Wer eine Einladung zu einer Hochzeit erhält, darf sich geehrt fühlen: Das Brautpaar möchte den wohl wichtigsten Tag seines gemeinsamen Lebens mit dem geladenen Gast verbringen.
Das bringt Verantwortung mit sich. Für Hochzeitsgäste gibt es ein paar wichtige Dinge zu beachten - von der Wahl des Outfits über die Begleitung bis zum angemessenen Verhalten auf dem Fest.
Welche Fettnäpfchen Du als Gast unbedingt vermeiden solltest und wie Du den großen Tag für Braut und Bräutigam noch schöner machst.
Regel 1: Zeitnah und verbindlich zusagen
Flattert eine Hochzeitseinladung in den Briefkasten, zeigt das eine besondere Wertschätzung. Deine einzige Aufgabe liegt nun darin, verbindlich "Ja" zu sagen - oder eben "Nein".
In der Regel enthält die Einladung eine Rückmeldefrist, die man unbedingt einhalten sollte. Und wenn keine Deadline vermerkt ist? Hochzeitsplanerin Romina Blume rät in diesem Fall, sich beim Hochzeitspaar zu melden, sobald die Karte eingetroffen ist.
Du solltest klar kommunizieren, ob Du kommen kannst oder nicht. Und auch, wenn Du wegen anderer Umstände noch unsicher bist.
Eine zeitnahe und verbindliche Zusage oder Absage ist deshalb so entscheidend, weil die gesamte Planung der Hochzeit von der Gästezahl abhängt. "Das unterschätzen viele leider", sagt Blume. Wenn die Gastgeber den Antworten ewig hinterherrennen müssen, erzeugt das Stress (und Enttäuschung, wenn der Gast am Ende nicht kommt).
Nicht selten kalkuliert das Brautpaar mit 150 bis 250 Euro pro Gast, die vor allem in die Location und das Essen fließen. Stellt sich erst nach Wochen und Monaten heraus, dass doch weniger Gäste kommen als erwartet, hätte das Brautpaar das eingeplante Budget auch anders verwenden können - und zwar für etwas, was ihm wirklich am Herzen liegt, worauf es aufgrund der Gästezahl aber verzichtet hat.
Mit einer zeitnahen Zusage und zuverlässigem Erscheinen bringst Du dem Brautpaar nicht zuletzt den nötigen Respekt entgegen.
Wenn Du krank wirst oder der Babysitter abspringt, kommst Du um eine kurzfristige Absage natürlich nicht herum. Die sollte dann aber bitte persönlich erfolgen. Einfach nicht zu erscheinen, ist ein No-Go.
Tipp: Wer zu zweit zu einer Hochzeit eingeladen ist, kann als Notfallplan festlegen, dass nur einer von beiden zur Hochzeit geht, falls etwas dazwischenkommt. Im Idealfall ist das die Person, die dem Brautpaar nähersteht, empfiehlt Blume.
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Ein vorbildlicher Hochzeitsgast antwortet zeitnah auf die Hochzeitseinladung. Foto: Anna Hirte/dpa Themendienst/dpa-tmn
Regel 2: Nicht einfach den Partner mitbringen
Wer genau zur Hochzeit eingeladen ist, geht in der Regel eindeutig aus der Einladung hervor. Richtet sich die Einladung auch an Deine Partnerin oder Deinen Partner, werdet Ihr beide angesprochen.
Beispiel: "Liebe Sophia, lieber Thomas"
Richtet sich die Einladung nur an eine Person, ist auch nur die genannte Person adressiert - das gilt auch bei Familien und Paaren, egal ob verheiratet oder nicht. Wenn Du nicht sicher bist, ob ein "Plus Eins" erlaubt ist, frag direkt beim Brautpaar nach.
Auch hier gilt wieder: Die genaue Anzahl der Gäste zu kennen, ist für die Planung essenziell - beispielsweise um zu wissen, wie viele Lebensmittel für das Buffet eingekauft werden müssen oder wie viel Servicepersonal nötig ist. Tauchen uneingeladene Gäste spontan auf, kann diese Rechnung nicht aufgehen, betont Blume.
In vielen Locations ist die Anzahl an Gästen begrenzt. Daher müssen sich die Gastgeber häufig gegen den zugehörigen Partner oder die zugehörige Familie entscheiden. "Das Brautpaar denkt sich auch gar nichts Böses dabei", sagt Romina Blume. Sie empfiehlt Gästen, die mit der Entscheidung unzufrieden sind, direkt abzusagen.
Einfach eine Person als "Plus Eins" mitzubringen (oder einen Hund), ohne das vorher mit dem Brautpaar abzusprechen, sei ein absolutes No-Go, sagt Svenja Schirk vom Bund deutscher Hochzeitsplaner.
Regel 3: Die Farbe Weiß ist tabu
Klar, auf einer Hochzeit will man schick aussehen. Bei der Wahl des Outfits gibt es eine zentrale Regel: Weiß ist tabu, weil diese Farbe der Braut vorbehalten ist. Das gilt auch für Cremetöne.
- Ist das schon Weiß? Die Frage ist manchmal gar nicht so leicht zu beantworten. Romina Blume hat eine hilfreiche Faustregel: "Hast Du das Gefühl, es ist zu weiß, ist es zu weiß." Im Zweifel solltest Du lieber Mut zur Farbe haben.
- Vorsicht bei knalligen Farben: Pink oder Rot sind zwar Hingucker, bergen aber die Gefahr, das weiße Brautkleid in den Hintergrund zu drängen. Auf Bildern ziehen knallige Kleider und Overalls den Blick zu sehr auf sich, findet Blume. Nichts einzuwenden gibt es gegen ein auffälliges Accessoire oder Detail am Outfit.
- Was ist mit Schwarz? Hier scheiden sich die Geister. Für viele ist Schwarz eine Trauerfarbe. "Es ist aber auch ein Klassiker", sagt Romina Blume. Kombiniert mit festlichen Accessoires könne auch ein schwarzes Kleid ein passendes Hochzeitsoutfit sein.
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Schick, aber unauffällig: Outfits in knalligen Farben eignen sich eher nicht für eine Hochzeit. Foto: Christin Klose/dpa Themendienst/dpa-tmn
Regel 4: Den Dresscode unbedingt einhalten
Viele Brautpaare geben auf der Einladung einen Dresscode für die Hochzeit an. Hier gibt es keine Ausnahmen: Du solltest tragen, was das Hochzeitspaar sich wünscht, stellt Svenja Schirk klar.
Oft ist beispielsweise ein Farbkonzept vorgegeben, an das man sich halten sollte. Oder das Brautpaar schreibt einen bestimmten Stil wie etwa den Boho-Chic oder Black Tie vor. Unbedingt daran halten - und im Zweifel nachfragen.
Kein Dresscode, kein Problem
Wie kleidet man sich, wenn kein Dresscode genannt wird? Am besten elegant und schick, aber komfortabel. "Mit Semi-formal oder Cocktail macht man nichts falsch", sagt Hochzeitsplanerin Blume.
Erlaubt sind dabei:
- Anzüge
- Blazer mit schicker Hose (zum Beispiel eine Chino)
- Langarmhemden
- Cocktail- oder lange Abendkleider
- Hosenanzüge
Selbst Sneaker lassen sich mit einem schicken Outfit kombinieren, allerdings sollten die Schuhe wirklich absolut sauber sein. Loafer oder Derby-Schuhe sind bei Männern jedoch die bessere Wahl.
Jeans und T-Shirt oder Strandkleider bleiben besser im Schrank.
Bitte nicht zu freizügig
Hochzeiten sind feierliche Anlässe. Du solltest nicht zu leger erscheinen - und nicht zu freizügig. Das kann als Mangel an Respekt gegenüber dem Brautpaar und der Zeremonie interpretiert werden.
Ein zu tiefer Ausschnitt oder ein ganz kurzer Rock können zudem die Bewegungsfreiheit einschränken. Es ist unpraktisch, wenn Du bei jedem Schritt aufpassen musst, dass das Kleid noch dort sitzt, wo es soll.
Augen auf bei der Schuhwahl
Bei den Schuhen solltest Du auch darauf achten, dass sie zum Untergrund passen, empfiehlt Blume. Sehr schmale Absätze können auf Rasen oder Kopfsteinpflaster zum Problem werden.
Tipp: Besonders Absatzschuhe werden mit der Zeit oft unbequem. Daher packst Du am besten Ersatzschuhe zum Tanzen ein und eventuell noch ein Wechseloutfit. "Wein- und Soßenunfälle passieren auch den Besten", sagt die Hochzeitsplanerin.
Regel 5: Geld schenken ist nicht einfallslos
Termin: check. Outfit: check. Fehlt noch ein Geschenk.
Die Entscheidung ist manchmal leichter als gedacht, denn viele Paare schreiben in der Einladung, was sie sich zur Hochzeit wünschen. Und daran sollte man sich unbedingt halten, sagt Svenja Schirk.
Wünscht sich das Brautpaar Geld, kannst Du guten Gewissens auf Sachgeschenke verzichten. Romina Blume empfiehlt, materielle Dinge generell nur zu schenken, "wenn man das Paar zu tausend Prozent kennt und eventuell ein expliziter Wunsch geäußert wurde."
Wie viel Geld ist angemessen?
"Das, was man sich leisten kann", sagt Blume. Man muss dem Brautpaar nichts an Kosten für die Hochzeit "zurückschenken."
Geld zu schenken muss auch nicht langweilig sein. Auch hier kannst Du kreativ sein. Eine schöne Karte mit persönlichen Worten ist genauso gut wie die beliebten gefalteten Geldscheine - oder ein kleines Gewächshaus mit Geldscheinen als Schmetterlinge und Blumen.
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Wer ein Geldgeschenk zu unpersönlich findet, kann dem Brautpaar noch eine Kleinigkeit dazuschenken. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Regel 6: Auf Blumen eher verzichten
Ein imposanter Blumenstrauß ist nett gemeint, aber meist schon zu viel des Guten. Paare können in der Regel die komplette Blumendekoration behalten - und brechen oft gleich in die Flitterwochen auf.
Wer will, kann noch etwas Persönliches oder Selbstgemachtes dazu schenken. Svenja Schirk empfiehlt Geschenke, die das Paar gemeinsam nutzen kann. Eine schöne Idee ist zum Beispiel ein Erinnerungsbuch, das beide an jedem Hochzeitstag ausfüllen und gestalten können.
Regel 7: Pünktlich zur Trauung erscheinen
Staus, Straßensperrungen und fehlende Parkplätze haben etwas gemeinsam: Sie kommen häufig vor, sind aber trotzdem ein schlechter Grund, um zu spät bei der Trauung aufzutauchen.
Du solltest am besten überpünktlich erscheinen, rät Romina Blume. Und unbedingt einen Puffer für Unvorhergesehenes einplanen. Das ist auch eine Frage der Wertschätzung für das Brautpaar.
Wer dennoch zu spät kommt, wartet draußen und platzt nicht in die Trauung. Die Tür sollte bis zum Ende der Zeremonie geschlossen bleiben - egal ob standesamtliche, kirchliche oder freie Trauung. Zuspätkommer ziehen nicht nur alle Blicke auf sich, sondern sorgen auch für Unruhe, was häufig die romantische Stimmung stört.
Findet die Trauung unter freiem Himmel statt, stellst oder setzt Du dich am besten ganz nach hinten, wenn Du zu spät bist.
Das gilt auch für Eltern mit kleinen Kindern. Sie können die Trauung dann ohne viel Aufsehen verlassen, wenn die Kleinen unruhig werden.
Regel 8: Das Smartphone weglegen
Klar, das Smartphone ist unser alltäglicher Begleiter. Auf einer Hochzeit solltest Du das Handy aber aus der Hand legen. Nicht nur, um die Feier zu genießen, auch aus Respekt vor dem Brautpaar.
Die Gäste sind nicht auf der Feier, um alles mit der Handykamera festzuhalten. Die meisten Paare haben professionelle Fotografen engagiert, um die schönsten Momente der Hochzeit einzufangen.
Wenn auf allen Bildern Gäste mit Smartphone im Gesicht zu sehen sind, sei das wirklich super schade, findet Blume.
Gegen den einen oder anderen Schnappschuss spricht natürlich nichts. Aber Vorsicht: Wenn Du Bilder der Hochzeit auf Social Media teilen willst, frag immer vorher das Brautpaar. Oft wollen die frisch Vermählten die Ersten sein, die etwas über ihre Hochzeit posten.
Regel 9: Auf den Alkoholpegel achten
Hochzeiten sind nicht da, um sich abzuschießen. Wenn Du als Gast für alle sichtbar über den Durst hinaus trinkst, kann das unangenehm und peinlich werden - für das Brautpaar, für die anderen Gäste, für Dich selbst, aber auch für das Personal der Event-Location.
Betrunken aus der Reihe zu fallen, zieht die Blicke auf sich und lenkt vom Brautpaar ab.
Allerdings ist (ausschweifender) Alkoholkonsum immer abhängig vom Brautpaar und der Hochzeitsgesellschaft: "Es gibt auch Brautpaare, die sind damit absolut fein", weiß Romina Blume aus Erfahrung.
Die Hochzeitsplanerin beobachtet aber den Trend, dass kein oder zumindest kein hochprozentiger Alkohol angeboten wird. Häufig haben Paare selbst schlechte Erfahrungen auf anderen Hochzeiten gemacht oder kennen ihre Gäste einfach sehr gut - und wissen, dass zu viel Alkohol sich negativ auf die Stimmung auswirken wird.
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Auf das Brautpaar! Auf einer Hochzeit vermeidet man lieber, über den Durst hinaus zu trinken. Foto: David Young/dpa/dpa-tmn
Regel 10: Es ist ihr Tag - nicht Deiner
Die Deko gefällt Dir nicht? Das Essen schmeckt nicht? Eine andere Location wäre besser gewesen? Das sind Gedanken, die Du auf einer Hochzeitsfeier lieber für Dich behältst. Denn an diesem Tag geht es nicht um die Wünsche der Gäste, sondern um die des Brautpaares.
Doch nicht nur Beschwerden sind unerwünscht:
- Politische Diskussionen: Sie haben auf Hochzeiten nichts zu suchen, findet Svenja Schirk. Solche Gespräche können hitzig werden und sich auf die Stimmung niederschlagen.
- Tanzeinlagen: Getanzt wird erst, wenn das Brautpaar die Tanzfläche mit dem Hochzeitstanz oder mit einer Tanzaufforderung an die Gäste eröffnet hat.
- Sakko ausziehen: Das sollte erst passieren, wenn der Bräutigam sein Jackett ausgezogen hat.
- Essen: Du darfst Dich erst am Buffet bedienen, wenn das Brautpaar es eröffnet hat.
Regel 11: Keine Reden und Showeinlagen ohne Absprache
Viele Gäste, die dem Brautpaar näherstehen, wollen gerne etwas zur Hochzeit beitragen. Gesang, Tänze, Showeinlagen und Reden haben das Potenzial, die eine oder andere Freudenträne kullern zu lassen - vor allem, wenn sie als Überraschung geplant werden.
Aber: Sie können auch zu Fremdscham-Momenten führen.
Romina Blume rät daher, alle Ideen vorab mit den Eltern, Geschwistern, Trauzeugen oder der Hochzeitsplanerin zu besprechen. Im Idealfall ist der Ansprechpartner in der Hochzeitseinladung angegeben. Ansonsten kannst Du beim Brautpaar nachfragen.
Absprachen im Vorhinein verhindern, dass Spiele und Showeinlagen sich doppeln. Das Programm und der Ablauf können so besser geplant werden. Und manche Ideen können in der Location vielleicht überhaupt nicht umgesetzt werden - zum Beispiel ein Feuerwerk.
Auf keinen Fall solltest Du Dich mit Dienstleistungen aufdrängen. Wenn Du den Planern unter die Arme greifen willst, frag einfach, ob und welche Hilfe an welcher Stelle benötigt wird.