Wie wird man eigentlich..? Sechs ungewöhnliche Berufe im Porträt

Berufe im Porträt Schule, Ausbildung, Arbeitsplatz, Karriere. Oder: Schule, Studium, Praktikum, Praktikum, Arbeitsplatz, Aufstieg. Bei den meisten Jobs ist klar, wie man dahin kommt. Doch es gibt auch Berufe, die eher ungewöhnlich sind. Wie wird man zum Beispiel…

…Gondoliere?

Bei Tag und Nacht und Dämmerung mit der eigenen Gondel durch die Kanäle Venedigs fahren, die Palazzi bewundern dürfen und 150.000 Euro im Jahr verdienen - wenn das kein Traumjob ist! Und grundsätzlich steht jedem über 18 Jahren, der in körperlich guter Verfassung ist, mindestens Italienisch und Englisch beherrscht sowie eine höhere Schulausbildung hat, dieser Beruf offen. Traditionell wird dieser Beruf von Vater an Sohn weitergebeben, doch seit 2009 dürfen sogar Frauen mitmachen. Die Ausbildung zum Gondoliere oder zur Gondoliera dauert anderthalb Jahre und kostet etwas mehr als 1.000 Euro. Nach einem bestandenen Rudereignungstest lernst du in circa 400 Übungsstunden, eine Gondel richtig zu steuern und darüber hinaus dein eigenes Boot zu warten und im Notfall lebensrettende Maßnahmen durchzuführen. Wer noch kein Italienisch spricht, muss sich neben dem Wissen um die Geschichte der Stadt Venedig und dem Schifffahrtsrecht auch die Sprache aneignen. Gesangsunterricht hingegen ist nicht vorgesehen. Also, wenn du schwimmen kannst und dir Querstreifen gut stehen, auf nach Venedig!

…Kliodynamiker?

Zunächst mal: Was ist das überhaupt? Kliodynamiker*innen sind quasi Zukunftsforscher*innen. Sie wollen herausfinden, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Ereignisse eintreffen werden. Da niemand in die Zukunft schauen kann, gucken sie stattdessen in die Vergangenheit: In einer Mischung aus Geschichte und Mathematik analysieren sie historische Daten, um Prognosen zu erstellen. Dabei werden natürlich keine punktuellen Vorkommnisse, sondern jahr(zehnt)elange Entwicklungen betrachtet und mit gegenwärtigen verglichen, um die Grundzüge zukünftiger Veränderungen in Gesellschaft, Ökologie, Technik, Ökonomie oder Politik zu berechnen. Zukunftsforschung kann man studieren, zum Beispiel in Berlin. Wie man an den vielfältigen Bereichen und Methoden erkennen kann, ist es ein interdisziplinärer Studiengang, der unter anderem Komparatistik, Geschichtswissenschaften, Sozialwissenschaften und Mathematik vereint. Es ist aber auch der Quereinstieg aus einer dieser Disziplinen möglich.

…Glückskeksautor?

Du bist bereits selbstbewusste*r Zukunftsforscher*in und kannst gut schreiben? Du bist großer Fan von Kätzchen-Postern und Esoterik oder jemand, der sich gerne wortgewandt darüber lustig macht? Dann ist der Beruf der Glückskeksautorin vielleicht etwas für dich. Besonders in den USA suchen Hersteller dieser prophetischen Süßigkeiten immer mal wieder sprachbegabte Menschen, die kreativ genug sind, auf Weisheitssprüche zu kommen, die noch nicht eingebacken wurden. Diesen Job machen in der Regel Texter, Redakteurinnen und Freelancer. Die Basis dafür ist meist eine Ausbildung in der Medienbranche oder ein Studium im Bereich Journalismus, Geisteswissenschaften oder Kreatives Schreiben. Besonders als Freelancer punktest du allerdings weniger mit einem exzellenten Abschlusszeugnis und viel mehr mit ausdrucksstarken Arbeitsproben, Empfehlungsschreiben und Erfahrung. Darum sind auch Quereinsteigerinnen mit Talent stets willkommen. Alternativ kannst du also beispielsweise über ein Volontariat dein Schreiben verbessern und dich selbstständig auf verschiedene Jobs bewerben.

…KI-Entwickler?

Die Sorge ist durchaus berechtigt, dass Berufe wie Glückkeksautor bald der Vergangenheit angehören, da sie schnell und quasi umsonst von KIs erledigt werden könnten. Diese KIs zu entwickeln, ist hingegen ein relativ sicherer Job. KI-Entwickler*innen programmieren für ganz verschiedene Bereiche Anwendungen: in der Sprach- und Objekterkennung, Texterkennung und -erstellung oder dem Video-Tracking. Von der Idee bis zur praktischen Umsetzung entwirfst, schreibst und verbesserst du KIs und arbeitest dabei eng mit Unternehmen und anderen Fachkräften zusammen, wie Deep Learning Engineers und Algorithmusentwicklerinnen. Wie in neuen, aufstrebenden Branchen üblich, gibt es noch nicht viele darauf zugeschnittene Ausbildungsmöglichkeiten, sondern es sind Quereinsteiger mit Interesse und notwendigen Kenntnissen erwünscht. Die eignest du dir beispielsweise in einem Studium der Informatik- oder Computerwissenschaften an, denn Mathematik, Statistik und Programmierung sollten dir liegen. Anschließend stehen dir mehrere Möglichkeiten zur Spezialisierung offen und ständig kommen neue Anwendungsfelder hinzu.

…Schrei-Trainer?

Wer gerne Heavy Metal hört, kennt diesen Beruf vielleicht, denn das Growlen, Shouting oder Screaming ist nicht jeder Sängerin in die Wiege gelegt, sondern muss trainiert werden. Um auf der Bühne und im Tonstudio möglichst lange durchzuhalten, ohne heiser zu werden oder aus der Puste zu geraten, sollten bestimmte Atemtechniken erlernt und die Stimmbänder geschult werden. Als Schrei-Trainer*in arbeitest du mit den Sänger*innen nicht nur am gutturalen Gesang per se, sondern auch an Artikulation, Rhythmus und an den Bauchmuskeln, die dafür unerlässlich sind. Für diesen Beruf gibt es keine vorgegebene Ausbildung und er ist auch nicht geschützt. Geeignete Kandidat*innen für das Schrei-Training sind vor allem erfahrene Heavy Metal-Sänger*innen und Gesangslehrer*innen, die sich entsprechend fortbilden.

…Chief Happiness Officer?

Glückliche Mitarbeiter*innen sind produktiver. Deshalb gibt es in immer mehr Unternehmen sogenannte Chief Happiness Officer, kurz CHOs. Sie sind verantwortlich für die Unternehmenskultur und ihre Aufgabe ist es, die Angestellten einer Firma zu motivieren und ihre Zufriedenheit zu steigern, indem sie ein Auge auf die Arbeitsatmosphäre und individuelle Bedürfnisse haben. Um das zu erreichen, arbeiten sie mit vielfältigen Maßnahmen: Teambuilding, Einzelgespräche, Workshops durchführen, Events planen und neue Mitarbeiter*innen einarbeiten. Als Wohlfühlmanager solltest du deshalb eine hohe Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Feinfühligkeit besitzen, um als vertrauensvolle*r Ansprechpartner*in zu fungieren und das Betriebsklima einschätzen zu können. Zum CHO gibt es keine einheitlich geregelte Ausbildung. Stattdessen läuft der Weg über ein Studium im Bereich Personalmanagement oder Wirtschaftspsychologie oder eine Ausbildung im Personalwesen. Durch Erfahrung in ähnlichen Berufsfeldern oder durch Weiterbildungen qualifizierst du dich zum Glücksvorstand eines Unternehmens.

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