Nicht jeder leidet gleichermaßen unter hohen Temperaturen. Doch so richtig durchpowern fällt den meisten bei Hitze schwer. Insbesondere, wenn es tagelang heiß ist.
Hitze ist für den Körper belastend. Die Blutgefäße weiten sich, der Blutdruck kann dadurch sinken. Das wirkt sich auf den Kreislauf aus, aber auch auf das Gehirn - es bekommt womöglich weniger Sauerstoff.
"Das macht uns müde und dadurch lassen Leistung und Konzentration nach", erklärt Utz Niklas Walter, Gründer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG).
Damit Sie im Büro auch bei Hitze leistungsfähig und erfolgreich bleiben, sollten Sie diese drei Strategien kennen - und Ihre rechtliche Lage als Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer.
Strategie 1: Pausen machen - das Gehirn tut das auch
Regelmäßige Pausen sind für die Konzentration wichtig. "Ein wenig moderate Bewegung an der frischen Luft im Schatten kann gut tun", sagt Walter.
Oder Sie wählen die umgekehrte Variante, den Power Nap, ein kurzes Schläfchen von rund 15 Minuten. "Das funktioniert allerdings nur in einem kühleren Raum", erklärt Walter.
Bei mittleren Temperaturen schlafen wir besser als bei hohen. Eine Zimmertemperatur von 16 bis 18 Grad Celsius ist hier der Maßstab - sofern sich der Raum so kühl halten lässt.
Seit der Pandemie haben viele Unternehmen auf mobiles Arbeiten umgestellt. Flexible Arbeitszeiten wie zum Beispiel Gleitzeit sind verbreiteter. Viele Menschen können ihren Arbeitstag zu Hause nun freier gestalten - und sich Pausen freier einteilen. Ein kurzer Power Nap ist am heimischen Arbeitsplatz einfacher möglich als im Büro.
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Wichtig für die Konzentration: kleine Pausen an kühlen Orten einlegen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Strategie 2: Kleiderordnung lockern
Gilt im Büro eine strenge Kleiderordnung, kann das Arbeiten im Sommer zur Herausforderung werden. Unter Sakko, Schlips und Kragen oder Nylonstrümpfen staut sich oft die Wärme.
Erleichterung bringt lockere, luftige Kleidung, da diese den Effekt der Verdunstungskälte begünstigt, der durchs Schwitzen entsteht.
Wer nicht im Homeoffice arbeitet, in dem heiße Sommertage meistens entspannter zu ertragen sind, sondern ins Büro muss, sollte seine Vorgesetzten um eine Lockerung der Kleiderordnung bitten.
Vor dem offenen Hemd ein offenes Wort. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) rät: Arbeitnehmer erfragen am besten vorher bei ihren Vorgesetzten, ob eine kurze Hose erlaubt ist.
Selbst im Homeoffice kann lange Beinkleidung angebracht sein. Denn in Videokonferenzen ergeben sich manchmal Situationen, in denen Mitarbeiter aufstehen müssen. Dann sieht man auch die Beine.
Strategie 3: Für Abkühlung sorgen
In vielen Büros surren an warmen Tagen die Ventilatoren. Darüber hinaus gibt es noch weitere Dinge, die Ihnen einen heißen Sommertag am Schreibtisch erträglicher machen:
- Wasser marsch: Liegen feuchte Tücher oder ein Wasserzerstäuber griffbereit, können Sie damit zwischendurch Arme und Gesicht benetzen. Das bringt zusätzliche Verdunstungskälte.
Tipp für Zuhause: Die BAUA empfiehlt Fußbäder als Kühlungsmethode, allerdings nicht mit eiskaltem, sondern kühlem bis lauwarmem Wasser. Das kurbelt die Durchblutung an, wodurch Wärme in die Füße schießt.
Tipp für unterwegs: Wem ein Fußbad zu aufwendig ist, kann sich hin und wieder kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen. Dafür reicht kaltes Wasser aus dem Hahn. Eiskalt muss nicht sein.
- Lüften: Was zu Hause gilt, ist im Büro nicht anders. Lüften Sie am besten am frühen Morgen oder späteren Abend, wenn es draußen kühl ist. Das empfiehlt auch Utz Niklas Walter vom IFBG. Tagsüber sollten Sie die Wärme nach Möglichkeit nicht in die Räume lassen.
Allerdings: Sitzen mehrere Menschen in einem Raum, kann die Luft bis zum Mittag verbraucht sein. Dann fehlt oft der Sauerstoff - und Sauerstoffmangel wiederum mindert die Produktivität.
- Klimaanlagen: Bei Hitze am Arbeitsplatz sind Klimaanlagen natürlich sehr hilfreich. Auch mobile Geräte kommen hier infrage. Wichtig dabei: Die Differenz zwischen der Außen- und der Innentemperatur darf nicht zu groß sein, sonst kann es zu einem Hitzeschock kommen, wenn die Leute nach draußen gehen. Die BAuA empfiehlt einen Unterschied von nicht mehr als sechs Grad.
- Wärmequellen reduzieren: Manchmal stehen im Umfeld des Arbeitsplatzes elektronische Geräte, die viel Wärme produzieren - beispielsweise Drucker oder Kopierer. Dann ist es ratsam, die Geräte möglichst kurz zu nutzen und sie sonst auszuschalten. So können Sie zusätzliche Wärme vermeiden. Das gilt für das heimische Arbeitszimmer genauso wie für das Büro.
- Angemessen essen und trinken: Es ist hilfreich, genügend zu trinken und die Flüssigkeitszufuhr über die Nahrung zusätzlich zu steigern, etwa mit Obst und Salat. Deftiges Essen belastet den Körper, darauf also besser verzichten.
Zu schnelles Trinken, zu viel Flüssigkeit auf einmal oder zu kalte Getränke können zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt führen, erklärt die Verbraucherzentrale Bremen.
Damit Sie regelmäßig über den Tag verteilt genug trinken, können ein Trinkplan oder kostenlose Trink-Apps helfen.
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An heißen Tagen ist es angenehm, im Büro mal aus den Schuhen zu schlüpfen. Foto: Christin Klose/dpa Themendienst/dpa-tmn
Hitze im Büro: Was darf ein Arbeitnehmer fordern?
Arbeit unter erschwerten Hitzebedingungen ist gesetzlich geregelt. Und zwar im Arbeitsschutzgesetz und in der Arbeitsstättenverordnung, die durch die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) konkretisiert werden.
Steigt die Raumtemperatur auf über 26 Grad, sollte der Arbeitgeber klären, ob er Maßnahmen ergreifen muss - beispielsweise weil körperlich schwer gearbeitet wird oder Jugendliche oder schutzbedürftige Personengruppen wie Schwangere betroffen sind.
Ab 30 Grad Raumtemperatur muss der Arbeitgeber reagieren.
Dazu hat die ASR einige Vorschläge:
- Getränke anbieten
- Arbeitszeiten verlegen
- für Verschattung sorgen
- direkte Sonneneinstrahlung durch Rollos mindern
- Ventilatoren zur Verfügung stellen
Obwohl die ASR besagt, dass ein Arbeitsraum bei Temperaturen von mehr als 35 Grad nicht mehr geeignet ist, dürfen Arbeitnehmer nicht einfach nach Hause gehen. Sie riskieren sonst eine Abmahnung.
Einen Anspruch auf "hitzefrei" wie in der Schule gibt es am Arbeitsplatz nicht, erklärt die BAuA. Der Arbeitgeber hat die Verpflichtung, die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten zu schützen. Hierzu kann er verschiedene Maßnahmen ergreifen, wie etwa Abkühlungspausen oder eine effektive Steuerung des Sonnenschutzes.
Allerdings besteht für den Arbeitgeber generell keine Verpflichtung, Klimaanlagen zu installieren, so die Industrie- und Handelskammer München. Auch sonst sei es Sache des Arbeitgebers, wie er mit Temperaturen ab 30 Grad umgehe.
Das kann bedeuten: "Wenn es ihm nicht gelingt etwas zu ändern, muss eben auch bei dieser Hitze weitergearbeitet werden", erklärt der Arbeitsrechtler Alexander Bredereck.
"Es ist eine blöde Situation: Wir haben einerseits Vorschriften, aber im Grunde genommen keine ausreichenden Werkzeuge, sie auch durchzusetzen", sagt Bredereck.
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Bei Temperaturen über 26 Grad sollte der Chef etwas tun. Foto: Robert Günther/dpa-tmn
Gut zu wissen: Es lohnt sich, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen. Arbeits-, Arbeitszeit- und Pausenregime sollten laut BAuA an die Situation angepasst werden, soweit es technologisch oder betriebsbedingt möglich ist.
In manchen Jobs lässt sich etwa aushandeln, von zu Hause aus zu arbeiten, wo es unter Umständen kühler ist.
Fazit: Arbeitgeber und Beschäftigte müssten im gegenseitigen Einvernehmen geeignete Maßnahmen festlegen, um gemeinsam möglichst gut durch die heißen Sommertage zu kommen. "Einvernehmlich geht alles", sagt Fachanwalt Bredereck.