"Die Biergroßhandlung Wickel kommt auch zu Ihnen nach Haus!" Seit 1927 konnten sich die Plauener und auch viele Vogtländer auf den wohl berühmtesten Getränkehändler der Region verlassen. Jetzt verabschiedete die Sternquell-Brauerei Jürgen Reinhard Wickel. Der Getränkehandel in der Straßberger Straße 71 schließt zum 31. Dezember. Geschäftsführer Jan Gerbeth wünscht "unserer Familie Wickel alles Gute im Ruhestand. Wir sagen im Namen hunderter zufriedener Kunden herzlichen Dank für die tolle Arbeit und das freundliche Miteinander", betonte der Brauerei-Chef. Zur Verabschiedung erschienen auch Logistikleiter Silvio Bräunlich und Versandmitarbeiterin Anke Wunderlich, die 32 Jahre lang Jürgen Reinhard Wickel und seine Beschäftigten als Kunden betreut hat. Sternquell-Gebietsverkaufsleiter Handel, Marco Gäbel, zollte seinen "allergrößten Respekt vor so viel Tradition und Langlebigkeit."
Im "Plauener Blickwinkel 2025" gibts eine bleibende Erinnerung
"Gestartet war mein Opa Reinhard Wickel 1927 in der Heubnerstraße 37", verrät der 68-jährige Enkelsohn Jürgen Reinhard Wickel. Sein Vater Albert und dessen Bruder Hans Wickel übernahmen den Laden nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie zogen 1958 in die Straßberger Straße um. Im "Plauener Blickwinkel 2025" hat Herausgeber Joachim Ott dem Getränkehändler eine ganze Seite gewidmet. Der historische Kalender ist im Handel noch zu haben. "Wir haben eine tolle Postkarte in den Archiven gefunden, worauf eine Bierlieferung im Jahr 1935 in Szene gesetzt worden ist. Das war mitten im Winter. Es lag Schnee und das Auto war offen", erzählt der Druckereichef Joachim Ott. Im Kalender erfährt man, dass die Firma Rudolf Eichhorn in der Ostvorstadt am Rinnelbergweg 5 an der Hofer Straße beliefert wurde. Und dass es sich bei dem Fahrzeug um einen "Faun Ansbach" handelte. Es war das erste Auto der Firma Wickel überhaupt.
Jürgen Reinhard Wickel bedankt sich bei allen
Auf der Rückseite des Novemberkalenderblattes finden sich weitere historische Wickel-Raritäten. Dort sind auch die Firmengründer Inge und Reinhard Wickel sowie der älteste Sohn Albert Wickel abgebildet. 1933 wurde der Fuhrpark der Wickels erweitert. Ein Opel Laubfrosch war von nun an unterwegs. Unter anderem vertrieb der Getränkehändler demnach sogar eine eigene Limonade mit Fruchtgeschmack. 1960 hatte die Firma H. Wickel Himbeere und Waldmeister im Angebot. Auch das berühmte Selterwasser hatten die Wickels seinerzeit selbst abgefüllt und vertrieben. Weil es im Familienunternehmen nun keine Nachfolge gibt, hat sich Jürgen Reinhard Wickel entschlossen, das Unternehmen zu schließen. "Wir bedanken uns bei allen Kunden, allen Mitarbeitern und allen Geschäftsfreunden. Es war eine arbeitsreiche und auch eine sehr schöne Zeit, in der viele Freundschaften entstanden sind", schickt Jürgen Reinhard Wickel im Namen seiner Familie herzliche Grüße zum Abschied.
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