"Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine andere", heißt es. Wenn es einen Beleg für diese Lebensweisheit braucht, dann bietet vielleicht Mary-Sophie Peisker das passende Beispiel. Wie sie zu ihrer Ausbildung als Pflegefachfrau kam, sei eine "längere Geschichte", erzählt sie, und eine Geschichte "voller Spontaneität".
Eigentlich stammt die heute 21-Jährige aus Soltau bei Bremen. Ein Umzug ihrer Mutter brachte sie - noch minderjährig - nach Sachsen, genauer: nach Chemnitz-Ebersdorf. "Mich an eine neue Schule zu gewöhnen, hatte ich keine große Lust", erklärt sie. Weil man aber auch nicht lang untätig bleiben kann, fiel ihr Blick bald aufs Marie-Juchacz-Haus, nicht weit weg vom neuen Wohnort. Es ist ein Seniorenpflegeheim, betrieben vom Kreisverband Chemnitz der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Eine Bekannte hatte ihr den Arbeitsort und auch die AWO als Arbeitgeberin empfohlen. "Ich habe mich dort um ein Freiwilliges Soziales Jahr beworben - und bin genommen worden." Die Arbeit machte ihr Spaß. "Eigentlich hatte ich beruflich nie in die Pflege gewollt - aber als ich hier anfing, konnte ich mich gleich dafür begeistern."
Was diese Begeisterung ausgelöst hat? "Es ist die Vielseitigkeit im Umgang mit Menschen. Man ist Alltagsbegleiter, Seelsorgerin, Pflegerin oder auch mal Friseur. Man kann anderen Menschen den Tag versüßen - mal mit einem Eis, mal mit einer schicken Frisur, mal mit einem Gespräch. Das ist schön, das macht Spaß", sprudelt es aus ihr heraus.
Spaß im Sozialen Jahr, Spaß in der Ausbildung
Bei so viel Freude war es nicht verwunderlich, dass sich Peisker nach dem FSJ für einen Berufsweg in der Pflege entschied. "Dass ich eine zweijährige Ausbildung zur Pflegehelferin absolviere, war schnell klar", berichtet sie. Nach dem ersten Abschluss schloss Peisker die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft an. Inzwischen ist sie im dritten Lehrjahr angekommen: "Durch die vorherige Ausbildung zur Helferin hätte ich die jetzige Ausbildung verkürzen können, aber das wollte ich nicht. Dafür gibt es im 1. Lehrjahr der Pflegefachkraft zu viel zu lernen." Zum anzueignenden Wissen gehören unter anderem Anatomie und Krankheitsbilder, die Grundpflege, um das Wohlbefinden der zu Betreuenden zu erhalten, die Behandlungspflege mit Medikation, Injektion oder Infusion, aber auch die Alltagsgestaltung. Ab dem 3. Lehrjahr kommen auch Nachtschichten auf sie zu - 80 Stunden sind verpflichtend in der Ausbildungsordnung vorgesehen.
Das Berufsbild der Pflegefachkraft ist seit einigen Jahren als generalistische Ausbildung angelegt - es wird nicht mehr zwischen Alten- und Krankenpflege unterschieden und auch, ob man sich auf Kinder oder Erwachsene spezialisiert, ist nicht mehr festgelegt - stattdessen schauen Auszubildende während ihrer Lehrzeit in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche hinein. Peisker absolvierte praktische Ausbildungsabschnitte zum Beispiel in der Nephrologie im Chemnitzer Küchwaldklinikum und an der Kinderstation des Flemming-Krankenhauses, die ambulante Pflege lernte sie bei ihrem eigentlichen Ausbildungsbetrieb, der AWO, kennen.
Verschiedene Arbeitsfelder im Blick
Dadurch hat sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen möglichen Arbeitsbereiche kennengelernt. "Die Aufgaben im Krankenhaus haben mir gut gefallen, weil es hier nicht nur um Pflege, sondern auch um gesundheitliche Rehabilitation geht. Andererseits herrscht im Krankenhaus ein Kommen und Gehen - in der Altenpflege kann man deshalb viel eher Beziehungen zu den Patientinnen und Patienten aufbauen."
Die Arbeitsbelastung sei zuweilen hoch, vor allem in der Urlaubszeit. Doch Peisker sagt: "Für das, was Freude bringt in diesem Beruf, für ein kleines Gespräch mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern, finde ich eigentlich immer Zeit." Da gehe es dann zum Beispiel darum, was in früheren Jahrzehnten gegessen wurde, wie man sich gekleidet, wie man seine Freizeit verbracht hat: "Das ist anregend für die Bewohner und interessant für uns junge Menschen", findet Peisker. Im Durchschnitt seien die zu Pflegenden zwischen 70 und 90, aber auch 100-Jährige sind dabei: viel gelebtes Leben, viele Geschichten, viel Geschichte…
Zwischen Schule und Praxisbetrieben
Auch Kim Joelle Langer hat sich für den Beruf der Pflegefachkraft entschieden: "Mir wurden im Rahmen der Berufsorientierung viele Berufsbilder vorgestellt", erinnert sich Kim Joelle Langer: "Doch irgendwie war nie das Richtige dabei - bis dann das Thema auf die Pflegefachkraft kam." Hier zu arbeiten, das konnte sich die heute 18-Jährige gut vorstellen. Praktika und Ferienarbeit im DRK Seniorenhaus Bernstein in Deutschneudorf bestärkten sie: "Der Umgang mit Menschen, diese im Alltag zu unterstützen - das gefällt mir sehr." Also entschied sie sich, an dieser Einrichtung ihre Ausbildung zu starten.
Die schulischen Ausbildungsteile absolviert Kim Joelle Langer am F+U mediCampus in Chemnitz. Neben den Pflegeberufen werden hier zum Beispiel auch Rettungskräfte und Medizinische Technolog*innen / Technolog*innen für Radiologie ausgebildet. Auch Weiterbildungen in diesen Gesundheitsfachberufen werden hier angeboten. In ihren Kursen zur Pflegefachkraft hat Kim Joelle 13 Mitschüler*innen, sie schätzt die Tatsache, dass sie viele jüngere Dozent*innen hat.
Die Dozent*innen und ihre Ausbilder in Deutschneudorf haben Kim Joelle gut auf die ersten Prüfungen vorbereitet. Bei ihrer praktischen Zwischenprüfung erzielte sie die Traumnote 1,0: "Ich musste die Pflegeplanung für eine Grundpflege vorbereiten, dann eine Grundpflege durchführen. Außerdem standen mehrere Behandlungspflegen wie Blutdruckmessung oder Insulin spritzen im Prüfungsprogramm." Nebenbei galt es Fragen zur Prophylaxe, also der Vorbeugung von Krankheiten, zu beantworten. "Mein gesamtes Handeln in der Vorbereitung und im Umgang mit den Patienten wurde bewertet", erinnert sie sich.
Gutes Auskommen mit dem Einkommen
Auch die Erzgebirgerin durchläuft als angehende generalistische Pflegefachkraft unterschiedliche Ausbildungsstationen. Sie war auch im Krankenhaus, in einer Kinder-Klinik und in einer Kinder-WG. "Die Schule hilft uns, diese verschiedenen Einsatzorte zu finden - und hilft auch, wenn es mal Schwierigkeiten gibt." Kim Joelle etwa tauschte einen Praxisbetrieb, weil der Fahrtweg doch zu ungünstig war. "Der Wechsel zwischen den verschiedenen Arbeitsfeldern macht die Ausbildung auf jeden Fall sehr abwechslungsreich", hat sie festgestellt: "Man bekommt einen Einblick und kann entscheiden, worauf man sich spezialisieren möchte." Für sie sei "auf jeden Fall" erstmal die Altenpflege auch weiterhin das Richtige. "Ich fühle mich in meinem Ausbildungsbetrieb sehr wohl, wir haben eine gute Atmosphäre im Team, das ist wichtig. Und oft ist es auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern recht witzig."
Mit der Einführung der Generalistischen Ausbildung wurde auch ein Mindestentgelt für Auszubildende eingeführt, das bei mehr als 1.000 Euro liegt. Damit kommt Kim Joelle gut zurecht, sagt sie. "Für die Fahrten nach Chemnitz, einer der größten Ausgabepositionen, habe ich mit einer anderen Azubine eine Fahrgemeinschaft gebildet." Und außerdem steigere sich ja auch das Azubi-Entgelt mit jedem neuen Ausbildungsjahr.