denn die meisten Autos sind mit einer Schubabschaltung ausgerüstet, die die Kraftstoffzufuhr im Schubbetrieb komplett absperrt.

Besser ist es, frühzeitig vom Gas zu gehen und das Auto beispielsweise die letzten paar hundert Meter bei eingelegtem Gang auf eine Ortschaft zurollen zu lassen, statt unmittelbar davor abrupt abzubremsen. Wenn die Leerlaufzeit voraussichtlich länger als 20 Sekunden dauert, sollte man den Motor ausschalten. Laut ADAC sei diese zusätzliche Belastung für Anlasser und Batterie gerade bei warmem Motor zu vernachlässigen. Wer den Motor trotzdem laufen lässt, verbraucht etwa 0,5 bis 1 Liter pro Stunde mehr.

Elektrische Geräte sparsam einsetzen

Auch elektrische Geräte im Auto - wie etwa Steuergeräte, Beleuchtung, Lüfter, Klimaanlage, Sicherheits- und Komforteinrichtungen - können den Spritverbrauch in die Höhe treiben. Schließlich wird elektrische Energie vom Generator bereitgestellt, der vom Verbrennungsmotor angetrieben wird. Folglich kosten eingeschaltete elektrische Geräte auch Sprit. So kann eine Klimaanlage je nach Fahrzeugmodell, Technik und Einsatzbedingungen zu einem Mehrverbrauch von etwa 0,3 bis 1,5 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer führen. Einschaltzeiträume sollte man also auf das notwendige Maß begrenzen. Der ADAC rät jedoch: Sparen Sie nie an der Beleuchtung, am Scheibenwischer oder an der Scheibenheizung und damit an der Sicherheit!

Gewicht reduzieren

Getränkekisten, Kinderwagen, Dachboxen oder Fahrradträger: Alles, was nicht unbedingt mit muss, sollte raus aus dem Fahrzeug. Denn jedes Stück mehr im Auto bedeutet mehr Gewicht und kostet letztendlich Kraftstoff. Ursache für diesen Effekt ist die sogenannten Massenträgheit. Das heißt, je mehr Masse, desto höher der Energieeinsatz, um diese zu beschleunigen. Besonders im Stadtverkehr wirkt sich jede extra Ladung negativ auf den Spritverbrauch aus, denn jedes Anfahren und jede Beschleunigung kosten extra Sprit. Das gleiche gilt übrigens für Reifen mit zu wenig Luftdruck. Tipp: Um zusätzlich Kraftstoff zu sparen, kann der vom Fahrzeughersteller empfohlene Reifenluftdruck moderat erhöht werden, sofern dies in der Bedienungsanleitung beschrieben ist.

Tageszeit beim Tanken entscheidend

Der ADAC rät: Autofahrer sollten nach Möglichkeit die Schwankungen der Kraftstoffpreise im Tagesverlauf nutzen und in den Abendstunden tanken. Erfahrungswerte zeigen, dass ab 6 Uhr ein deutlicher Anstieg der Preise beginnt. Kurz nach 7 Uhr erreicht der Preisanstieg seinen Höhepunkt. Hier liegt gleichzeitig das höchste Preisniveau des Tages. Anschließend fällt der Preis, um nach 9 Uhr wieder spürbar anzuziehen. Im Tagesverlauf folgen weitere Preisspitzen gegen 10 Uhr, 13 Uhr, 16 Uhr, vor 18 Uhr, vor 20 Uhr und schließlich ab 22 Uhr. Regelmäßig am niedrigsten liegen die durchschnittlichen Kraftstoffpreise zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Wer dann tankt, kann im Schnitt bis zu sieben Cent je Liter sparen.

Per App die Preise im Blick behalten

Auch zwischen den gängigen Markentankstellen können die Preisunterschiede erheblich sein und - wie Auswertungen des ADAC zeigen - rund sechs Cent je Liter betragen. Einen guten Überblick über die aktuellen Spritpreise bieten Apps, wie zum Beispiel die App "ADAC Spritpreise". Neben den aktuellen Kraftstoffpreisen nahezu aller 14.000 Tankstellen in Deutschland bietet diese eine detaillierte Routenplanung. Ausführliche Informationen zum Kraftstoffmarkt und aktuelle Preise gibt es auch unter www.adac.de/tanken.

Warum sind die Spritpreise so enorm gestiegen?

Die Gründe für die aktuellen Wucher-Preise sind vielfältig: Neben den Steuern beeinflussen zahlreiche Marktfaktoren die Kraftstoffpreise. Das beginnt beim globalen Rohstoffhandel, der sich abhängig von Konjunktur, politischer Lage oder Jahreszeit bewegt. So hat zum Beispiel der aktuelle Dollarkurs erhebliche Auswirkungen: Öl wird weltweit fast ausschließlich in der US-amerikanischen Währung gehandelt. Steigt also der Dollarkurs im Verhältnis zum Euro, steigen oft auch die Preise an der Zapfsäule.

Der US-Dollar ist im Januar im Vergleich zum Euro stark geblieben, was folglich nicht für eine Entlastung am Kraftstoffmarkt sorgte. Zu den geopolitischen Faktoren zählen zum Beispiel der Konflikt in der Ukraine sowie Spannungen im Jemen. Gleichzeitig bewegt der Wettbewerb zwischen den Tankstellenbetreibern den Spritpreis. Das heißt: Wenn Verbraucher stets die günstigste Zapfsäule ansteuern, haben sie einen gewissen Einfluss auf das Preisgefüge.

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