Ein Freiwilligenjahr ist, wie der Name schon sagt, ein freiwilliges, zeitlich begrenztes und gesetzlich geregeltes Engagement, das unabhängig von einer beruflichen Karriere stattfindet. Menschen haben so die Möglichkeit, im Anschluss an die schulische Laufbahn oder zur Umorientierung praktische Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln und im gleichen Atemzug etwas Gutes für Gemeinschaft, Umwelt oder Kultur zu tun. Freiwilligenjahre werden meist von jungen Menschen absolviert, im Sonderfall des BFD (dazu später mehr) aber auch von Menschen aus allen Altersklassen. In den meisten Fällen dienen Freiwilligendienste der Berufsorientierung und persönlichen Weiterentwicklung und bieten einen strukturierten Übergang zwischen Schulzeit und beruflicher Ausbildung oder Studium.
Was es sonst noch zu beachten gibt
Im Gegensatz zu berufsvorbereitenden Praktika sind Freiwilligendienste für einen längeren Zeitraum angedacht und dauern in der Regel zwischen sechs und 24 Monaten. Für die Vermittlung zwischen Unternehmen und Freiwilligendienstleistenden sind staatlich anerkannte Trägervereine zuständig, die sich während deiner Zeit im Freiwilligendienst um jegliche Rahmenbedingungen kümmern. Dazu gehören neben der Kommunikation mit den entsprechenden Partnerunternehmen die Organisation von regelmäßigen Seminaren, Gruppentreffen und Seminarfahrten, in denen du mit deiner Seminargruppe eine Art Ferienlager mit pädagogischem Ansatz besuchst. Das hört sich zunächst seltsam an, bietet aber die Möglichkeit, sich mit vielen Menschen im gleichen Alter und ähnlichen Berufen zu verbinden und häufig auch neue Freund*innen zu finden.
Anders als bei anderen Ausbildungsformen wie dem Studium oder der beruflichen Ausbildung sind Freiwilligendienste vom klassischen Karriereweg losgelöst. Abgesehen von pädagogischen Seminaren, findet der Freiwilligendienst ausschließlich in praktischer Form in der Partnerinstitution statt. Hier gibt es also weder Prüfungen und Noten noch einen direkten beruflich zu erreichenden Abschluss.
Ein Freiwilligenjahr hat deshalb viel mit eigener Ambition zu tun und verbindet die Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung und Interessen sowie Talentfindung mit einer beruflichen Orientierung.
In Deutschland wird zwischen vier verschiedenen Arten von Freiwilligendiensten unterschieden.
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
Ein FSJ kannst du absolvieren, wenn du deine schulische Laufbahn beendet hast und im Alter zwischen 16 und 26 bist. Während des FSJ hilfst du als Freiwillige*r in einer sozialen Einrichtung je nach Absprache sechs bis 18 Monate aus. Das FSJ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) gefördert und unter anderem auch an Hochschulen oder Ausbildungsstätten anerkannt. Dementsprechend können sich Freiwilligendienste nicht nur positiv auf deinen NC auswirken, sondern an manchen Hochschulen auch als Wartesemester anerkannt werden. Beliebte Einsatzstellen für FSJ-ler*innen sind Krankenhäuser, Pflege- oder Altenheime, Rettungs- und Sanitätsdienste, Kindertagestätten, Pflegedienste sowie verschiedene Wohlfahrtsverbände.
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Deine Seminargruppe begleitet sich während der gesamten Zeit im Freiwilligendienst. Neben schönen gemeinsamen Erinnerungen entstehen hier auch manchmal auch echte Freundschaften. Foto: Adobe Stock Photos
Bundesfreiwilligendienst (BFD)
Vielleicht kennst du aus Erzählungen deiner Eltern noch den sogenannten Zivildienst. Der Bundesfreiwilligendienst gilt als offizieller Nachfolger des Zivildienstes und bietet sowohl jungen als auch alten Menschen die Möglichkeit, sich sozial, ökologisch oder kulturell zu engagieren. Die Regeldauer beträgt im BFD zwölf Monate, kann aber auch auf bis zu 24 Monate verlängert werden. Im Gegensatz zum FSJ sind die Einsatzbereiche hier nicht ganz so klar abgesteckt. Potenzielle Einsatzstellen können deshalb unter anderem Krankenhäuser, Vereine, Museen, Veranstalter, Kultur- und Denkmalpflege sowie Umwelt- und Tierschutzzentren sein.
Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
Das Freiwillige Ökologische Jahr ist das Äquivalent zum Freiwilligen Sozialen Jahr. Auch hier hast du die Möglichkeit, nach dem Ende deiner schulischen Laufbahn im Alter zwischen 16 und 26 eine Einrichtung des Naturschutzes oder der Landwirtschaft zu unterstützen. Die Regelzeit für deinen Freiwilligendienst liegt zwischen sechs und 18 Monaten und kann dir in manchen Fällen ebenfalls als Wartesemester an verschiedenen Hochschulen angerechnet werden. Die meisten Freiwilligendienstleistenden absolvieren ihr FÖJ in Bereichen des Tier-, Natur- und Umweltschutzes, Umweltbildung, Umweltpolitik und Bauökologie, Landwirtschaft und Tierpflege sowie Landschaftspflege und Forstwirtschaft.
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Als Freiwillige Unterstützung in Pflegeheimen nimmst du als Entlastung für das eigentliche Pflegepersonal eine ganz besondere Rolle im Team ein. Im überlasteten Pflegealltag, können freiwillige Helfer*innen mehr auf individuelle Bedürfnisse von Pflegebedürftigen eingehen. Foto: Adobe Stock Photos
Freiwilligendienst im Ausland - Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD)
Der unbekannteste und vielleicht dennoch der aufregendste unter den Freiwilligendiensten ist der Freiwilligendienst im Ausland. Dieser entspricht in etwa dem Tätigkeitsbereich eines FSJ, was heißt, dass du im Alter zwischen 16 und 26 Jahren über das "Rote Kreuz" oder "World Unite" nach Freiwilligenarbeit im Ausland suchen kannst. Als Unterschied zu anderen Freiwilligendiensten wird dir hier die Möglichkeit geboten, in einem anderen Land neue Eindrücke sowie interkulturelle und gesellschaftspolitische Erfahrungen zu sammeln, die dir auf deinem weiteren Lebensweg helfen können. Auch hier liegt die Regeldauer deiner Freiwilligenarbeit zwischen sechs und 18 Monaten. Deine Einsatzgebiete finden sich in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe, Kultur, Sport, Denkmalpflege, Bildung, Umweltschutz, Demokratieförderung oder Arbeit mit alten, kranken und behinderten Menschen.
bewirbt man sich überhaupt für einen Freiwilligendienst? Sieh dich einmal online in deiner Umgebung nach Trägervereinen, Organisationen und Einrichtungen für Freiwilligendienste und deren Vermittlung um. Diese bieten dir die unterschiedlichen Plätze an. Die Bewerbung erfolgt daraufhin direkt bei den Trägern. Nach deiner Bewerbung wird dir eine Einsatzstelle zugewiesen, bei der im Normalfall noch ein kleines Bewerbungsgespräch erfolgt. Bei diesem werden die Rahmenbedingungen deines Freiwilligendienstes geklärt. Dazu gehören neben deinem Stundensatz, deinen Arbeitszeiten und deinem Arbeitsvertrag auch dein sogenanntes "Taschengeld", das als Aufwandsentschädigung dient und sich im Normalfall zwischen 300 und 450 Euro im Monat bewegt.
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Der Freiwilligendienst im Ausland bietet dir nicht nur die Möglichkeit dich beruflich zu Orientieren, sondern auch andere Kulturen und Menschen kennen zu lernen. Foto: Adobe Stock Photos