29. Open Air in Gößnitz: Individualität, Respekt und Toleranz

Festival 20 Musikbands verschiedener Genre sorgten für gute Stimmung

Gößnitz. 

Gößnitz. An der Pleiße, gleich neben der Bahnlinie, ging es am vorigen Wochenende turbulent zu. Das 29. Open Air, von den Fans liebevoll G.O.A. genannt, lockte die Musikfans in Massen an und gilt hierzulande als eine feste Adresse im Open-Air-Veranstaltungskalender. Das Besondere in Gößnitz ist, jeder konnte so nah an der Bühne, wie man es mag, sein Zelt aufschlagen. Das war gleichbedeutend mit Musik fast ohne Unterbrechung oder - beispielsweise auf der Wiese hinter dem Bahndamm - ganz entspannt, mit Musik nach Lust und Laune. Beide Optionen hatten ihre Fans, denn Zelte, Wohnwagen und Autos standen überall. Keine Frage, G.O.A. scheint beliebter denn je zu sein. 

 

So sein, wie man möchte, ist das Credo beim Festival

Bei den Musikfans dominierte zweifellos die Farbe schwarz, was die Kleidung anging, Aber es gab auch lustige Farbtupfer, die für Spaß sorgten. Wie etwa das "Baby", blau-weiß gestreift oder mindestens zwei Einhörner. Ein Fan im gelben M&M-Kostüm hatte eine ebenso gelbe Klobürste dabei. Ein Musikfan schleppte Helene Fischer umher - in Fast-Lebensgröße als Pappaufsteller gehörte sie zum Publikum. Durch die Lüfte über den Köpfen flogen bunte Bälle und Seifenblasen, beides zeugte von Frohsinn und Leichtigkeit. So sein, wie man möchte, wie man sich fühlt, das ist das Credo beim Festival. Ebenso, den anderen so zu respektieren und zu tolerieren, wie er ist. Es ergab das eine illustre Mischung und Vielfalt. Kein Mainstream, sondern Individualität wurde in Gößnitz erneut gelebt.

Viel Spielfreude war bei den Musikbands zu spüren. Viele ihrer Auftritte waren in den vergangenen zwei Jahren ausgefallen oder verschoben worden. Nun waren sie alle da, um zusammen zu feiern. Lediglich "Die Skeptiker" fehlten. Wegen Rippenbrüchen ihres Gitarristen hatten sie ihren Auftritt in Gößnitz abgesagt. "An unserer Stelle spielen "Bonasi Kitten" mit ihrer Sängerin Tiger Lilly Marleen", hatte Skeptiker-Frontmann Eugen Balanskat angekündigt.

 

Joachim Witt wird lauthals mitgesungen

Beim Namen Joachim Witt waren die Musikfans am Freitag gespannt. Der Name steht in enger Verbindung mit der Neuen Deutschen Welle (NDW) in den 1980-er Jahren, doch Witt mag sich nach seinen großen Erfolgen nochmal neu erfunden haben. Bei seiner Musik spricht man auch von der Neuen deutschen Härte. Mit Songs wie "Rübezahl" oder "Die Flut" zog er das Gößnitzer Publikum schnell in seinen Bann. Später wurden vor allem die etwas älteren Besucher hellhörig, als Joachim Witt "Der goldene Reiter", einen der bekanntesten Songs der NDW, anstimmte. Lauthals und textsicher wurde mitgesungen.

Dem Dark-Rock widmete sich Mono Inc., eine im Jahr 2000 in Hamburg gegründete Band. Sie galt als einer der Headliner des Open Airs, wie Henry Mersiowsky, Kopf des Veranstaltungsteam vom Verein IMUKG e.V. vorab verriet. Düster, zugleich mystisch und ab und an auch ein wenig melancholisch, alles umrahmt mit toller Show, klangen die bekannten Songs wie "We are the children of the dark" und "Together till the end" unter dem Gößnitzer Himmel. Dass sich am Freitagabend über den Musikfans die Regenschleusen öffneten, tat der Stimmung keinen Abbruch. Martin Engler, Frontmann der Band, erinnerte an frühere Zeiten und holte die Akustikgitarre hervor. "Bei "Halleluja" sangen viele lauthals mit. Überhaupt schien den Hamburgern das Festival zu gefallen. Die Atmosphäre habe ihnen richtig gut gefallen. Martin Engler von Mono Inc. ließ sich beim Surfcrodwing von den Fans tragen.

 

Kirsche & Co und Stephan Graf's Double sind Stammgäste beim G.O.A.

Fast schon Stammgäste beim dreitägigen Festival in Gößnitz sind Bands wie Kirsche & Co oder Stephan Graf's Double Vision. Beide Band zeichneten sich durch große Spielfreude aus. Andreas "Kirsche" Kirchner ging auf einen Musikwunsch, der per Pappschild vorgetragen wurde ein. Er kündigte den Song an: "Gloria haben wir seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gespielt." In Gößnitz gehörte er nun zum Repertoire. Auch Shophonks rockten im Festzelt gewaltig und brachten dieses zum Kochen.

Mit seiner dunklen Stimme faszinierte Sänger Michael Huber, der auch durch seine schwarz umrandeten Augen auffiel, von der Stuttgarter Band "End of Green". So düster ihre Songs aber auch klangen, das "Grün" im Bandnamen soll Hoffnung ausdrücken. Michael Huber lud sogar noch zum Plaudern am Rande des Festivals nach dem Band-Auftritt ein. "Tanzwut" standen nicht zum ersten Mal in Gößnitz auf der Bühne. Die Wurzeln fast aller Bandmitglieder liegen teilweise seit mehr als 25 Jahren in der Musik der Mittelalterszene. Gothic-Metal zelebrierte "Crematory" aus Rheinland-Pfalz. Auch sie freuten sich, nach vielen Jahren wieder in Gößnitz auf der Bühne zu stehen.

 

Für jeden Musikgeschmack war etwas dabei

Am Samstagabend war "Korpiklaani", der Name bedeutet soviel wie "Klan der Wildnis", zu erleben. Die fünf Musiker aus Lahti in Finnland, deren Musik vom Humppa beeinflusst ist, brachten Folk-Metal-Songs mit zumeist mythologischem Touch ein. Die zweite internationale Band war "Manntra", die aus Kroatien anreisten und bereits am Freitag eine Mischung aus Folk-Rock und Folk Metal darboten. Sie mögen in Gößnitz neue Fans gewonnen haben, der Bandname war anschließend auf vielen T-Shirts der Fans zu lesen.

"Eigentlich wäre es das 30. gewesen, aber 2020 war unser Open Air wegen Corona ausgefallen", sagt Henry Mersiowsky. Es waren am Wochenende fast 20 Musikbands verschiedener Genre vertreten, die von Freitag bis Sonntag für Musik, Frohsinn und Tanzlaune sorgten. Ob Metal oder Folk, Gothic oder Dark-Rock, auch Rock und Blues, es war für jeden Musikgeschmack etwas dabei und Livemusik-Fans kamen voll auf ihre Kosten. Damit das Festival ein voller Erfolg wird, waren rund 80 Helfer im Einsatz, ob beim Aufbau des Festivals, bei der Durchführung am Einlass oder beim Getränkeverkauf oder auch beim Abbau, der jetzt im Gange ist.

 

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