Kann dir KI bei der Bewerbung helfen?

Copilot und Gemini im TestKünstliche Intelligenzen sind in aller Munde, da sie uns angeblich viel Arbeit abnehmen können: Sie verstehen die meisten Fragen, die man ihnen stellt, und können sekundenschnell Quellen suchen, finden und beurteilen, um adäquate Antworten zu schreiben. Liegt es dann nicht auf der Hand, sie für die besonders nervige Textarbeit, wie zum Beispiel das Bewerbungsschreiben, zu verwenden? Können Copilot oder Gemini deine Bewerbung für dich verfassen? Bringen sie zumindest einen schönen ersten Satz zustande? Das hat die "mach was!"-Redaktion einfach mal ausprobiert.

Wie kann mir die KI bei meiner Bewerbung helfen?

Wenn man Copilot bittet, "den ersten Satz einer Bewerbung als Informatiker" zu schreiben, dann erhält man folgende Antwort: "Gerne! Hier ist ein Vorschlag für den ersten Satz deiner Bewerbung als Informatiker: ‚Mit großem Interesse bewerbe ich mich auf die ausgeschriebene Stelle als Informatiker in Ihrem Unternehmen, da ich meine umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen in der Softwareentwicklung gewinnbringend einbringen möchte.‘ Wie klingt das für dich? Benötigst du noch weitere Hilfe bei deiner Bewerbung?"

Daran ist erstmal nichts falsch, doch dieser Satz ist sehr allgemein gehalten, nahezu inhaltsleer und floskelhaft. Damit ist der Vorschlag von Copilot ein Beispiel dafür, wie man sein Bewerbungsschreiben nicht einleiten sollte. Denn der erste Satz hat die Funktion, zum Weiterlesen anzuregen, einen interessanten persönlichen Fakt herauszustellen, um Interesse zu wecken.

Das funktioniert natürlich nur, wenn du der KI ein paar persönliche Informationen mitteilst, nach denen die Google-KI Gemini auch direkt fragt, denn "leider kann [sie] ohne weitere Informationen keinen perfekten ersten Satz für die Bewerbung schreiben." Gemini stellt dir konkrete Gegenfragen, um möglichst präzise Auskunft zu erhalten. Füttert man sie mit Antworten, lässt sie diese in den ersten Satz und den weiteren Text einfließen und bietet zusätzlich Einleitungsbeispiele an, wie "Ihr Unternehmen hat mich durch...überzeugt, so dass ich mich gerne als...bewerbe" und "Auf der Suche nach neuen Herausforderungen bewerbe ich mich bei Ihnen um die Stelle als..." - man sieht, auch Geminis Vorschläge sind ziemlich abgegriffene Redewendungen, trotz nachfragen.

Die Ergebnisse beider KIs sind nicht besonders verwunderlich: Sie arbeiten auf Basis bekannter Texte und bilden neue Texte auf Basis von Wahrscheinlichkeiten. Zu den Texten, mit denen sie angelernt wurden, gehören wohl abertausende Bewerbungsschreiben mit abgegriffenen Phrasen - also halten sie diese "schlechten" Bewerbungen für das Maß aller Dinge. Dabei vernachlässigen sie aber, was bei der Bewerbung im Vordergrund stehen sollte: DU! Du und deine persönlichen Vorlieben, Hobbies, Lebenserfahrungen. KIs können das Internet gezielt nach Informationen über einen Sachverhalt absuchen - bis jetzt ist es ihnen aber zumeist verboten, diese Sachverhalte mit persönlichen Infos der KI-Anwender*in, also zum Beispiel mit deinen Profilen auf sozialen Medien abzugleichen. KIs haben also gar nicht das Material, um einen geeigneten Bewerbungstext über dich zu verfassen!


Fazit


Es spricht wenig dagegen, KIs bei der Bewerbung zur Hilfe heranzuziehen. Sowohl Copilot als auch Gemini präsentieren auf Nachfrage den Aufbau von Lebenslauf und Bewerbungsschreiben, können Musterbeispiele produzieren und geben brauchbare Tipps für dein Anschreiben, wie "Sei prägnant und klar" oder "Stelle einen Bezug zur ausgeschriebenen Stelle her."

Doch solltest du Vorsicht walten lassen: Beide Programme funktionieren über Recherche und Reproduktion. Du darfst also, selbst wenn du bereits bist, deine persönlichen Angaben mit ihnen zu teilen, keinen originellen und fehlerfreien Text erwarten. Falls du KI verwendest, hinterfrage ihre Ergebnisse kritisch und nimm sie als Inspiration - und nicht als fertiges Produkt.

Auch interessant für Dich


  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion