Fest für alle Generationen: Wie du die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 mitgestalten kannst

Chemnitz Im Jahr 2025 ist Chemnitz die Kulturhauptstadt Europas - ein "Once in a lifetime"-Moment. Ein Jahr stellen sich die Stadt und die sie umgebende Kulturregion Europa vor - mit zahlreichen Veranstaltungen, Initiativen und Projekten. "mach was!" beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Kulturhauptstadt und zeigt dir, wo du dich einbringen oder besonders viel Spaß haben kannst.

Vor genau 40 Jahren, im Jahr 1985, überlegte sich die damalige griechische Kulturministerin Melina Mercouri, dass die Menschen Europas über das gemeinsame Erleben von Kultur noch enger zusammenrücken könnte. Ausdruck dieses Zusammenrückens war die Ausrufung einer Kulturhauptstadt Europas, die jährlich neu bestimmt werden sollte. Zunächst wurden vor allem die großen Metropolen zu Kulturhauptstädten, zum Beispiel Athen 1985, Amsterdam 1987, West-Berlin 1988, Paris 1989 oder Madrid 1992 und Lissabon 1994. Ab 1999 gab es - auch wegen der stetigen Erweiterung der Europäischen Union - mehrere Kulturhauptstädte, seit 2004 sind es immer zwei gleichzeitig. Die Auswahl erstreckte sich zunehmend auch auf Städte, die nicht Hauptstadt ihres Landes sind, aber durch Kultur zu einem bunteren Leben und mehr Vielfalt erweckt werden können. Der Wandel von Stadt und Stadtgesellschaft durch Kultur steht also im Mittelpunkt. Deshalb hatte auch Chemnitz die Chance, Kulturhauptstadt Europas zu werden: Weil man hier - ausgehend von einer leistungsstarken Kulturszene - die Stadt neu gestalten und die Gesellschaft über kulturelle Projekte neu zusammenführen möchte. Gleiches gilt für die slowenische Stadt Nova Gorica, die gemeinsam mit ihrer italienischen Nachbarstadt Gorizia ebenfalls Kulturhauptstadt Europas 2025 ist.

Wie wurde Chemnitz Kulturhauptstadt Europas?

Die EU-Kommission legt Jahre im Voraus fest, welche Länder in welchem Jahr eine Kulturhauptstadt Europas benennen können. Für das Jahr 2025 standen Deutschland und Slowenien als Länder fest. In jedem Land können sich dann Städte um den Titel bewerben. zu den deutschen Mitbewerbern um den Titel gehörten zum Beispiel Nürnberg, Magdeburg, Hildesheim, Görlitz, Dresden oder Hannover. Seit 2017 wurde in Chemnitz - gemeinsam mit 39 Partnerkommunen, der sogenannten "Kulturregion" - an der Erarbeitung einer Bewerbung gearbeitet. Es gab zwei Auswahlrunden durch eine internationale Jury, aus denen Chemnitz schließlich im Herbst 2020 als deutsche Kulturhauptstadt Europas 2025 hervorging. Seitdem wurde an der Umsetzung des Bewerbungsbuches (Bid Book I und Bid Book II) gearbeitet. Am 18. Januar 2025 ist das Kulturhauptstadt-Jahr offiziell gestartet.

Was ist in den vergangenen vier Jahren passiert?

Chemnitz hat das Motto "C the Unseen" über seine Bewerbung gestellt - man möchte als Stadt und Kulturregion sichtbarer werden. Aber auch die demokratische Mitte der Gesellschaft soll - in Reaktion auf die Neonazi-Aufmärsche in Chemnitz 2018 - aktiviert und das Zusammenleben in der Stadt wieder gestärkt werden. Daran wurde seit Gewinn des Titels auf mehreren Ebenen gearbeitet.

Zum einen wurden in Chemnitz selbst 39 sogenannte Interventionsflächen gestaltet - das sind Gebäude, Orte und Plätze, die so umgestaltet wurden, dass hier Menschen zusammenkommen und gemeinsam Freizeit oder Arbeit gestalten können. So entstanden neue Spielplätze und Rastplätze sowie ein Festplatz, Wanderwege und Orte für Outdoor-Sport, Gebäude wie die Hartmannfabrik und das Elternhaus von Karl-Schmidt-Rottluff wurden saniert und neue Gemeinschaftsorte wie der Garagencampus und die Stadtwirtschaft sind entstanden. Auch in der Kulturregion entstanden solche Gemeinschaftsorte, einerseits mit dem Kunst- und Skulpturenpfad "Purple Path" und andererseits mit mehreren themenspezifischen Maker-Hubs zum Beispiel in Neukirchen, Schneeberg, Zwönitz, Mittweida oder Etzdorf, wo man .

Zum anderen konnte das Programm von vielen Initiativen und Projektträgern mitgestaltet werden. So gibt es 2025 nicht nur große Kunst- oder Industriekulturausstellungen, nicht nur tolle Konzerte und Theateraufführungen oder die bekannten Events wie Hutfestival, KOSMOS, Begehungen, SCHLINGEL, Parksommer oder makers united, sondern darüber hinaus zahlreiche kleinere und größere Aktionen, wo man mitmachen kann. Insgesamt stehen mehr als 1.000 Veranstaltungen im Programm für 2025.

Was kann ich als junger Mensch erleben?

Grundsätzlich stehen dir unheimliche viele Angebote und Veranstaltungen offen, die allermeisten davon sind kostenlos. Eine kleine Auswahl an Aktivitäten haben wir auf verschiedenen Seiten dieser "mach was"-Ausgabe untergebracht. Hier gibt's noch ein paar weitere Tipps:

Bist du sportlich aktiv? Dann stehen die der Kulturhauptstadt-Marathon der Sparkasse (auch mit kürzeren Strecken als der üblichen Marathon-Distanz) oder die Sport-Events Sporty und Sports United offen. Als gut trainierte*r Radfahrer*in kannst du auch versuchen, einen der raren Plätze bei der europäischen Friedensfahrt EPR zu ergattern. Oder du startest beim ECoC-Curling-Cup deine Karriere im Bereich der olympischen Sportart Curling. Im Sommer gibt's hingegen unter anderem ein Slackline-Fest in der Chemnitzer Innenstadt und ein Skateboard-Festival am Concordia-Platz.

Als Bastler*in oder Maker*in bist du ganzjährig am ehesten in einem der Maker-Hubs in Chemnitz und der Region und bei der Mitmach-Messe makers united im Juni im Chemnitzer Stadthallenpark gut aufgehoben - hier findest du zahlreiche Angebote vom Nähen und Stricken übers Kochen und Schnitzen bis hin zu technischen Tüfteleien mit 3D-Drucker, Laser oder Virtual Reality. Zum Jahresabschluss wird's in der ganzen Kulturregion auch wieder viele Mitmach-Angebote geben, die im "Maker-Advent" zusammengefasst sind.

Kino-Fans werden unter anderem beim Filmfestival SCHLINGEL mit internationalen Kurz- und Langfilmen, aber auch beim Filmfestival für Menschenrechte "Perspektiven" fündig. Beide Festivals, die im Herbst stattfinden, richten sich vor allem an ein junges Publikum.

Junge zeitgenössische Kunst und Kultur findest du auf dem Festival "Begehungen", das im Sommer ins ehemalige Heizkraftwerk Nord ausgetragen wird, oder beim Festival "Hallenkunst" im Herbst. Poetry-Slam-Fans werden 2025 nicht nur bei den freitäglichen Sessions beim Parksommer im Stadthallenpark bedient, sondern haben Ende Oktober/Anfang November auch die Gelegenheit, die Internationalen deutschsprachigen Meisterschaften der Poetry-Slammer in Chemnitz zu erleben. Ebenfalls im Oktober öffnet auch die "Man | Ga | Rage", ein Festival für die Anhänger*innen von japanischen Comics und Cosplay.

Wie kann ich mich als junger Mensch einbringen?

Hier gibt es drei unterschiedliche Wege. Der einfachste: Geh zu so vielen Veranstaltungen wie möglich, sei ein guter Gast und engagierte*r Mitmacher*in.

Der zweite: Die Kulturhauptstadt gGmbH, die das Festjahr 2025 für Chemnitz organisiert, hat ein Freiwilligenprogramm entwickelt, bei dem jeder ganz seinen eigenen Fähigkeiten und Wünschen entsprechend eingesetzt werden kann. Die Registrierung als Freiwilliger - oder englisch: Volunteer - erfolgt über ein Formular auf der Seite www.chemnitz2025.de/freiwillige. Im Programm gibt's unter anderem Kennenlern-Tage, aber auch Weiterbildungskurse und Workshops, die dich auf deine Einsätze als Kulturhauptstadt-Volunteer vorbereiten - zum Beispiel Englisch-Trainings für die Vorbereitung auf Begegnungen mit internationalen Gästen der Kulturhauptstadt. Über deine Einsätze als Volunteer bestimmst du am Ende selbst: Ob du lieber verschiedene Musik-, Tanz- oder Kunstprojekte unterstützt oder bei einer Konferenz die Gäste betreust, ob du beim Auf- und Abbau von Veranstaltungen hilfst, ob du nationale oder internationale Tourist*innen durch die Stadt führst oder bei größeren Events die Fragen der Besucher*innen beantworten willst, obliegt deiner Entscheidung!

Der dritte Weg, dich einzubringen, funktioniert über das "Junge Kulturhauptstadt"-Programm "CREATE.U", das in der nächsten Frage erläutert wird.

Was ist "CREATE.U"?

"CREATE.U" ist das Programm der "Jungen Kulturhauptstadt" - Kulturhauptstadt von jungen Menschen für junge Menschen. CREATE.U wurde speziell dafür geschaffen, dass junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren ihre eigenen Projektideen in Chemnitz und der Kulturregion umsetzen können. Hast du also Lust auf dein eigenes Festival, ein Foto-Projekt oder einen Fashion-Workshop? Dann bist du hier richtig! CREATE.U zeigt dir, wie du solche Dinge organisierst, wie du sie finanzieren kannst und wie du genügend Teilnehmer*innen oder Besucher*innen gewinnst.

Für Jugendliche zwischen 14 und 19 gibt es dafür zunächst ein "Basisprogramm" aus Workshops und anderen Veranstaltungen, in denen du lernst, wie deine Ideen Wirklichkeit werden können. Gemeinsam mit einer Projektgruppe und Mentor*innen aus der Kulturszene entwickelst und organisierst du dann dein eigenes kleines Jugendkulturprojekt. Die Anmeldung erfolgt über www.chemnitz2025.de/create-u.

Junge Menschen zwischen 19 und 27 Jahren mit ersten Erfahrungen in der Organisation von Kulturevents machen in der Festivalcrew von CREATE.U mit. Das Team organisiert für 2025 ein großes internationales Jugendfestival und schaut dabei vorab auch in anderen Städten und Ländern bei Festival-Macher*innen vorbei. In die Gestaltung des Chemnitzer Festivals kannst du dich mit deinen Ideen, Themen und Wünschen einbringen. Dabei lernst du auch von erfahrenen Festivalmacher*innen und unterstützt diese bei der Vorbereitung des KOSMOS-Festivals 2025 oder bei der Organisation von re:generation - der Konferenz der Generationen. Die Festivalcrew trifft sich bereits seit einigen Monaten regelmäßig - und zwar immer donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr im Open Space von Chemnitz 2025 in der Schmidtbank-Passage. Aktuell ist das Team noch offen für weitere Mitstreiter*innen, eine Vorab-Anmeldung über eine Direktnachricht per Instagram (Profil @create.urchemnitz) wird erbeten.

Und was haben wir alle von der Kulturhauptstadt?

Einerseits wurde in den vergangenen Jahren mehr in die Stadt investiert, als das ohne den Kulturhauptstadt-Titel möglich gewesen wäre. Zahlreiche zusätzliche Fördermillionen haben das möglich gemacht. Andererseits gibt's 2025 ein so umfangreiches Programm, dass es nicht nur Chemnitzer*innen oder Menschen aus ganz Sachsen ansprechen wird, sondern auch zahlreiche Gäste aus Deutschland und Europa. Das hilft der Wirtschaft (Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel) und dadurch wird die Stadt bunter, lebendiger und vielfältiger (trainiere deine Englisch-Skills!). Sie erlangt mit positiven Nachrichten und Erzählungen europaweit Bekanntheit. So ist der Titel Kulturhauptstadt Europas nicht nur Auszeichnung, sondern auch eine große Chance für die Stadt. Und nicht zuletzt sollten WIR jede Menge Spaß am Kulturangebot in Chemnitz 2025 haben!



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