Plauen. Die fußballverrückten Plauener sind wirklich irre. VFC-Cheftrainer Karsten Oswald steht jeden Tag um 5 Uhr an seinem Wohnort in Frohburg auf, geht dann in Meuselwitz arbeiten, um abends in Plauen die Übungseinheiten zu leiten. Co-Trainer Patrick Grandner hat sich in der Spitzenstadt gleich zweimal verliebt: In seine Christin und in den VFC. Und so ist der 36-Jährige aus Brand-Erbisdorf nach Plauen gezogen, wo er im Elektronikkaufhaus hifiboehm zum ausgewiesenen Experten für Balkonkraftwerke geworden ist. Auch Co-Trainer Kevin Brettfeld ist ein vollkommen verrückter Fußballtyp: Der Kaufmann für Versicherungen und Finanzen ist im Job in einem vier Mitarbeiterteam in Greiz rund um die Uhr für etliche Kunden ansprechbar. Die Zeit für den Fußball in Plauen schaufelt sich der junge Mann zusätzlich frei. Mannschaftsleiter Thomas Sesselmann gab einst RB Leipzig einen Korb und fand stattdessen 1965, 1976, 1983 sowie 2022 gleich viermal zurück zur Wema und dessen Nachfolger VFC. Der Rentner ist inzwischen wieder jeden Tag im Vogtlandstadion im Einsatz. "Irgendwie ist das alles irre, was wir machen. Aber es macht Spaß", stellt Thomas Sesselmann fest.
Oliver Dix hat sich mit Roman Weidenfeller ein Zimmer geteilt
"Nur über Olli weiß fast niemand etwas. Dabei ist dieser Junge wirklich der Hammer", deutet VFC-Coach Karsten Oswald eine spektakuläre Lebensgeschichte an. Also hat BLICK.de nachgefragt. Und tatsächlich! VFC-Torwartrainer Oliver Dix hat sich früher mit Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund ein Zimmer geteilt. Die beiden DFB-U16-Auswahlkeeper sind vollkommen verschiedene Wege gegangen. "Roman hat in der Bundesliga Karriere gemacht. Und ich im Gefängnis", lacht Oliver Dix. Der gebürtige Greizer schaffte es zunächst mit seinem Heimatverein (1. FC Greiz) in die A-Junioren-Regionalliga. Dann stand der Keeper bei Rot-Weiß Erfurt im Tor, doch die Mama von Olli erkannte schnell: "Junge, die Fußballclubs bezahlen nicht pünktlich. Du musst was Ordentliches machen, wo jeden Monat Geld in die Kasse kommt", ermahnte die Mutti.
Gefangenenbegleiter: Vom Fußballplatz in den Strafvollzug
Weil ihr Oliver jedoch kein Aktentyp war, ging es für den Junior direkt in den Strafvollzug. Der Justizvollzugsbeamte hat inzwischen eine Schießausbildung und ist auch im Nahkampf topfit. Oliver Dix gehört als ausgebildeter Gefangenenbegleiter zu den Spezialkräften der JVA Hohenleuben. "Aber mein eigentlicher Job ist das nicht", stellt der Lagerleiter fest. Seit 22 Jahren organisiert der 262fache Regionalliga- und Oberligaspieler (ZFC Meuselwitz/VfB Auerbach) in Hohenleuben den Küchenbetrieb. "Ich mache in der Wirtschaftsverwaltung nur Frühschicht. Jeden Tag geht's früh 6 Uhr los, 14 Uhr ist Feierabend", berichtet der 44-Jährige. Dazu muss man wissen: Oliver Dix lebt in Weimar, fährt 90 Kilometer nach Hohenleuben, dann 40 Kilometer nach Plauen und abends zurück nach Weimar. Nach mehreren Kontakten Richtung Plauen hatte Ex-VFC-Trainer Robert Fischer den Torwarttrainer vor drei Jahren für den VFC gewonnen. "Plauen ist geil. Auch wenn wir keine Millionen haben. Wir haben hier was gerissen und müssen jetzt weiter zusammenhalten, denn in der Regionalliga ist es wie in der JVA: Da ist Schluss mit lustig", weiß Oliver Dix. Der VFC Plauen spielt am Freitagabend um 19 Uhr beim Topfavoriten Hallescher FC.
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