Relocation-Fahrten - Mietwagen für fast umsonst

Fast kostenlos fahren Mietwagen sind teuer. Müssen sie aber nicht sein. Wer flexibel genug ist, findet mit Relocation-Überführungsfahrten eine sehr günstige Möglichkeit, von einer Stadt in die nächste zu kommen. Was gilt?

Mit einem fast neuen Auto zu einer Freundin oder einem Freund in eine andere Stadt fahren? Ohne etwas dafür zu zahlen? Entspannt über die Autobahn brausen und sich die Republik anschauen? Das kann gehen. Und zwar wie folgt:

Bei sogenannten Relocation-Fahrten (auf Deutsch: Rückführung) überführen Mieter die Mietwagen von einem Standort zum nächsten, meist in eine andere Stadt. Dadurch sparen sich Mietwagenfirmen eigene Fahrer oder teure Auto-Transporter. Vorteil für Mieter: Sie können je nach Anbieter einen Mietwagen ergattern, den sie kostenlos nutzen dürfen. Allerdings sind dabei Strecke und Zeit stark reglementiert.

Unternehmen wie Starcar, Hertz, Europcar, FlipCar, Carl und Carla, Nextmoove oder Movacar bieten auf ihren Webseiten oder in ihren eigenen Apps Relocation-Angebote mit gängigen Mietwagen an. Die Fahrzeuge kosten dann vielfach keine Mietgebühr oder etwa nur einen symbolischen Euro wie bei Sixt. Movacar wickelt einige Mietwagen-Überführungen der großen Unternehmen wie Enterprise, Sixt, Avis, Buchbinder, Volkswagen Rent a Car ab.

Die Konditionen der Anbieter unterscheiden sich zwar leicht, aber im Grunde geht es für Mieter um eine sehr günstige Art und Weise, einen Mietwagen zu buchen.

Gute Planung und Flexibilität sind wichtig

Dafür müssen Mieter aber genau hinschauen und gut planen. Zwar finden solchen Überführungsfahrten meist zwischen Großstädten statt, manchmal aber auch nur zwischen kleineren Städten und zum Teil zu abgelegenen Zielen. Auch Fahrten im Ausland wie Großbritannien, Spanien oder Frankreich sind möglich.

"Daher muss das Angebot mit der geplanten Reise genau passen und Mieter müssen sehr flexibel sein", sagt Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE). "Relocation-Fahrten eignen sich eher für flexible Mieter mit viel Zeit." Denn nicht in jeder Stadt oder Gemeinde lassen sich die Fahrzeuge abholen und hinbringen. Wer weiter entfernt wohnt oder ein abgelegenes Ziel hat, muss zuerst auf eigene Kosten zum Auto kommen.

Zudem ist das Angebot nicht ständig verfügbar, und einige Anbieter offerieren ihre Angebote nur sehr kurzfristig, wie etwa einen Tag vorher. "Mieter bekommen nicht zu jeder Wunschzeit dieses Angebot, das macht die Reiseplanung schwieriger", sagt Hack. Wer ein Mietschnäppchen sucht, muss also regelmäßig die Apps und Internetseiten der Anbieter absurfen.

Meist geht die Fahrt nur über die einfache Strecke

In der Regel sind die Mieter auch bei Strecke, Zeit und möglichen Kilometern stark begrenzt, zudem gilt die Relocation-Miete in der Regel nur für eine Strecke. Für den Rückweg müssen sich Mieter dann eine Alternative suchen, wie etwa eine Rückreise mit der Bahn, die dann aber wieder Geld kostet. Häufig haben die Mieter auch nur 24 Stunden Zeit, den Mietwagen an den vorgegebenen Zielort abzugeben und die meisten Anbieter geben nur eine begrenzte Anzahl an Extra-Kilometern frei.

Spontane Umwege oder ein längerer Zwischenstopp sind so oft nicht möglich. Trotz all der Einschränkungen: "Für flexible Bucher, die spontan eine günstige Möglichkeit für eine Tour suchen, kann eine Relocation-Miete durchaus attraktiv sein und sich lohnen", sagt Andrea Steinbach, Juristin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Mühselig zuweilen, aber sinnvoll: das Kleingedruckte lesen

Vor der Miete und der Unterschrift unter den Mietvertrag rät Constantin Hack zum aufmerksamen Lesen des Vertrags inklusive der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). "Auch wenn das mühsam ist, sollten Mieter das Kleingedruckte genau lesen", sagt er. Denn darin stehen eventuelle Fallstricke wie eine hohe Selbstbeteiligung nach einem Unfall oder das genaue Zeitfenster sowie die freien Kilometer bei der Überführung.

"Erst danach wissen Mieter, was sie ein Umweg kostet würde und ob der überhaupt möglich ist", sagt er. Auch Hinweise auf Nachtanken der Fahrzeuge, eventuellen freien Kraftstoff, Altersgrenze der Mieter und Stornogebühren finden sich in den Verträgen.

"Bei einer Selbstbeteiligung von 1000 oder sogar 2000 Euro sollten Mieter stutzig werden oder besser eine andere zusätzliche Versicherung abschließen", rät Constantin Hack. Wie bei herkömmlichen Mietangeboten kann das Mindestalter der Mieter erst bei 21 oder gar 25 Jahren liegen.

Achtung: Manchmal ist auch schon der Kofferraum belegt

Mieter sollten vor der Miete darauf achten, ob Tankfüllung und Vollkaskoversicherung inkludiert sind. Zumindest eine Vollkaskoversicherung gehört zur Miete unbedingt dazu. Notfalls lasse die sich auch zubuchen. "Wer mit der Familie spontan verreisen möchte, benötigt ein größeres Auto. Bei manchen Anbietern ist im Vorfeld aber nicht ersichtlich, um welche Fahrzeuggröße es sich handelt", sagt Andrea Steinbach.

Und: Manche Vermieter lassen in ihren Fahrzeugen auch Reifen transportieren, meist in der Reifenwechsel-Zeit Oktober und April. Dann ist der Kofferraum schon vor der Übernahme vollgeladen, und kein Gepäck passt mehr hinein.

Bei der Mietwagen-Übergabe gilt es, das Fahrzeug gründlich nach Lackkratzern, Dellen oder Beulen zu inspizieren und eventuelle Schäden zu dokumentieren. Dazu zählen auch Flecken und Verunreinigungen im Innenraum sowie im Kofferraum. "Das funktioniert bei manchen Anbietern einfach über eine App, bei der User Fotos gleich hochladen können", sagt Hack. Wer auf Nummer sicher gehen will, speichert seine Fotos zusätzlich ab. Nicht, dass im Nachhinein die kostenlose Fahrt dann doch noch sehr teuer wird.



  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion