Endlich nicht mehr erkältet sein: Viele fragen sich, wie sie möglichst ohne einen Infekt durch den Winter kommen. Hilft viel Vitamin C, um das Immunsystem zu stärken? Was ist mit Sauna und kalten Duschen? Und falls es einen doch erwischt hat – bringt so eine Hühnersuppe wirklich was? Hier kommen Antworten.
Erkältungen vorbeugen: Wie kann ich mein Immunsystem stärken?
Ein gesunder Lebensstil bringt eine Menge.
Der Bremer Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld zählt auf, was die Abwehrkräfte des Körpers stärkt und Erkältungen vorbeugt:
- sich oft an der frischen Luft bewegen
- eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse
- nicht rauchen
- wenig Alkohol
- ausreichend Schlaf
"Übermüdung ist erwiesenermaßen immunschwächend", sagt Mühlenfeld.
Manche schwören auch auf kalte Duschen oder Vitaminpräparate zum Abhärten. Was hilft wirklich, um das Immunsystem so zu stärken, dass es weniger anfällig für Erkältungen ist?
Schauen wir uns drei beliebte Methoden an:
1. Vitamin C
Hoch dosiert gilt Vitamin C als Wundermittel gegen Erkältungen. Doch ein vorbeugender Effekt ist nicht nachgewiesen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).
2. Wechselbäder
Den Körper abwechselnd heißen und kalten Temperaturen auszusetzen, soll das Immunsystem stärken. Diverse Studien liefern dafür Belege.
"Kalt-Warm-Duschen, Sauna oder Kneipp-Anwendungen wie das Wassertreten würde ich allen Menschen empfehlen", sagt der auf Naturheilkunde spezialisierte Mediziner Prof. Andreas Michalsen. Solche Wechselreize können Stress abbauen, Entzündungen hemmen und die Aktivität bestimmter Immunzellen erhöhen.
Wer immer nur mit Wärmflasche bei 22 Grad im Zimmer sitzt, dessen Körper kann bei Schmuddelwetter Probleme mit der Anpassung haben – und wird anfälliger für Erreger, so Michalsen. "Deshalb ist es ratsam, nicht immer in der Temperaturkomfortzone zu bleiben."
3. Kalt duschen
Jeden Tag einfach kalt zu duschen, kann sich zwar auf das subjektive Gesundheitsgefühl positiv auswirken, ergab eine niederländische Studie von 2016. Messbare Effekte – etwa weniger Krankentage – konnten die Wissenschaftler aber nicht feststellen.
dpa-Fact Graphic: Schützt Vitamin C vor Erkältungen?
Und wenn es mich doch erwischt - was hilft gegen Erkältungen?
Erkältungen werden von einer Vielzahl an Viren ausgelöst. Rund 200 verschiedene Viren kommen als Erreger in Frage, vor allem Rhino-Viren und Adeno-Viren. Gegen diese auslösenden Viren gibt es keine Medikamente. Aber Sie können die Symptome der Erkältung lindern.
Dafür eigenen sich folgende Arzneimittel:
- abschwellende Nasentropfen gegen Schnupfen
- Schleimlöser bei Husten
- Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen, die nicht nur gegen Kopfweh, sondern auch gegen Fieber helfen
Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld hat drei weitere Ratschläge:
1. Bonbons lutschen
Das fördert die Speichelproduktion und hilft bei Halsschmerzen. Extra-Tipp: Ananas in kleine Würfel schneiden und einfrieren. Die Stücke kann man lutschen - sie kühlen, halten den Rachen feucht und stecken außerdem voller Vitamine.
2. Kochsalz inhalieren
Empfohlen wird oft ein Anteil von 0,9 Prozent. Das heißt: 9 Gramm Kochsalz in einem Liter heißem Wasser auflösen. Dann ein Handtuch überwerfen und den Kopf über den Topf oder die Schüssel halten - dabei sollte möglichst wenig Wasserdampf entweichen. Inhalationsgeräte sind bei kleinen Kindern in der Anwendung sicherer.
3. Zink-Brausetabletten
Zink wird häufig empfohlen, oft auch vorbeugend, wenn sich gefühlt eine Erkältung anbahnt. Die Forschung ist sich in Sachen Wirksamkeit nicht einig. Manche Studien legen nahe, dass die Einnahme von Zink eine Erkältung verkürzen kann – aber nur, wenn das Spurenelement frühzeitig eingenommen wird. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät ergänzend zu höchstens 6,5 Milligramm Zink pro Tag.
Hausmittel-Check: Helfen Heilkräuter und Erkältungsbäder?
Rund um Erkältungen kennt jeder auch ein Hausmittel, das angeblich dafür sorgt, dass der Infekt schneller verschwindet. Doch halten die Mittel, was sie versprechen?
1. Heilkräuter
Bestimmte Sorten hätten sich bei Erkältungen bewährt, sagt Michalsen, der Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin ist. Schleimlösend wirke eine Mischung aus:
- Thymian
- Primel
- Efeu
- Isländisch Moos
- Spitzwegerich
"Man kann sich Tees selber mischen oder in Apotheken fertige Teemischungen kaufen. Dort gibt es zahlreiche rezeptfreie, gute Kombinationspräparate, in denen die Pflanzenextrakte in Tablettenform vorliegen", sagt der Mediziner.
- Gegen Hustenreiz empfiehlt Michalsen Lindenblütentee, drei bis vier Tassen, gut durchgezogen.
- Bei leichtem Fieber habe sich auch heißer Holundersaft bewährt.
- Halsschmerzen lindert Salbeitee. "Damit können Betroffene auch gurgeln", empfiehlt Michalsen.
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Viel trinken: Salbeitee mit Honig lindert Erkältungssymptome. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
2. Hühnerbrühe
Darauf schwören viele Menschen als Hausmittel. Auf das Huhn in der Suppe kann man aus wissenschaftlicher Sicht gut verzichten - stattdessen lieber mehr Gemüse in den Topf geben. "Sellerie und Lauch zum Beispiel haben viele scharfe sekundäre Pflanzenstoffe, die eine gewisse antivirale und antibakterielle Wirkung haben", sagt Michalsen.
"Im Huhn sind Proteine und Fette drin - beides für die Infektabwehr unbrauchbar." Antivirale oder antibakterielle Stoffe, wie verschiedenes Gemüse sie enthalte, biete das Huhn nicht.
Also keine Hühnerbrühe mehr? So streng sieht es Michalsen auch wieder nicht. "Hühnerbrühe ist wie die meisten Suppen leicht verdaulich und macht ein gutes Bauchgefühl." Wer erkältet ist und sich deshalb eine kocht, sollte nur den Gemüseanteil ruhig etwas höher schrauben.
3. Erkältungsbad
Tragen Bäder mit ätherischen Ölen dazu bei, eine Erkältung auszukurieren oder zu verkürzen? Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Wirkung von Erkältungsbädern zweifelhaft.
Subjektiv können sie aber zur Linderung der Beschwerden beitragen. Anders gesagt: Man fühlt sich etwas besser. Die Wärme entspannt, senkt das Stresslevel und fördert die Durchblutung.
Tipp: So heiß baden wie es noch angenehm ist, 10 bis 20 Minuten in der Wanne bleiben, dann warm einpacken und ausruhen. Wer will, nimmt Badezusätze mit ätherischen Ölen wie Latschenkiefer oder Thymian.
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Entspannung ist angesagt: Ein Erkältungsbad ist vor allem wohltuend. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
4. Wadenwickel
Bei grippalen Infekten können Wadenwickel und Umschläge die Symptome lindern und die medizinische Behandlung unterstützen, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Sie warnt aber auch: Falsch angewendet können Wickel mehr schaden als nützen.
Richtige Anwendung: Kalte Wickel, die dem Körper Wärme entziehen und so etwa Fieber senken sollen, kommen nur an Körperstellen zum Einsatz, die warm sind. Friert man oder hat man Schüttelfrost, lässt man die Wickel lieber weg. Geeignet sind zum Beispiel Küchenhandtücher.
5. Eukalyptusöl-Kapseln
Gerade bei Bronchitis helfe das gut, sagt Naturheilkunde-Experte Michalsen. Eukalyptus habe eine schleimfördernde Wirkung und helfe beim Abhusten. Außerdem sei es antibakteriell und antiviral. Wobei diese Wirkung von der Konzentration abhängt, so der Fachmann.
Man darf sich keine Illusionen machen: "Wenn ein Stoff antiviral oder antibakteriell ist, heißt das nicht, dass Viren und Bakterien tot umfallen", sagt Michalsen. Aber er unterstützt das Immunsystem zumindest dabei, die Erreger loszuwerden.
6. Zwiebel
Sie soll - klein geschnitten und in ein Tuch eingewickelt - gegen Ohrenschmerzen helfen. Oft treten solche Schmerzen als Begleiterscheinung eines Infekts auf, gerade bei Kindern.
Die Idee: Über das aufgelegte Zwiebelsäckchen gelangen die Senföle ins Ohr, die in der Zwiebel enthalten sind. "Die sind sehr bioaktiv. Bakterien und Viren mögen das nicht, wenn sie diesen Scharfstoffen auf der Schleimhaut begegnen", sagt Michalsen. Aus seiner Sicht sei das Säckchen ein "tolles Hausmittel". Der Nachteil sei nur, dass das ganze Zimmer nach Zwiebel stinke.
7. Ingwer und Scharfes
Besser als Zwiebelsirup für Beschwerden in Hals und Rachen ist nach Auffassung von Michalsen Ingwertee. Die darin enthaltenen Gingerole sind Scharfstoffe, die gegen Viren und Bakterien wirken. Der Mediziner rät: Vor dem Herunterschlucken des Tees eine halbe Minute gurgeln und durch die Zähne ziehen. Auch in Kombination mit Zitrone und Honig kann Ingwer wohltuende Effekte haben.
Tipp: Ingwer mit Schale in dünne Scheiben schneiden und mit kochendem Wasser übergießen. Ziehen lassen, bis das Getränk Trinktemperatur erreicht hat. Dann den Saft einer Zitrone und einen Löffel Honig hineinrühren.
Fazit: Wunder darf man von Hausmitteln nicht erwarten, sagt Michalsen. "All diese Dinge lindern etwas die Beschwerden, sie sorgen aber nicht dafür, dass man sofort wieder fit ist."
Es bleibt dabei: Wer wieder gesund werden will, muss sich schonen - und den Körper so gut es geht unterstützen. "Warme Gemüsesuppe tut gut, genauso wie warme Fußbäder."
Schwitzen in der Sauna: Hilft das bei Erkältung?
In die Sauna gehen? Immer wieder bekommen Erkältete diesen Rat. Generell zu empfehlen ist das nicht. Der Körper ist ohnehin geschwächt, die Hitze belastet den Kreislauf zusätzlich.
"Eine ankommende Erkältung auszuschwitzen, bevor sie wirklich ausbricht, funktioniert nur in Ausnahmefällen", schreibt sogar der Deutsche Wellness Verband. In der Realität passiert eher das Gegenteil: "Meist bricht die Krankheit beschleunigt aus."
Gerade in den ersten drei bis vier Tagen sind Erkältete besonders ansteckend. Womöglich bringen sie die Viren in die Sauna mit und stecken andere Saunagäste an, auch wenn sie sich selbst noch nicht krank fühlen.
Generell sollte man bei einer Erkältung ausreichend trinken und seinem Körper Ruhe gönnen. Eine Sportpause ist ganz wichtig.
Wer sich nicht daran hält, riskiert, dass die Viren tiefer in den Körper gelangen. "Eine bekannte und gefährliche Komplikation davon ist eine Herzmuskelentzündung", sagt Hans-Michael Mühlenfeld.
Welche Symptome deuten auf eine Erkältung hin?
Typisch für eine Erkältung sind vor allem diese Symptome:
- Husten
- Schnupfen
- Halsschmerzen
- Abgeschlagenheit
- leichtes Fieber
Die Symptome einer Erkältung, einer Grippe und von Corona lassen sich nicht so leicht voneinander abgrenzen – auch nicht für eine Ärztin oder einen Arzt durch eine erste Untersuchung.
Sicherheit bringt nur ein PCR-Test, sagt der Infektiologe Prof. Mathias Pletz vom Universitätsklinikum Jena.
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Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Wie verläuft eine Erkältung?
Meist beginnt eine Erkältung schleichend und deutet sich mit Nasenkribbeln, Halskratzen oder Heiserkeit an. Symptome treten zuerst dort auf, wo die Viren auf den Körper treffen.
Befinden sie sich an der Nasenschleimhaut, kribbelt es dort - weil der Körper dann versucht, Schleim zu produzieren, um die Viren wegzuspülen. Sind die Viren eher am Kehlkopf, wird man heiser.
"In dem Moment, wo die Erreger mehr in den Körper eindringen, kommt es zu einer übergreifenden Abwehrreaktion", sagt Hausarzt Mühlenfeld.
Das äußert sich oft in einem Abgeschlagenheitsgefühl, das einen bestimmten Zweck erfüllt: Der Körper will sich selbst zur Ruhe führen, damit sich die Immunabwehr um die Viren kümmern kann.
Wie lange dauert eine Erkältung?
Sie können sich an der 3x3-Tagesregel orientieren: Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage.
Ab dem Zeitpunkt, an dem sich die ersten Vorboten einer Erkältung zeigen, dauere es meistens schon sieben bis zehn Tage, ehe man sich wieder richtig gesund fühle, sagt Mühlenfeld.
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Fieber kann Symptom einer Erkältung sein. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Warum sind Kinder so oft erkältet?
Thomas Fischbach kann das erklären. Der Kinder- und Jugendarzt in Solingen sagt: "Jedes Kind kommt mit durchaus funktionstüchtigem Immunsystem auf die Welt, wenn es gesund ist." Woran es Kindern aber fehle, sei eine spezifische Immunität gegen bestimmte Erreger.
Gegen viele Erreger schwerer Krankheiten - wie Masern, Polio und Tetanus - empfehlen Experten eine Impfung.
"Aber die zahlreichen Rhino- und Adenoviren, die Erkältungen auslösen, überlassen wir der natürlichen Durchseuchung, weil schwere Verläufe äußerst selten sind", erklärt Fischbach.
Das Immunsystem der Kinder kommt also oft mit Erregern in Kontakt, die es noch nicht kennt und muss sich dann mit ihnen auseinandersetzen.
Wie kann ich mich vor Erkältungen schützen?
Erkältungsviren schweben in der Luft - zum Beispiel, nachdem jemand gehustet oder geniest hat. Oder sie haften an Händen und Türklinken. Mehr als 200 Arten sind bekannt.
Die Hygiene-Tipps aus der Corona-Pandemie beugen auch einer Ansteckung mit Erkältungsviren vor. In den Herbst- und Wintermonaten lohnt es besonders, die Ratschläge zu beherzigen.
- lieber keinen engen Körperkontakt mit jemandem, der kränkelt
- in Räumen viel lüften, das schadet vorbeugend nicht
- Hände häufiger gründlich waschen
- möglichst sich nicht ins Gesicht fassen
Wann sollte ich zum Arzt?
Unter anderem bei länger anhaltendem Fieber. Ein bis zwei Tage seien normal, aber bei vier bis fünf Tagen Fieber laufe etwas nicht gut, sagt Hausarzt Mühlenfeld.
Auch Luftnot oder Schläfrigkeit sind Symptome, bei denen man sich unbedingt hausärztlichen Rat holen sollte. Ruhig erstmal telefonisch.
Mühlenfeld rät, auf die eigenen Erfahrungen mit Erkältungen zu vertrauen und diese als Anhaltspunkt zu nehmen: "In dem Moment, wo es nicht so verläuft, wie man das gewohnt ist, sollte man den Hausarzt konsultieren. Das ist die beste Zusammenfassung."