Luca Böke ist ein sportlicher Typ, groß gewachsen, muskulös. "Ich habe elf Jahre Fußball gespielt und immer ein wenig am Leistungssport gekratzt", erzählt der 21-Jährige. Letztlich hat sich eine Karriere als Fußball-Profi nicht realisiert, das Berufsfeld Leistungssport wollte Böke aber nicht aus dem Blick verlieren.
Die Entscheidung für Physiotherapie
"Bei meinem persönlichen Sporttreiben habe ich gesehen, wie sehr die Körper der Kinder und Jugendlichen beansprucht werden, wenn sie Hochleistungssport betreiben", erzählt Luca Böke. "In diesem Bereich möchte ich deshalb jemand werden, der ihnen guttut." Also entschied er sich für die Physiotherapie.
Ausbildung und Studium: Die Herausforderung der Kombination
Dafür absolviert Böke, der am Gymnasium Einsiedel das Abitur abgelegt hat, seit zwei Jahren eine überbetriebliche Ausbildung zum Physiotherapeuten - und studiert am Wochenende zusätzlich an der Dresden International University Physiotherapie. "Die Kombination ist zeitlich anspruchsvoll, eröffnet mir aber zusätzliche Karrieremöglichkeiten", erläutert er: "Durch das Studium kann ich auch im Gesundheits- oder Sport-Management arbeiten. Und außerdem ist in vielen Ländern in Europa und weltweit Physiotherapie eine akademische Ausbildung. Ich werde mich später also im Ausland leichter mit der Anerkennung meines Abschlusses tun."
Das Auswahlverfahren und die ersten Schritte in der Physiotherapie
Um in den Beruf zu starten, musste der angehende Physiotherapeut ein Auswahlverfahren durchlaufen - gemeinsam mit 300 Bewerber*innen für 30 Plätze. "Es gab dabei zunächst einen groben Einblick in die Themenbereiche der Ausbildung - also Bewegungserziehung, Massage und Krankengymnastik. Dann wurden uns Grifftechniken gezeigt, die wir nachvollziehen mussten." Auch einen kleinen Sportlichkeitstest gab es. "Wichtigstes Auswahlkriterium war aber nach meinem Gefühl ein Gruppengespräch, bei dem wir fachliche und persönliche Fragen beantworten mussten." Schließlich sei die Persönlichkeit der Physiotherapeut*innen im täglichen Umgang mit Patient*innen wichtig.
Erfahrungen im Praktikum und Herausforderungen in der Neuro-Physiotherapie
Das merkte Böke auch bei einem Praktikum in der Neuro-Physiotherapie. Das absolvierte er beim Gesundheitsdienstleister ADMEDIA, der in Chemnitz unter anderem ein Medizinisches Versorgungszentrum mit mehreren Ärzt*innen, einen Kindergarten sowie Einrichtungen für Physiotherapie und Gesundheitliche Rehabilitation betreibt und auch in Waldenburg, Plauen und Freiberg präsent ist. Böke war mehrere Wochen in der Physiotherapie an der Chemnitzer Planitzwiese Praktikant.
Die Balance zwischen Empathie und Professionalität
"In der Physiotherapie für Neurologie-Patienten bekommen wir es beispielsweise mit Krankheitsbildern wie Multiple Sklerose, Parkinson, oder Tumoren zu tun oder sind in die Nachsorge für Schlaganfall-Patienten oder Menschen mit Querschnittslähmung involviert", zählt er auf. Das könne ob der Härte der Fälle auch emotional beanspruchend sein. "Zur Professionalität in diesem Beruf gehört es, dass man zwei Dinge vereinen kann: Einerseits muss man viel Empathie und Einfühlungsvermögen für den einzelnen Patienten mitbringen. Und andererseits muss man es schaffen, nach der Behandlung auch wieder loszulassen - schließlich möchte der nächste Patient die gleiche Aufmerksamkeit", sagt Böke.
Die Bedeutung von Praxis und Softskills
Um dies realisieren zu können, werde man in der Schule fachlich gut vorbereitet - die Softskills lerne man am ehesten in der Praxis. "Eine meiner Dozentinnen hat gesagt: ‚Das Praktikum überrollt jeden.‘ Das heißt: Man lernt so viele verschiedene Menschen kennen, muss sich auf die unterschiedlichsten Geschichten einstellen - da entwickelt sich die Sozialkompetenz von ganz allein." Seine Praktikumsstelle bot Böke zufolge dabei einige Vorteile: "Es gab dort um die 25 Physiotherapeuten, bei deren Behandlungen wir hospitieren konnten. Das sind ganz unterschiedliche Menschentypen und jeder beherrscht unterschiedlichen Techniken - da lernt man sehr viel." Auch mit Leistungssportler*innen, die bei ADMEDIA betreut werden, kam er gelegentlich in Berührung und konnte sich den einen oder anderen Tipp von deren Physiotherapeut*innen abholen.
"Wichtigste Aufgabe im Praktikum ist aber, Bewegungsbilder unterschiedlichster Patienten zu erstellen und daraus Behandlungsstrategien abzuleiten." Das sei es, was später auch geprüft werde. Im dritten Lehrjahr, das für Luca Böke im September begonnen hat, sammelt er weitere Erfahrungen in Theorie und Praxis. Doch er weiß schon jetzt: "Ich hätte nichts Sinnvolleres machen können als diese Ausbildung."