Erfahrung sammeln, Geld kassieren: Der Nebenjob als Alternative zum Praktikum

Ausbildungsmarkt Praktika sind einer der besten Wege, um einen möglichst realistischen und umfassenden Einblick in einen Beruf zu erlangen. Doch sie sind nicht der einzige Weg. Zudem haben besonders längere Praktika zwei offensichtliche Nachteile: Sie sind unbezahlt und in der Regel ganztätig, sodass du Schule oder Studium unterbrechen oder deine Ferien dafür opfern musst. Das kann oder will sich nicht jede*r leisten. Wie wäre es stattdessen mit einem Nebenjob?

Wenn du diesen Text hier liest, hast du dir offenbar schon ein paar Gedanken zu dem Thema Berufsorientierung gemacht. Vielleicht möchtest du so früh wie es geht in verschiedene Berufsbilder reinschnuppern oder einfach zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: gleichermaßen Geld und Erfahrung kassieren. Der Nebenjob macht's möglich! In der Schule lernt man viel, aber alltagspraktische Kenntnisse erwirbst du besser außerhalb. Du wirst dich durch die Verantwortung, die du in einem Job trägst, weiterentwickeln und deinen Horizont allein dadurch erweitern, dass du mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten musst und vor neue Herausforderungen gestellt wirst.

Ein Nachteil im Vergleich zum Praktikum sind die Rahmenbedingungen. Beginnst du ein Praktikum, ist beiden Seiten von Anfang an klar: Du bist da, um etwas zu lernen. Die Aufgabe der Mitarbeitenden in dem Betrieb (oder wo auch immer du dein Praktikum absolvierst) ist es, dir ihre Arbeit näher zu bringen und zu erklären, deine Fragen zu beantworten und dir die Möglichkeit zu geben, dich selbst auszuprobieren.

Beim Nebenjob ist das Verhältnis ein anderes, schließlich bekommst du Geld dafür, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Es besteht für deine*n Chef*in keine Verpflichtung, dir Karrierewege aufzuzeigen oder dir vollumfänglich die Arbeitsteilung im Unternehmen zu demonstrieren. Da musst du also zu einem passenden Zeitpunkt Eigeninitiative zeigen, ohne dabei deine eigene Arbeit zu vernachlässigen.

Welcher Nebenjob passt zu mir?

Ähnlich wie beim Praktikum kannst du einen lehrreichen Nebenjob finden, indem du über deine Interessen und Wünsche gehst: Suche nach Stellenanzeigen in Modegeschäften, wenn du dich für Klamotten interessierst, oder frage bei Umwelt- und Naturschutzorganisationen nach, wenn du im Freien arbeiten möchtest.

Solltest du schon einen bestimmten Beruf im Kopf haben, dann ist es ratsam, entweder eine Anstellung in einem ähnlichen Bereich zu finden: Zum Beispiel könntest du dich im nahegelegenen Seniorenheim erkundigen, ob eine Aushilfskraft gesucht wird, wenn du Krankenpfleger*in werden möchtest. Oder du fokussierst dich auf einen zentralen Aspekt deiner angestrebten Karriere: Nimm das saisonale Angebot des Weihnachtsmarkts war, um rauszufinden, ob dir Kundenkontakt liegt. Im besten Fall darfst du der Person, die deinen Traumberuf ausübt, zuarbeiten.

Du hattest schon immer Spaß daran, anderen etwas beizubringen? Vielleicht überlegst du sogar auf Lehramt zu studieren? Dann liegt einer der beliebtesten Nebenjobs für dich auf der Hand: der Nachhilfeunterricht. Als Nachhilfelehrer*in kannst du rausfinden, wie man didaktisch sinnvoll Lehrinhalte vermittelt und mit welcher Altersklasse du am besten zurechtkommst. Bonus: Durch die Wiederholung des Schulstoffs profitierst du selbst ebenfalls vom Nebenjob. Schließlich gilt: Nur wer die Inhalte kennt, kann sie auch an andere weitergeben.

Für alle Leseratten bieten sich Jobs in der Stadtbibliothek oder im Buchhandel an: Dort kannst du austesten, ob Lesen nur ein Hobby ist oder du gerne von morgens bis abends von Büchern umgeben sein willst und dir allein der Umgang mit ihnen so viel gibt, dass du es zu deinem Beruf machen möchtest.

Die Schülerzeitung oder das Lokalblatt in deiner Gegend sind der perfekte Ort, dich journalistisch auszuprobieren. Dort hast du gute Chancen, nicht nur zu schreiben, sondern auch zu fotografieren, Themen zu recherchieren oder sogar Interviews zu führen.

Auch eine weniger gezielte Herangehensweise kann dir einen aufschlussreichen Job bescheren: Vielleicht hast du ja vor kurzem einen Tanzkurs besucht und dein Bewegungstalent entdeckt? Dann frag doch einfach mal in der Tanzschule nach, ob du dort an der Theke oder im Probenraum aushelfen kannst. Statt Kellnern oder Supermarktregale einräumen profitierst du in diesem Nebenjob bereits durch die Nähe zu einem in Frage kommenden Berufsbild. Text: lou, Fotos: adobe stock

TIPP: In kleineren Unternehmen ist die Arbeit häufig nicht so akribisch aufgeteilt, sodass du dort einen guten Rundum-Einblick bekommst und vielfältige Aufgaben zu erledigen hast.

Nebenjob und Praktikum - so funktioniert es

 

Praktikum

Nebenjob

Arbeitszeiten

  • Unter 14 Jahre: striktes Verbot der Kinderarbeit, Ausnahmen möglich, jedoch nicht länger als 35 Stunden/Woche und 7 Stunden/Tag
  • Unter 16 Jahre: nur leichte, altersgerechte Tätigkeiten, nicht länger als 35 Stunden/Woche und 7 Stunden/Tag
  • Unter 18 Jahre: nur leichte, altersgerechte Tätigkeiten, jedoch nicht länger als 40 Stunden/Woche und 8 Stunden/Tag, im Regelfall zwischen 8 und 20 Uhr (Ausnahmen möglich), im Regelfall 5-Tage-Woche, Montag bis Freitag (Ausnahmen möglich)
  • Über 18 Jahre: im Regelfall nicht länger als 48 Stunden/Woche, Konditionen frei verhandelbar

Urlaub

  • Bei Beschäftigung bis zu 6 Monate und 6-Tage-Woche: 2 Tage/Monat (inkl. Samstage), bei 5-Tage-Woche 1,7 Tage/Monat (ohne Samstage)
  • Bei Beschäftigung länger als 6 Monate: mindestens 24 Tage/Jahr, Konditionen frei verhandelbar

Bezahlung

  • Pflichtpraktikum: oft unbezahlt
  • Freiwilliges Praktikum: Konditionen frei aushandelbar. Ist das Praktikum länger als 3 Monate oder hast du deine Berufsausbildung bereits abgeschlossen, muss Mindestlohn gezahlt werden
  • Mindestens Mindestlohn

Probezeit

  • Bei Befristung frei aushandelbar - üblich z.B. 3 Monate Praktikum mit 2 Wochen Probezeit
  • Bei Nichtbefristung (v.a. Nebenjob) maximal 6 Monate Probezeit

 

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