Wer wie bewusstes schwedisches Möbelhaus von einem Regal Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen Stück herstellt, produziert kaum noch in Handarbeit. Und auch die Verpackung der Einzelteile zu den bekannten Paketen ist hoch automatisiert: Auf riesigen Ballen wird Verpackungsmaterial in eine Maschine gespannt. Die Wellpappe läuft vorbei an Stanzen, die sie in die passende Form bringen. Die Verpackung wird automatisch gefaltet und geklebt, dann kommen durch mehrere Roboter die passenden Teile in die Verpackung. Ob auch keine Schraube fehlt, wird per Waage festgestellt, bevor es weitergeht mit dem Falten und Verkleben, bis schließlich die Verpackung auch noch von mehreren Druckern beschriftet wird. Ein Roboter hievt sie schließlich auf die richtige Palette.
"Alle fünf bis sechs Sekunden kommt ein fertiges Möbelpaket vom Band", erklärt Holger Woldt, Ausbildungsleiter bei HOMAG Lichtenberg, wo gerade eine solche Verpackungsanlage entsteht. Sie erstreckt sich über bestimmt siebzig, achtzig Meter durch die HOMAG-Werkhalle: "Bevor die Anlage bei einem Kunden zum Einsatz kommt, wird sie bei uns einmal vollständig aufgebaut und durchgetestet, bis sie reibungslos läuft", so Woldt. Die HOMAG Gruppe versteht sich als weltweit führender Anbieter von integrierten Maschinen und Anlagen für die Produktion in der holzbearbeitenden Industrie, wozu Möbelhersteller gehören.
Affinität zum Mechanischen
Die neue Anlage besteht aus tausenden Einzelteilen vom kleinen Gewichtssensor bis hin zum großen Industrieroboter. Jede Menge Mechanik und Elektronik verschmelzen hier zu einem Gesamtkunstwerk. "Wenn man am Ende sieht, wie eine Anlage funktioniert, an der man selbst mitgearbeitet hat, ist man total begeistert", verrät Justin Hänig. Der 19-jährige Freiberger steht noch am Anfang seines Berufslebens, er lernt im dritten Jahr den Beruf des Mechatronikers bei HOMAG. "Der Beruf verbindet mit dem Elektroniker und dem Mechaniker eigentlich zwei Berufe, das hat mich zu meiner Berufswahl geführt." Er sei begeisterter Fahrradschrauber, berichtet Hänig, da brauche es eine Affinität zum Mechanischen. Die Vielfalt möglicher Maschinen und die dadurch erfolgende Erleichterung für die menschliche Arbeit, das habe ihn am Beruf fasziniert. Seinen Ausbildungsbetrieb lernte er bei einer Ausbildungsmesse kennen, über Praktika und Ferienarbeit empfahl man sich gegenseitig zur Unterschrift eines Ausbildungsvertrages.
"Wir bilden jährlich drei bis vier neue Azubis und Studierende aus", erläutert Ausbildungsleiter Woldt: "Neben den Mechatroniker*innen haben wir auch Ausbildungsstellen für Industriekaufleute, Fachkräfte für Lagerlogistik und ab 2024 auch erstmals für Produktionstechnolog*innen." In alle Berufe spiele Mathematik mit hinein, da sollte man ein paar Kenntnisse mitbringen, sagt Woldt: "Aber die Zensuren spielen nicht die Hauptrolle. Vor allem muss es matchen." Gern biete man deshalb Ferienjobs oder ein Betriebspraktikum an, so wie bei Justin Hänig: "Da lernt man sich am besten kennen."
"Im ersten Lehrjahr, das ich überwiegend in der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildung verbracht habe, ging es vor allem um mechanische Grundfertigkeiten", erinnert sich der Azubi. Bohren, fräsen, drehen, schweißen - all das sollte man als Mechatroniker*in beherrschen, um beispielsweise Grundgerüste für spätere Maschinen und Anlagen herstellen oder Kabelkanäle bauen zu können. Im zweiten Jahr kam dann verstärkt die Elektronik hinzu: Wie wird richtig verkabelt, welche Arten von Sensoren gibt es, wie kann man sie einsetzen? "In dieser Zeit begann auch die selbständige Arbeit an ersten Baugruppen."
Gut ein Jahr Ausbildung liegt noch vor Justin Hänig, danach würde er sich über eine Weiterbeschäftigung bei HOMAG freuen. "Ich denke, auch danach wird man noch ein paar Jahre weiterlernen", sagt er: "Denn jede Maschine ist anders, wird einzigartig für bestimmte Zwecke konstruiert und produziert." Dann kann er sich auch internationale Einsätze bei der Montage der produzierten Anlagen und deren Inbetriebnahme bei Kunden im In- und Ausland vorstellen - eine Chance, die die HOMAG-Gruppe mit ihrem weltweiten Kundenstamm bietet.
Berufsbild: Mechatroniker*in
Bereits das Wort Mechatroniker verrät, worum es sich bei diesem Beruf handelt - eine Kombination der Berufe Mechaniker und Elektroniker. Dieser Mix hängt mit der zunehmenden Verschmelzung von elektronischer und mechanischer Welt zusammen: Roboter benötigen selbstverständlich Bauteile aus beiden Welten. Autos auch: Schon seit längerem entstehen an den PKWs auf deutschen Straßen mehr Pannen wegen Defekten an elektronischen als an mechanischen Komponenten. Und auch viele Maschinen und Anlagen aus dem Zeitalter der Mechanisierung werden inzwischen elektronisch gesteuert und im Zuge von Industrie 4.0 sogar ans Internet angeschlossen. Die Notwendigkeit von Mechatroniker*innen liegt also auf der Hand.
Mechatroniker*innen sind technische Allrounder, die ihren Beruf in 3,5 Jahren erlernen. Sie verstehen es, Schaltpläne und Konstruktionszeichnungen zu lesen. Sie fertigen und prüfen die einzelnen Bauteile und montieren sie zu komplexen mechatronischen Systemen und Anlagen zusammen. Diese können sie im Anschluss auch in Betrieb nehmen und technisch pflegen und zur Not reparieren. Zunehmend sind auch Fragen der Digitalisierung in den Beruf integriert.
Um Mechatroniker*in zu werden, solltest du technisches Verständnis und handwerkliches Geschick mitbringen - und weil die Berufswelt ganz bestimmt nicht stehenbleibt auch die Bereitschaft, dich kontinuierlich fortzubilden.
Neben den Mechatroniker*innen selbst, die zumeist im Maschinen- und Anlagenbau tätig sind, gibt es einige anders fokussierte Berufsbilder, unter anderem KFZ-Mechatroniker, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Mechatroniker für Kältetechnik sowie Zweiradmechatroniker.