"Abgelenkt": Vom rotzigen zum melodischen Alternativpunk

Musik Fünf Musiker aus dem Vogtland zelebrieren den Punk

Plauen/Schleiz. 

Plauen/Schleiz. Es ist der Punk, der fünf Musiker aus dem Vogtland mit der Band "Abgelenkt" zusammen gebracht hat. Als ihr erstes Album heraus kam, begann Corona. Ausgefallene Auftritte folgten. Jetzt wollen die Jungs endlich alles nachholen und die Bühnen stürmen. Gemeinsam proben sie einmal in der Woche in einer ehemaligen Produktionshalle am unteren Bahnhof in Plauen.

 

"Es war von Anfang an der Punk"

"Es war von Anfang an der Punk", erinnert sich Martin Menger, genannt Koile. "Das war der Ursprung." Damit meint der Plauener die Zeit, als alles begann und er zusammen mit Enrico Wollner (Lumpi) Musik machte. Covermusik? Nein, das kam den beiden nicht in die Tüte. "Wir haben gleich unsere eigene Musik gemacht. Ich bin kein Freund von Covermusik, covern kann jeder", so Menger. "Wir haben einfach zu zweit angefangen", erinnert sich Enrico Wollner. Beide spielten zuvor in anderen Bands, wollten aber jetzt ihr eigenes Ding auf die Beine stellen. Das war 2014. So spielten sie die E-Gitarre und den Bass. "Am Anfang hatten wir einen rotzigen Stil", so Enrico Wollner, der ansonsten als Altenpfleger beruflich tätig ist. "Wir hatten uns dann ein Schlagzeug gekauft, denn es gab da ein Angebot." Was aber fehlte, war ein Schlagzeuger. Da kam Chris Treydel ins Spiel. Ihn fand man über eine Ex-Freundin. "Ich hatte zwar in der Musikschule gelernt, da war es aber etwas langweilig." So brachte sich der Jüngste in der heutigen Band viel selber bei. "Wir spielten zu dritt, hatten aber noch keinen Namen." Es kamen und gingen verschiedene Musiker.

 

Besonderes Bandlogo

Im Sommer 2016 war es, als man auf der Autobahn entlang fuhr. Wieder im Probenraum zusammen sitzend kam die Idee: "Wir dachten, das ist ein guter Name: Lass dich nicht ablenken vom Verkehr. Wir wollten auch keinen Totenkopf, sondern ein Verkehrsschild in unserem Band-Logo", so Martin Menger. Fast wäre es ein Einbahnstraßen-Schild geworden, dann siegte doch das weiße Dreieck mit rotem Rand mit einer Karikatur im Inneren.

 

Bandmitglieder per Facebookpost geworben

Durch einen Facebook-Aufruf wurde der dritte Mann für die Band gefunden - oder auch der zweite Bassist. Simon Semmler ("Semmelocker") aus Triemsdorf bei Schleiz gesellte sich im Herbst 2016 dazu. "Ich war vorher auch in einer anderen Band." Ihm gefiel es bei "Abgelenkt", auch wenn der Anfahrtsweg zu den Proben etwas länger ist.

 

Corona vermasselte die "Tour"

Erstmals für größere Aufmerksamkeit sorgte "Abgelenkt" beim Bandcontest zum Spitzenfest 2018. "Wir spielten eine halbe bis dreiviertel Stunde. Und wir kamen auf den dritten Platz", so Enrico Wollner. "Wir hatten uns inzwischen auch vom Schrammelpunk zum Alternativpunk entwickelt." Auftritte hatten sie in Leipzig, Plauen und Hof. Ein Jahr später waren die vier Musiker in einem Tonstudio in Lößnitz im Erzgebirge. "Mit OreMountainRecords hatten wir angefangen, unsere erste Platte aufzunehmen", so Martin Menger, der berufsmäßig zuvor Lackierer war und jetzt als Produktionsmitarbeiter tätig ist. "2020 war sie fertig - und dann kam Corona." Plötzlich waren keine Treffen mehr möglich, Konzerte mussten abgesagt werden. "Eigentlich wollten wir im Mai 2020 unser Album "Zeit" präsentieren." Doch daraus wurde nichts. Wie vielen anderen Bands habe Corona ihnen das Leben schwerer gemacht, aber nicht in die Knie gezwungen. "Ans Aufgeben haben wir nie gedacht."

Dann kam noch der fünfte Musiker dazu, der sich um die Organisation kümmert und den Bass spielt. Das war Jürgen Zollfrank, genannt "Jojo", gelernter Koch. Martin Menger wechselte dann zum Keyboard. Was zuerst entsteht, der deutschsprachige Text oder die Melodie? "Erst kommt die Melodie, dann knallen wir den Text drauf", sagt Enrico Wellner spontan. Auch mal umgekehrt geht es und alle zusammen bringen sich ein. Welche Themen ihnen wichtig sind ? "In unseren Songs geht es ums Weltgeschehen, was gerade abgeht, um Krieg und die Umwelt, was uns bewegt." Aber auch zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaft und Liebeskummer, auch die eigene Kindheit sind Themen. "Unser Song "Das kann nicht sein", einer der ersten, ist heute wieder aktuell", so Enrico Wellner. Jürgen Zollfrank ergänzt: "Mit unserer Musik singen und spielen wir einen melodischen Punkrock und lassen uns nicht von Genres in die Ecke drängen."

 

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