5 Fakten über Stürme, die Sie kennen müssen

Orkan, Hurrikan, Tornado Stürme richten teils heftige Zerstörungen an. Wissen Sie, was der Unterschied zwischen einem Hurrikan und einem Tornado ist - und wie diese überhaupt entstehen? 5 Fakten zum Mitreden.

Sturm, Orkan, Hurrikan und Co. - dass es hier um heftigen Wind geht, ist klar. Doch worin unterscheiden sich die verschiedenen Typen von Unwetter? Und warum heißen Stürme mal Herbert und mal Sybille? Ein Überblick.

1. Sturm ist nicht gleich Sturm

Geht es um heftige Stürme, ist in den Nachrichten mal das eine Mal von einem Hurrikan die Rede, ein anderes Mal von einem Zyklon oder Orkan. Das sind die Unterschiede:

Sturm

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) handelt es sich um einen "Wind von großer Heftigkeit". Mit Blick auf die Beaufortskala, mit der Windstärken anhand ihrer Auswirkungen geschätzt werden, muss der Wind mit mindestens 75 Stundenkilometern (km/h) über das Land fegen, um als Sturm zu gelten. Damit ist die Windstärke 9 erreicht.

Mögliche Folgen: Äste brechen, Dachziegel können herabfallen. Die Stärken 10 und 11 bezeichnen einen schweren beziehungsweise orkanartigen Sturm. Windstärken zwischen 89 und 117 km/h werden erreicht. Bäume können brechen oder entwurzelt werden. Die Schäden an Bauwerken fallen größer aus.

Orkan

Davon spricht man laut Beaufortskala, wenn der Wind eine Geschwindigkeit von mehr als 118 km/h erreicht (Windstärke 12). Dann kann es zu schweren Verwüstungen kommen. Bei Orkanen handelt sich um Stürme außer der Tropen, die in Deutschland eigentlich nur in den Wintermonaten vorkommen, erklärt Andreas Friedrich, der sich als Tornadobeauftragter des DWD einen Namen gemacht hat.

Hurrikan, Taifun, Zyklon, Willy-Willy

Sie alle beschreiben dasselbe Phänomen - tropische Wirbelstürme. Über die Bezeichnung entscheidet hier der Ort des Geschehens:

  • Als Hurrikan werden tropische Wirbelstürme über dem Atlantik und Teilen des Pazifiks bezeichnet.
  • Zyklonekommen über dem Indischen Ozean und Teilen des südlichen Pazifiks vor.
  • Taifune toben im Pazifik über Ost- und Südostasien.
  • In Australien nennt man die Stürme Willy-Willies.

Gelegentlich kommt es auch über dem Mittelmeer zu solchen Wetterereignissen. Sie werden als Medicane bezeichnet.

Tornado

"Im Gegensatz zu den Hurrikans und Co., die mehrere Hundert, wenn nicht sogar Tausend Kilometer im Durchmesser haben können, handelt es sich bei Tornados um kleinräumige Ereignisse", erklärt Friedrich.

Anders als die großen tropischen Wirbelstürme entstehen Tornados auch über dem Festland. Und zwar dann, wenn Luftmassen unter einer Gewitterwolke spiralförmig nach oben steigen und so ein Luftwirbel entsteht. Berührt dieser den Boden, entsteht ein Sog, der verheerende Auswirkungen haben kann.

Tipp: Auch in Deutschland gab es schon heftige Unwetter mit Sturm und Starkregen - und es wird sie auch in Zukunft geben. Wie informiert man sich? Klar, im Radio und Fernsehen wird vor Unwettern gewarnt. Doch Apps wie Nina, Katwarn und Warnwetter halten Nutzer standortgenau auf dem Laufenden und geben zum Teil auch Notfalltipps.

2. Tornados in Deutschland? Ja klar!

Riesige Rüssel donnern über das flache Land und zerstören alles, was sich auf ihrem Weg befindet - dann lösen sie sich so schnell auf, wie sie gekommen sind: Das sind Tornados.

Ganz so verheerend wie in den USA sind die Wirbelwinde in Deutschland meistens nicht. Doch es gibt sie.

"Im Durchschnitt sind es 20 bis 60 im Jahr, Dunkelziffer unbekannt", sagt Tornado-Experte Friedrich. Denn: Tornados lassen sich auf Wetterradargeräten nicht erkennen. "Wir brauchen Augenzeugenberichte oder eindeutige Schadensspuren, um sie zu identifizieren."

Wer das Gefühl hat, die Zahl der Tornados habe zugenommen, irrt. "Wir erkennen hier seit Jahren keine signifikanten Veränderungen", sagt Friedrich. Aber: "Wir haben einen klaren Beobachter-Effekt in Deutschland."

Smartphone-Besitzer und Wetter-Kameras filmen solche Ereignisse, die Videos verbreiten sich schnell. Sturmjäger suchen dafür sogar gezielt nach Tornados. Was früher oft nahezu unbeobachtet geschah, rückt heute in den Fokus der Öffentlichkeit.

3. So entstehen Orkane und Hurrikans

Für die Entstehung eines Orkans muss kalte Luft aus der Polarregion auf warme Luft vom Äquator treffen. Entscheidend ist hier der große Temperaturunterschied. Je größer, umso heftiger der Orkan.

Am größten sind die Unterschiede im Herbst und Winter. Deshalb kommt es in dieser Zeit häufiger zu Orkanen als etwa im Sommer. Aber auch dann sind solche Wetterereignisse nicht ausgeschlossen.

Die Luftmassen treffen meistens über dem Atlantik aufeinander. Durch das Aufeinanderprallen wird eine enorme Energie freigesetzt, die sich in Form eines Orkans äußert und sich so ihren Weg bahnt.

Zur Erinnerung: Von einem Orkan spricht man ab einer Windgeschwindigkeit von 118 km/h.

Hurrikans entstehen vor allem über dem Meer. Nämlich dann, wenn mindestens 26 Grad warmes Wasser verdunstet, erklärt Andreas Friedrich. Feuchtwarme Luft steigt nach oben, sodass sich Gewitterwolken bilden. Ein Luftdruckgefälle entsteht. Luftmassen in Erdnähe werden zum Zentrum des Sturms gezogen. Dadurch, dass sich die Erde dreht, gerät der Wirbelsturm in eine Drehbewegung.

Auch wenn sich der Sturm mit einer Drehbewegung fortbewegt, ist er nicht mit oben beschriebenen Tornados zu verwechseln. Zwar erzeugen auch Hurrikans enorme Windgeschwindigkeiten, die Gebilde bewegen sich aber vergleichsweise langsam fort.

Außerdem sind sie teils Hunderte Kilometer groß und bestehen über mehrere Tage, manchmal sogar Wochen.

Gut zu wissen: Einer der heftigsten Orkane, die in den vergangenen Jahren über Deutschland hinweggefegt sind, war "Kyrill" am 18. Januar 2007. Nicht nur hierzulande, sondern in ganz Westeuropa sorgte er für Schäden. Laut DWD sind damals 50 Millionen Bäume umgestürzt. Die Bahn hat landesweit den gesamten Verkehr eingestellt. 13 Menschen starben.

Bereits vor "Kyrill" kam es immer wieder zu Stürmen, besonders in Norddeutschland. Doch was DWD-Meteorologen am 15. Januar 2007 auf dem Radar über Neufundland (Kanada) entdeckten, war besorgniserregend - also gingen die ersten Warnungen raus.

Die offiziell stärkste Windböe erreichte eine Geschwindigkeit von 202 km/h, gemessen an der DWD-Wetterwarte Wendelstein in Bayern. Besonders heftig betroffen waren neben dem Südosten Bayerns die Küstengebiete und Höhenlagen, Nordrhein-Westfalen und der Osten Deutschlands.

Zwar gab es in der Vergangenheit bereits Orkane mit noch heftigerem Wind. Die Ausdehnung des Windfelds von "Kyrill" war nach Angaben des DWD aber bemerkenswert. Ebenso wie die Schadenssumme: 3,6 Milliarden Euro laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Weitere starke Orkane in Deutschland: 

  • Quimburga (1972)
  • Vivian (1990)
  • Wiebke (1990)
  • Lothar (1999)

4. Wie ein Sturm zu seinem Namen kommt

Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass Hoch- und Tiefdruckgebiete auch bei uns Namen tragen. Das war aber nicht immer so: Erst in den 1960er Jahren wurde diese Form der Benennung eingeführt, zur besseren Übersicht über Wettersysteme auf Wetterkarten.

Tiefdruckgebiete haben damals Frauennamen bekommen. "Weil sie Regen bringen und dieser für Fruchtbarkeit steht", sagt Friedrich.

Hochdruckgebiete waren per se männlich. Seit den späten 1990er Jahren wird jährlich abgewechselt, um für Ausgleich zwischen den Geschlechtern zu sorgen.

Kurios:Wer nach einem besonderen Geschenk sucht, kann ein Hoch- oder Tiefdruckgebiet nach dem Partner, der Mama oder der besten Freundin benennen. Die Aktion Wetterpate macht's möglich. Das Geld wird in die Ausbildung von Meteorologinnen und Meteorologen gesteckt.

Tipp: Tiefdruckgebiete (260 Euro) sind günstiger als Hochdruckgebiete (390 Euro). "Weil es davon mehr gibt", sagt Friedrich.

Wer sich dafür entscheidet, ein Druckgebilde nach einer geliebten - oder weniger beliebten - Person zu benennen, sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Name nicht international gültig sein muss. So hieß "Kyrill" etwa in Skandinavien ganz anders: "Lill-Per".

5. Verb(r)annte Namen: Manche Stürme waren einfach zu verheerend

Die Namen für tropische Wirbelstürme werden von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) verwaltet. Dafür führt diese Listen mit Namen von A bis W, die über die Jahre immer wieder verwendet werden.

"Wenn ein tropischer Wirbelsturm besonders heftig wütet und große Zerstörung anrichtet und viele Menschen sterben, wird der Name zukünftig nicht mehr vergeben", sagt Friedrich.

Ein Beispiel ist "Katrina". Der Hurrikan, der zeitweise die Stufe 5 erreichte, sorgte im August 2005 in der Golfregion der USA für verheerende Verwüstungen und weit über 1000 Tote.

Es kommt vor, dass die Zahl der Namen auf den Listen nicht ausreicht, um alle Stürme zu benennen. Dann greift die WMO auf das griechische Alphabet zurück. Stürme heißen dann etwa Alpha oder Beta.

Und zum Schluss: Da mit den Temperaturen in der Atmosphäre auch die Wassertemperaturen steigen, kommt es zukünftig vermutlich in mehr Regionen zu Hurrikans - die dann auch öfter Richtung Südwest-Europa ziehen, sagt Meteorologe Friedrich.

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