Fahrradfahren liegt im Trend. 62 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen das Fahrrad oder Pedelec mindestens ein paar Mal im Monat. Und 39 Prozent tun dies täglich oder mehrmals pro Woche, wie das Sinus-Institut im Fahrrad-Monitor 2023 festhält.
Doch Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sind vergleichsweise ungeschützt unterwegs. Sie umgibt keine Karosserie und damit keine Knautschzone. Und sie können leicht übersehen werden, wenn andere Verkehrsteilnehmer für einen Moment nicht aufpassen.
Was können Sie unternehmen, um die Sicherheit im Sattel und Ihre Sichtbarkeit zu erhöhen? Ein passender Fahrradhelm ist eine der ersten und wichtigsten Schutzmaßnahmen.
1. Wie viel Schutz bietet ein Fahrradhelm?
In Deutschland gibt es keine Pflicht, einen Kopfschutz auf dem Fahrrad zu tragen. Doch Verkehrsexperten sind sich einig: Sie empfehlen einen Fahrradhelm.
Der Helm kann bei Unfällen erwiesenermaßen schwere Kopfverletzungen verhindern, sagt der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Vor allem bei Geschwindigkeiten bis 25 km/h bietet ein Fahrradhelm Schutz - eine klare Empfehlung auch an City-Radler.
2. Was zeichnet einen guten Fahrradhelm aus?
Fahrradhelme in Deutschland erfüllen in puncto Sicherheit die Mindeststandards, wenn sie zwei Merkmale erfüllen:
- Sie tragen ein CE-Kennzeichen.
- Sie sind nach der Norm "DIN EN 1078" getestet.
Wie gut die Helme wirklich sind, kann ein Laie kaum beurteilen. Erst Praxistests und Untersuchungen etwa von der Stiftung Warentest geben darüber Auskunft.
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Einfach ausprobieren: Der Fahrradhelm muss richtig passen. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn
3. Wie finde ich den passenden Fahrradhelm?
Dabei sind zwei Punkte wichtig:
- Nichts darf rutschen oder wackeln. Selbst wenn Sie den Kopf schütteln, sollte der Helm sich kaum bewegen, weil er schließlich auch bei einem Sturz an Ort und Stelle bleiben muss.
- Der Helm sollte waagerecht sitzen und Hinterkopf und Schläfen bedecken.
So gehen Sie vor:
- Um die richtige Größe zu ermitteln, messen Sie Ihren Kopfumfang mit einem Maßband.
- Zu diesem Wert addieren Sie einen Zentimeter, falls im Winter noch eine dünne Fahrradmütze unter den Helm soll.
Tipp vom ADFC: Leicht variieren lässt sich die Größe über ein Einstellrädchen am Hinterkopf. Dieses sollte aber nicht zu sehr festgezogen werden - sonst drohen Kopfschmerzen.
4. Wie viel kostet ein guter Fahrradhelm?
Weniger als 80 Euro sollten Sie für einen Helm grundsätzlich nicht ausgeben, rät der Pressedienst Fahrrad (pd-f). Kinderhelme sind etwas günstiger.
Die Auswahl ist groß und vielseitig, je nach Einsatzgebiet. So gibt es:
- Helme für City-Biker
- Helme für Mountainbiker
- Helme für Rennradler
- Helme mit mehr oder weniger Belüftungsschlitzen
- aerodynamische Helme
- besonders leichte oder faltbare Modelle
Tipp: Einen Austausch des Helms empfehlen Experten auch ohne Sturz nach etwa fünf Jahren, weil das Material altert.
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Mit Licht und Sturzsensor: In einigen Helmen steckt viel Technik. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn
5. Wie lässt sich die Sicherheit noch erhöhen?
Ja, es gibt pfiffiges Zubehör. Die Hersteller haben mittlerweile smarte Fahrradhelme entwickelt, die auch mit dem Handy kommunizieren können. Die Modelle bieten:
- integrierte Blinker
- Bremslicht
- Notruffunktion
- GPS-Ortung
Darüber hinaus gibt es einen Airbag-Schal. Dieser bläst sich bei einem Aufprall blitzschnell um den Kopf herum auf und kostet etwa zwischen 300 und 350 Euro. Zudem gibt es zu Preisen um die 650 Euro eine Airbag-Weste mit Sturzsensor.
Auch sensorgestützte Abstandswarner können Sie am Fahrrad montieren. Die erinnern Autofahrer an den Sicherheitsabstand. Ebenso denkbar sind GPS-Tracker, damit Fahrradfahrer leichter auffindbar sind.
Tipp: Vorsorge geht auch einfacher. "Vermeiden Sie schwarze Kleidung", rät Dirk Zedler, Geschäftsführer des Zedler-Instituts für Fahrradtechnik und -sicherheit in Ludwigsburg.
Reflektoren an der Kleidung helfen dabei, dass andere Verkehrsteilnehmer Sie besser sehen - genauso wie Blinklichter. Diese sind laut ADFC an Kleidung oder Rucksack - anders als am Fahrrad selbst - nicht verboten.
Sicherheit hat auch mit Sichtbarkeit zu tun. Und da gibt es auch beim Fahrrad einiges zu beachten, damit das Bike verkehrssicher ist.
6. Was zeichnet ein verkehrssicheres Fahrrad aus?
In Deutschland ist genau festgeschrieben, wie ein Fahrrad ausgestattet sein muss, um jederzeit auf die Straße zu dürfen - also auch bei Dunkelheit. Daher muss man eine zu den Lichtverhältnissen passende Beleuchtung am Rad anbringen. Geregelt ist dies in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).
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Rat für Radler: Alles sicher verstauen und stets achtsam sein. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Die wichtigsten Merkmale:
- zwei unabhängig funktionierende Bremsen an Vorder- und Hinterrad
- eine helltönende Klingel
- ein nach vorne wirkender weißer Reflektor
- ein roter Reflektor hinten (darf ins Rücklicht integriert sein)
- gelbe Reflektoren an den Pedalen, die nach vorne und hinten wirken
- weiße Reflektor-Elemente an den Längsseiten des Fahrrads - etwa Streifen an den Reifen oder Hülsen an den Speichen
Bei der Beleuchtung vorgeschrieben sind Frontscheinwerfer und Rücklicht, die über einen Dynamo mit Strom versorgt werden. Auch gestattet ist eine abnehmbare Beleuchtung, die von Akkus oder Batterien betrieben wird. Bei Pedelecs ist die Stromversorgung über den Antriebsakku grundsätzlich zulässig.
Übrigens: Wer Beleuchtung nachrüstet, sollte darauf achten, dass sie zugelassen ist, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Erkennbar ist das an dem Prüfzeichen des Kraftfahrt-Bundesamtes, der sogenannten K-Nummer.
Doch es reicht nicht aus, dass die Ausstattung des Fahrrads den Regeln entspricht. Sie muss auch richtig eingestellt sein.
7. Wie stelle ich die Fahrradbeleuchtung richtig ein?
Die Fahrradlampe darf den Gegenverkehr nicht blenden, sollte aber den Weg gut beleuchten. Die alten Halogen-Funzeln würden kaum mehr verbaut, sagt Filippek. Durchgesetzt hat sich weitgehend eine LED-Beleuchtung, die für weite und viel bessere Sicht als früher sorgt - aber auch leichter blendet.
Damit das nicht passiert, müssen Fahrradfahrer, die über die leistungsstarke Lampe verfügen, die Hell-Dunkel-Grenze korrekt ausrichten. Wie beim Auto wird das abgestrahlte Licht in einen unteren helleren und einen oberen dunkleren Bereich eingeteilt.
"Wenn auf einer geraden Strecke die Hell-Dunkel-Grenze auf der Fahrbahn selbst in weiter Ferne noch erkennbar ist, ist der Scheinwerfer passend eingestellt", heißt es beim pd-f. Der helle Bereich sollte nicht so weit nach oben abstrahlen, dass Sie direkt in die Augen entgegenkommender Verkehrsteilnehmer leuchten.
Damit Sie lange Freude an Ihrem Fahrrad haben, sollten Sie nicht nur sich, sondern auch das Rad schützen - etwa vor Diebstahl.
8. Was hilft gegen Fahrrad-Diebstahl?
Eines vorweg: Guter Schutz ist angebracht. Denn die Zahl der angezeigten Diebstähle nimmt zu. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik stieg die Zahl der gestohlenen Fahrräder 2022 um fast 14 Prozent auf etwa 266 000. Im Jahr 2021 sind es noch 234 000 Fahrräder gewesen. Der GDV meldete für 2022 ebenfalls mehr versicherte, gestohlene Räder.
Ist das Rad einmal weg, besteht kaum eine Chance, dass Sie es wiederbekommen. Die jährliche Aufklärungsquote liegt etwa bei 9 Prozent. René Filippek vom ADFC rät daher, Räder möglichst immer doppelt mit unterschiedlichen Schlosssystemen abzusichern, wenn sie im öffentlichen Raum stehen - zum Beispiel mit einem stabilen Bügelschloss und einem schweren Kettenschloss.
Tipp: Damit Diebe das Fahrrad nicht einfach wegtragen können, sollten Sie es anschließen, zum Beispiel an einen Laternenpfahl oder ein Geländer. Dabei sollten Sie darauf achten, dass der Ständer stabil und fest verankert ist. Denn immer mehr Diebe zerschneiden auch die Abstellbügel - laut Filippek ein neuer Trend.
9. Wie viel kostet ein gutes Fahrradschloss?
Laut pd-f sollten Sie mindestens 80 bis 100 Euro für ein Schloss ausgeben. Manche Schlösser bieten digitale Funktionen, etwa die Smartphone-App als Schlüssel. So etwas treibt die Kosten in die Höhe, erhöht aber die mechanische Sicherheit nicht. "Das sind oft Spielereien", sagt Ingenieur Dirk Zedler.
Über das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Sicherheit von Fahrradschlössern informieren regelmäßig Untersuchungen, beispielsweise von der Stiftung Warentest.
10. Lohnt es sich, eine Versicherung abzuschließen?
Vor allem für teurere Fahrräder und E-Bikes, die nach Branchenangaben im Schnitt rund 2600 Euro kosten, könne eine spezielle Fahrradversicherung lohnen, sagt die Versicherungsexpertin Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW.
In der Regel decken die Tarife auch Folgendes ab:
- Vandalismusschäden
- Sturzschäden
- Unfallschäden
- Elektronikschäden
Dieses erweiterte Leistungsspektrum erhöht allerdings die Kosten.
Tipp: Welche Anbieter zu Ihrem Rad und Ihren Bedürfnissen passen, finden Sie am besten über unabhängige Tests heraus.
Günstiger ist die Absicherung über eine Hausratversicherung mit Erweiterungsklausel, die aber meist nur Diebstahl absichert.
Je nach Vertragsbedingungen und Versicherungssumme sind die Entschädigungssummen gedeckelt, sodass etwa nur 500 Euro ausgezahlt werden. Mitunter zu wenig, um sich das eigene Modell wieder neu zu kaufen.
Tipp: In jedem Fall die Bedingungen genau studieren. Im Rahmen einer gängigen Hausratversicherung muss das Fahrrad in der Regel zu Hause in einem abgeschlossenen Raum stehen, zum Beispiel im Keller. Sonst gibt es keinen Ersatz. Die Fahrradklausel greift meist auch bei Diebstahl eines angeschlossenen Rads auf offener Straße, nicht nur bei Einbruchdiebstahl.
Wie hoch ist das Unfallrisiko für Radfahrer?
Das Unfallrisiko ist ziemlich hoch, wie Zahlen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigen.
Das Risiko...
- bei einem Unfall zu sterben, ist für Fahrradfahrer dreieinhalb Mal so hoch wie für Autofahrer.
- sich dabei schwer zu verletzen, ist sogar um das Siebeneinhalbfache erhöht.
Im Jahr 2022 starben laut Statistischem Bundesamt 474 Menschen mit dem Fahrrad bei Verkehrsunfällen - eine deutliche Zunahme im Vergleich zum Vorjahr.
Was auffällt: Eine Statistik aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Unfälle mit einem E-Bike häufiger tödlich enden als solche mit einem normalen Fahrrad.
Das führen Unfallforscher auf deren wachsenden Bestand zurück, aber auch darauf, dass viele Biker ihr Elektrozweirad nicht im Griff haben. Pedelecs beschleunigen schnell und haben bissige Bremsen.
Experten empfehlen Ungeübten daher spezielle Trainings zur Fahrsicherheit. Diese vermitteln oder führen Fahrrad-Clubs, Verkehrswachten und private Anbieter durch, etwa ADAC oder VCD.