Sturm und Unwetter: So bleiben Sie und Ihr Auto sicher

Praktische Tipps Harte Böen treffen das Auto, Schauer prasseln auf die Scheibe - wie verhalte ich mich jetzt richtig? Und was, wenn ein Unfall passiert? Tipps und Tricks für Autofahrer in stürmischen Zeiten.

Diese Situation kann brenzlig werden: Sie fahren auf der Autobahn, plötzlich zieht ein Gewitter auf, heftige Böen treffen das Auto von der Seite. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Mit dem folgenden Wissen sind Sie gewappnet:

Kann ich bei Sturm überhaupt Autofahren?

Wind wird offiziell zum Sturm, wenn er mit mindestens 75 Stundenkilometern (km/h) über das Land fegt. Dann erreicht er die Stärke 9 auf der Beaufortskala.

Der ADAC weist darauf hin, dass bereits ab Windstärke 5 - also bei 29 bis 38 km/h Windgeschwindigkeit - Vorsicht geboten ist.

Bei schwerem Sturm, was Windstärke 10 mit 89 bis 102 km/h entspricht, raten die Experten, das Auto stehen zu lassen.

Ist heftiger Wind vorhergesagt und Sie müssen trotzdem mit dem Auto fahren, dann sollten Sie Ihre Route prüfen und eventuell anpassen. Achten Sie etwa darauf, Strecken mit vielen Bäumen zu meiden.

Folgende Hinweise sollten Autofahrer beachten:

  • ruhig bleiben
  • Tempo drosseln
  • beide Hände ans Lenkrad
  • volle Aufmerksamkeit auf das Fahrzeug richten - Musik, Freisprechanlage und Co. am besten abschalten
  • bei Böen sanft gegenlenken, keine extremen Lenkbewegungen
  • Vorsicht beim Überholen - Seitenwind trifft das Auto, wenn Sie den Windschatten der anderen Fahrzeuge verlassen
  • Sicherheitsabstand wahren
  • Verkehr im Blick behalten - möglicherweise reagieren Verkehrsteilnehmer anders als erwartet
  • das Risiko starker Winde auf Brücken, in Waldschneisen und an Tunnelausfahrten im Blick behalten

Gut zu wissen: Ein Fahrzeug, das mit Tempo 100 fährt und von einer Böe mit 70 km/h getroffen wird, kann dadurch um einen Meter seitlich versetzt werden. Fährt das Auto 130 km/h, sind es bereits bis zu vier Meter, rechnet der Tüv Süd vor.

Kann ein Auto bei Sturm umkippen?

Dass ein Auto bei Sturm im Stand kippt, ist relativ unwahrscheinlich, sagt Vincenzo Lucà, Pressesprecher beim Tüv Süd.

"Was bei höheren Geschwindigkeiten auf Landstraße oder Autobahn und plötzlichem Seitenwind passieren kann: Man verreißt das Lenkrad, das Fahrzeug gerät dadurch ins Schlingern und überschlägt sich im schlimmsten Fall." Das liege aber nicht am Wind, sondern an der Fahrweise.

"Deshalb: Bei Sturm den Fuß vom Gas", rät Lucà.

Laut ADAC erhöhen Dachlasten wie Fahrräder oder Dachboxen das Risiko, weil die Angriffsfläche für den Wind größer ist.

Aus diesem Grund seien insbesondere Wohnmobile, Wohnwagen-Gespanne, Busse und Lkw anfällig für Seitenwind. Sie können im schlimmsten Fall tatsächlich umkippen - eine Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer.

Das Auto reagiert nicht: Was tun bei Aquaplaning?

Auf nassen Fahrbahnen droht Aquaplaning. Schon bevor das Auto ins Schwimmen gerät, können Sie das Risiko minimieren.

Der ADAC rät bei entsprechenden Witterungsverhältnissen, das Tempo zu drosseln - und zwar auf deutlich unter 80 km/h. Besonders wichtig sei das für Fahrzeuge mit Heckantrieb und älteren Reifen.

Außerdem wichtig:

  • Licht und Scheibenwischer anstellen für bessere Sicht und Sichtbarkeit
  • auf Spurrillen achten und möglichst versetzt dazu fahren

Bemerken Sie, dass die Kräfte des Lenkrads schwächer werden und das Auto kaum noch reagiert, ist es vermutlich passiert: Aquaplaning.

Wie immer in brenzligen Situationen gilt es nun, trotz steigendem Stresspegel ruhig zu agieren.

Fuß vom Gas und auskuppeln. Nicht bremsen!

Das Lenkrad gerade halten, bis die Reifen wieder Bodenkontakt haben, sonst droht das Fahrzeug auszubrechen.

Automatikfahrer sollten nach Angaben des ADAC auf keinen Fall die Fahrstufe wechseln und den Fuß nur behutsam vom Gas nehmen, damit keine Motorbremse einsetzt.

Was genau passiert eigentlich bei Aquaplaning?

Aquaplaning gehört für Auto- aber auch Motorradfahrer mit zu den gefährlichsten Situationen im Straßenverkehr, warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD).

Zu Aquaplaning kommt es, wenn es so stark oder lang anhaltend regnet, dass das Wasser nicht abfließt, sondern mehrere Millimeter tiefe und entsprechend große Pfützen in Spurrinnen, Vertiefungen oder Senken bildet.

Heranrollende Reifen verdrängen das Wasser zunächst. Doch weil es nicht schnell genug abfließen kann, schiebt es sich laut ADAC wie ein Keil zwischen Straßenbelag und Autoreifen.

Die Folge:Die Räder verlieren den Kontakt zur Straße, weil sie die Wasserschicht nicht durchdringen können. Das hat Auswirkungen auf das Lenk- und Bremsverhalten des Fahrzeugs.

Faktoren für die Entstehung von Aquaplaning

Das können Sie beeinflussen:

  • Geschwindigkeit des Fahrzeugs in der Gefahrensituation
  • Zustand der Reifen - je breiter und je schlechter Profil und Reifendruck, desto größer das Risiko
  • Zustand der Stoßdämpfer
  • Lastverteilung auf Vorder- und Hinterräder

Das liegt nicht in Ihrer Macht:

  • Stärke des Wasserfilms auf der Fahrbahn - je höher der Wasserstand, desto niedriger die Aufschwimmgeschwindigkeit
  • Beschaffenheit der Straße - etwa das Vorhandensein von Spurrillen sowie die Abwesenheit von Quer- oder Längsneigungen der Fahrbahn

Was tun, wenn die Straßen überflutet sind?

Nach heftigen Unwettern können Straßen und Unterführungen überflutet sein. Der ADAC rät in diesem Fall, zu wenden und nach einem anderen Weg zu suchen - insbesondere dann, wenn Sie die Tiefe des Wassers nicht abschätzen können.

Eine besondere Gefahrenzone sind Abschnitte, in denen Schlamm und Geröll über die Fahrbahn fließen. Der glatte Untergrund kann schon bei leichter Strömung dafür sorgen, dass das Fahrzeug von der Straße gespült wird.

Auch wer denkt, die Tiefe einschätzen zu können, sollte vorsichtig sein. Spritzwasser kann in den Ansaugbereich des Motors gelangen, was häufig zu schweren Motorschäden führt.

Darf ich bei schlechter Sicht einfach stehen bleiben?

Es gibt verschiedene Gründe für schlechte Sicht auf der Straße: heftige Schauer, Schneegestöber, Nebel. Weiß man das vorher, sollte man sich genau überlegen, ob die Fahrt wirklich nötig ist.

Gerät man überraschend in eine Situation, in der die Sicht deutlich eingeschränkt ist, bleibt einem nichts anderes übrig, als - Sie ahnen es - besonnen zu handeln. Aber wie?

Der ADAC rät, möglichst einen sicheren Ort aufzusuchen, an dem man abwarten kann, bis die Verhältnisse sich verbessern. Das ist idealerweise ein Parkplatz.

Auf dem Weg dahin sei es wichtig, sich für andere so sichtbar wie möglich zu machen: Abblendlicht, Nebelschlussleuchte und gegebenenfalls Nebelscheinwerfer anschalten, bei extrem langsamer Fahrt oder Stillstand außerdem an die Warnblinkanlage denken.

Auch am Straßenrand anzuhalten, kann eine Option sein. Zwar ist das außerhalb geschlossener Ortschaften laut ADAC eigentlich nicht erlaubt. In einem "rechtfertigenden Notstand" - so drücken es Juristen aus - gelte das jedoch nicht.

Wer auf der Strecke anhält, sollte das so weit rechts wie möglich tun und auch hier daran denken, sich möglichst sichtbar zu machen.

Außerdem sollten Sie sich verhalten wie bei einem Unfall:

  • Warnweste anziehen
  • das Fahrzeug verlassen
  • das Fahrzeug mit einem Warndreieck sichern
  • geschützt neben der Straße warten

Im Sommer 2011 sorgte eine riesige Sandwolke auf der A19 bei Rostock für eingeschränkte Sicht. Bei einer Massenkarambolage rasten 40 Autos ineinander, zehn Menschen kamen ums Leben. Die Sicht lag zeitweise bei unter 50 Metern. So etwas kommt in Deutschland eher selten vor, birgt aber große Gefahren.

Wo parke ich mein Auto, wenn Sturm angekündigt ist?

"Am besten in einer geschlossenen Garage", rät Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. Das müsse nicht unbedingt die eigene sein. "Wer keine hat, kann sich überlegen, ob er sein Fahrzeug bei Sturmwarnung nicht in einem geschlossenen Parkhaus parkt."

Alles andere birgt das Risiko, dass herumfliegende Teile das Auto treffen und beschädigen. "Das Auto sollte bei starkem Wind nicht unter Bäumen oder in der Nähe von lose aufgestellten Verkehrsschildern oder gar Baugerüsten stehen", rät Lucà.

Sturmschäden am Auto: Wer zahlt was?

Sorgen Stürme durch herumfliegende Teile oder Unwetter mit Hagel oder Blitzen für Schäden am Auto, kommt die Teil- beziehungsweise Vollkaskoversicherung dafür auf. Das gilt auch für Schäden durch Hochwasser, Starkregen oder Überschwemmungen.

Bei Beulen im Blech oder kaputten Scheiben werden die Reparaturkosten in der Regel voll übernommen, heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Autobesitzer sollten die Schäden umgehend mit Fotos dokumentieren und ihrer Versicherung melden.

Hinweis: Die verpflichtende Kfz-Haftpflichtversicherung zahlt nur für Schäden, die Autobesitzer mit ihrem Fahrzeug bei anderen verursachen.

Gut zu wissen: Bestimmte Naturgefahren werden meist nicht durch Kaskoversicherungen abgedeckt: Lawinen, Erdrutsche und Erdsenkungen. Wer sich auch dagegen finanziell wappnen möchte, sollte bei seiner Kfz-Versicherung nach einem erweiterten Naturgefahrenschutz fragen.

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