Jeep Avenger im Test: Der robuste Allrounder für die Stadt

Kompaktes Elektro-SUV Die Marke kennt zwar jeder, doch gekauft wurden Jeeps bei uns bisher eher selten. Wenn jetzt der neue Avenger kommt, könnte sich das ändern. Echte Jeep-Fans wird der Stromer vielleicht aber enttäuschen.

Es hat zwar etwas gedauert, doch als eine der letzten Marken in Europa bringt jetzt auch Jeep sein erstes Elektroauto an den Start: Zu Preisen ab 37.000 Euro soll der "Avenger" gegen Konkurrenten wie den Kia Niro oder den Hyundai Kona antreten.

Doch als Zögling des Stellantis-Konzerns könnte er auch interne Wettbewerber wie den Opel Mokka oder den Peugeot 2008 in Bedrängnis bringen. Seine Mission ist es jedenfalls, bereits im nächsten Jahr zum meistverkauften Jeep-Modell in Europa aufzusteigen.

Neuland in jeder Hinsicht

Dafür betritt Jeep nicht nur beim Antrieb Neuland, sondern auch bei den Abmessungen. Denn mit 4,08 Metern ist der Avenger das kleinste Modell seit dem legendären Willy’s, mit dem die Marke als Lieferant der US-Armee in den 1940ern ihren Anfang machte. Und er ist damit der erste Jeep, der so richtig gut in den deutschen Stadtverkehr passt. Denn weder Altstadtgassen noch Parkhäuser oder Tiefgaragen machen ihm Probleme.

Den Preis dafür zahlen allerdings die Hinterbänkler. Während man vorn sehr bequem sitzt, und der Kofferraum mit 355 Litern größer ist als bei den meisten Konkurrenten, geht es in der zweiten Reihe eher beengt zu.

Der Nachteil wird umso deutlicher, wenn man den Avenger mit reinen E-Modellen auf sogenannten Skateboard-Architekturen vergleicht. Das hat der Avenger seiner Verwandtschaft zu verdanken. Denn der elektrische Erstling der Amerikaner nutzt eine Stellantis-Plattform, die ihre Wurzeln in Frankreich hat und von den anderen Konzernmarken auch noch mit Verbrennern bestückt wird.

In allen Disziplinen zugelegt

Aber Jeep legt Wert darauf, dass dieser Baukasten für den Avenger zumindest gründlich modernisiert wurde: Als erster bekommt er deshalb die von 50 auf 54 kWh vergrößerte Batterie und den stärkeren Motor, der jetzt 116 kW/156 PS leistet. Bei den anderen Konzernmodellen sind es höchstens 100 kW/136 PS.

Das Drehmoment liegt allerdings weiter bei 260 Nm. Für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 braucht der Avenger 9,0 Sekunden, und das Spitzentempo ist wie bei den anderen Stellantis-Stromern auf 150 km/h begrenzt. Aber dafür steigt die Reichweite und liegt nun bei soliden 400 Kilometern. Nur beim Laden hat sich wenig getan: Mit 11 kW an der Wallbox und bis zu 100 kW an der Gleichstromsäule ist der Avenger allenfalls Durchschnitt.

Unverkennbar ein Jeep

Auch wenn alles neu ist am Jeep, er nicht in den USA gebaut wird, sondern in Polen, und er jenseits des Atlantiks erst gar nicht in den Handel kommt, lässt sich seine Herkunft nicht übersehen. So trägt auch der Avenger den Grill mit den sieben Schlitzen und die trapezförmigen Radläufe. Typisch Jeep ist ebenso das robuste und moderne Ambiente mit digitalen Instrumenten, einem großen Touchscreen und zahlreichen Ablagen.

Und noch eine Tradition führt der Avenger fort: die "Eastereggs". Zu den kleine Überraschungen, die die Designer an den merkwürdigsten Stellen versteckt haben, gehört etwa der kleine Junge mit dem Fernglas am Rahmen der Frontscheibe. Und an der Heckscheibe befinden sich seltsame Flecken, die durch den Rückspiegel betrachtet plötzlich ein Gebirgsmassiv ergeben.

Die Abenteuerlust ist passé

Für das echte Gebirge ist der Avenger allerdings eher schlecht gerüstet. Zumindest fürs Erste. Denn als ersten Jeep überhaupt gibt es den Stromer zum Start nur mit Frontantrieb. Wann die 4x4-Version kommen wird, ist noch offen. Die diversen Fahrprogramme für Sand oder Schnee dürften daher eher selten zum Einsatz kommen.

Doch selbst wenn der Avenger hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist, profitiert er von einigen Abenteuer-Genen der Marke. Die hohe Bodenfreiheit und der große Böschungswinkel helfen etwa auch an der Bordsteinkante. Und was im Gelände vor Kratzern schützt, das wappnet ihn genauso gut gegen Parkrempler. Die Bauchbinde aus Plastik ist so um die Karosserie gelegt, dass bei kleineren Karambolagen weder der Lack noch die Leuchten gefährdet sind. Und weil der Kunststoff durchgefärbt ist, stechen ein paar Schrammen nicht gleich ins Auge.

Fazit: Neue Talente statt Geländequalitäten

Bis auf das Logo und das Design steckt zwar nicht mehr viel "Jeep" im ersten Elektromodell der Marke. Doch dafür haben die Amerikaner ihm neue Talente verpasst. Wer auf die typischen Geländequalitäten eines Jeeps wert legt, den mag der Avenger enttäuschen. Doch wer einfach nur einen kompakten Familien-Stromer für die Stadt sucht, der fährt damit besser als mit vielen anderen elektrischen SUV in diesem Segment.

Datenblatt: Jeep Avenger

Motor und AntriebElektroantrieb mit einem Motor im Bug
Max. Leistung:115 kW/156 PS
Max. Drehmoment:260 Nm
Antrieb:Frontantrieb
Getriebe:Eingang-Getriebe

Maße und Gewichte
Länge:4084 mm
Breite:1997 mm
Höhe:1534 mm
Radstand:2562 mm
Leergewicht:1595 kg
Zuladung:420 kg
Kofferraumvolumen:355 Liter

Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:150 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:9,0 s
Durchschnittsverbrauch:15,3 kWh/100 km
Reichweite:404 km
Batteriekapazität (Brutto):54 kWh
CO2-Emission:0 g/km
Kraftstoff:Strom
Schadstoffklasse:k.A.
Effizienzklasse:A+

Kosten:
Grundpreis des Jeep Avenger:37.000 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Sechsairbags, ESP, Spurhalteassistent, Fernlicht-Assistent
Komfort:Klimaautomatik, Keyless-Go, digitales Infotainment

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