Nach Tumulten zwischen VFC Plauen und Lok Leipzig: Wie geht’s jetzt weiter?

Fußball Diskussion hält auch eine Woche nach dem Regionalligaspiel noch an

Plauen/Leipzig/Berlin. Tumultartige Szenen nach Spielschluss. Das Fußballregionalligaspiel zwischen dem VFC Plauen und dem Tabellenführer 1. FC Lok Leipzig (0:1) wirkt auch eine Woche später immer noch nach. Der VFC hat inzwischen einen Fairnessappell an die eigenen Fans gestartet. Denn in Plauen sprechen die Anhänger nach wie vor missachtend vom Unparteiischen. Schiedsrichter Lars Albert hatte die sechs strittigen Entscheidungen des Spiels alle gegen den VFC Plauen gewertet. In der 89. Minute entschied Lars Albert auf Foulstrafstoß. Die Fernsehbilder zeigen aber ganz klar: Der Strafstoß, der zum 0:1-Endstand führte, war vollkommen berechtigt. 2.400 Zuschauer waren vor Ort. Leipzig gewann verdient.

Es muss sich was ändern

Dennoch bleibt den einheimischen Zuschauern in Erinnerung, dass der Unparteiische in der Bewertung der Streitfälle zu einem 0:6-Ergebnis aus Plauener Sicht gelangte. Weil sich das Plauener Publikum deshalb benachteiligt fühlte, tickten einige Zuschauer aus. Bierbecher wurden geworfen und der Zaun am Spieleraufgang wurde ordentlich durchgerüttelt. Das war bedrohlich. Schiedsrichter Lars Albert schildert die Szenerie so: „Da wollten aggressive, hasserfüllte, erwachsene Männer auf uns losgehen.“ Zum Glück griff das Sicherheitskonzept des Vereins, die drei Schiedsrichter kamen mit dem Schrecken davon und nach zwei Minuten war Ruhe. Trotzdem: Wenn kein Schaden am Fußballsport bleiben soll, dann muss in Berlin, Leipzig und Plauen unbedingt etwas getan werden. Es muss sich was ändern.

Es gab im Vorfeld Skepsis

Besonders befremdlich wirkt im Nachhinein die Tatsache, dass der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) einen Schiedsrichter von RB Leipzig Spiele des 1. FC Lok Leipzig pfeifen lässt. RB Leipzig wurde erst vor 15 Jahren gegründet. Dank der Red-Bull-Millionen rauschte der Verein schnell hoch bis in die 1. Bundesliga, wo man im Jahr 2016 ankam. Es folgten die DFB-Pokalsiege 2022 und 2023. Obwohl RB Leipzig dem Freistaat Sachsen die Rückkehr in die 1. Bundesliga bescherte, steht man vor allem bei den traditionell orientierten Fußballfans in der Kritik. RBL tut unterdessen viel, um sein Image aufzubessern. Und gerade weil die RB-Verantwortlichen in Leipzig versuchen, sich „Liebkind“ zu machen, wurden in Schiedsrichterkreisen bereits vor dem Regionalligaspiel in Plauen Stimmen laut, die ihre Skepsis äußerten.

Lars Albert: „Ich lag bei der zweiten Roten Karte falsch“

Klar: Der gebürtige Vogtländer Lars Albert freute sich natürlich über die Ansetzung. Denn der aktuell prominenteste Schiedsrichter des Vogtlandes durfte so im Plauener Vogtlandstadion ein großes Spiel pfeifen. Genau dafür rackert man sich in der Schiedsrichterzunft Jahre lang ab. Lars Albert gilt als „Guter“ seiner Zunft. Im Nachhinein räumt der aus Tannenbergsthal stammende Referee ein: „Ich hätte das Spiel nicht pfeifen sollen. Dann hätte ein anderer Schiedsrichter vermutlich fast alle Entscheidungen genauso getroffen. Ich lag bei der zweiten Roten Karte gegen Eric Träger falsch, das tut mir leid.“ Besonders blöd für Lars Albert: Er selbst hätte nach der Roten Karte gegen Paul Kämpfer (1. Halbzeit, kann man geben) keine zweite „Rote“ gezückt. Doch sein Linienrichterassistent hatte dem Spielleiter die Situation falsch geschildert. Auf der Tribüne hatte sich längst herumgesprochen, dass ein „Leipziger“ dieses Spiel pfeift. Und daraufhin kam es zu den besagten Szenen.

VFC Plauen entschuldigt sich

Neben Verband und Schiedsrichtern, müssen sich aber auch jene Zuschauer hinterfragen, die zum Spieleraufgang stürmten und versuchten, den Stadionzaun zu entern. „Wir können derartige Verhaltensweisen nicht dulden und müssen unbedingt reden“, schreibt VFC-Sicherheitschef Felix Koppe. Der Verein kündigt an: „Fehlverhalten führt zwangsläufig zu strengeren Sicherheitsvorkehrungen, eventuell einer Einschränkung von Freiräumen und immer zu erhöhtem finanziellen Aufwand.“ Bereits jetzt beschweren sich viele Fans über den Zwei-Euro-Sicherheitszuschlag, wenn die großen Klubs nach Plauen kommen. Der Zuschlag wird vermutlich noch steigen. „Wir bitten daher alle, denen der VFC Plauen und der Fußballsport am Herzen liegt, sich mit dem eigenen Verhalten kritisch auseinanderzusetzen. Wir entschuldigen uns bei allen, die am vergangenen Freitagabend in irgendeiner Form unsportlich und unangemessen behandelt wurden“, betont VFC-Geschäftsführer Felix Koppe.

Bleibt wieder nur Enttäuschung?

Nun stellt sich die Frage: Drohen jetzt auch noch Strafen vom NOFV? In Berlin werden die großen Fußballfunktionäre vermutlich bislang wenig über Plauen wissen. Kommen Strafen, würde der Zorn erneut hochkochen. Es geht nämlich ein Stück weit auch noch um die bundes- sowie sächsische Politik und die Enttäuschung in der vogtländischen Provinz. Viele Plauener fühlen sich abgehängt. Der Tenor: Sachsen tut alles für die Großstädte, also für Dresden und Leipzig. Dort geht alles hin. Und dann kommt ein Schiedsrichter aus dem Vogtland, der sich RB Leipzig angeschlossen hat. Es wird sich zeigen, was alle Beteiligten daraus gelernt haben. Die Verlängerung läuft.



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