Perry Bräutigams große Karriere begann in Plauen!

Fußballforum Torwartlegende plaudert beim SV Merkur Oelsnitz aus dem Nähkästchen

Oelsnitz. 

Oelsnitz. Perry Bräutigams große Karriere begann von der Sache her im Vogtland! Sein erstes Spiel im Männerbereich absolvierte der junge Torwart 1982 mit Motor Altenburg in Plauen. "Das hätte ich fast vergessen. Aber es stimmt: Wir haben damals bei Wema Plauen mit 1:0 gewonnen", erinnerte sich der 58-Jährige im Rahmen des Oelsnitzer Fußballforums. Der SV Merkur hatte die Torwartlegende zusammen mit der RB-Fußballschule zu Gast im Elstertalstadion. Ins Vereinsheim wurden auch ein paar verdiente Fußballidole eingeladen. Unter ihnen Dietmar Rödel: "Ich erinnere mich an das Spiel gegen Altenburg und an das damalige Torwarttalent Perry Bräutigam. Das Ergebnis kann ich aber nicht bestätigen. Ich weiß es nicht mehr", zuckt der ehemalige Wema-Motor Dietmar mit den Schultern.

Perry war in Jena der Nachfolger von Hans-Ulrich Grapenthin

Sei es drum. Perry Bräutigam machte im Anschluss ganz groß Karriere. Der Bezirksverband Leipzig sperrte den Keeper zwar zunächst für mehrere Monate, weil Perry von Motor Altenburg zum FC Carl Zeiss Jena wechselte. "Aber Europokaltrainer Hans Meyer wollte mich unbedingt und nahm das in Kauf. Jena hat sich damals sehr stark gemacht für mich", erinnerte sich der Stargast. Der FC Carl Zeiss gehörte in jener Zeit zu den besten Mannschaften Europas. Doch für Schlussmann Hans-Ulrich Grapenthin war irgendwann mit 39 Jahren die Zeit gekommen. "Das war sozusagen mein großes Glück. Die DDR hatte damals unglaublich viele gute Torhüter. Aber Hans Meyer wollte einen jungen Mann, der noch alles vor sich hat."

Perry Bräutigam: "1.200 DDR-Mark war mein höchstes Gehalt im Sozialismus"

Am 1. April 1983 war es soweit. Perry Bräutigam stand gegen Stahl Riesa erstmals für Jena in einem Oberligapunktspiel zwischen den Pfosten. "Bis 1994 habe ich dann nur einmal gefehlt", berichtet der Keeper, der für den FC Carl Zeiss 291 Punktspiele absolvierte. Zuerst hatte er 600 DDR-Mark verdient. Dann gab es 800 DDR-Mark Grundgehalt plus 50 Euro Siegprämie, wenn gewonnen wurde. "Im Sozialismus waren 1.200 DDR-Mark das höchste Gehalt für mich. 1990 stand ich dann im Nationalmannschaftskader. Wir haben uns nach dem Fall der Mauer für die 2. Bundesliga qualifiziert. Da gab es dann als höchstes für mich 6.000 Euro", berichtet Perry Bräutigam völlig offen. Für den 1. FC Nürnberg absolvierte Perry 1994/95 35 Einsätze. Beim FC Hansa Rostock kamen noch 111 Spiele hinzu.

"Ich glaube, viele Menschen haben völlig falsche Vorstellungen von RB Leipzig"

Seine Anstellung in Rostock endete im Juni 2009 und Perry Bräutigam wechselte als Torwarttrainer zum neu gegründeten Verein RB Leipzig. Im Juli 2015 besetzte Sportdirektor Ralf Rangnick den kompletten Trainerstab neu. Bräutigam fungierte zunächst als Torwartscout und dann als Klubrepräsentant. Heute ist er ein "ganz normaler Angestellter, der nicht mehr verdient, als normale Leute im mittleren Bereich. Ich glaube, viele Menschen haben völlig falsche Vorstellungen von RB Leipzig. Dort schmeißt im Bereich der Angestellten niemand mit Geld um sich", betonte Perry. Und er ergänzt: "Die unfassbaren Summen, die in der 1. Bundesliga und auch bereits im Nachwuchs bezahlt werden, finde ich überhaupt nicht gut!"

Wenn ein Nachwuchsfußballer mehr verdient als beide Eltern...

Mit Blick auf die heutige Fußballjugend warnt die Torwartlegende: "Wenn ein 16-Jähriger heutzutage schon einen Spielerberater hat und manch einer sogar schon mehr verdient, als beide Eltern zusammen, wie soll er sich dann nach oben arbeiten? Aber genau das macht doch den Sport aus. Du musst dir alles erkämpfen. Es ist kein Wunder, dass man von manchen Talenten nie wieder was hört, weil sie bereits mit 18, 19 oder 20 Jahren Unsummen verdienen. Sie haben privat dann eigentlich keine Ziele mehr. Deshalb schaffen es nur wenige unserer Talente, sich nicht am Geld zu orientieren. In den Nachwuchsakademien gibt es Luxus pur. So wird alles weichgespült. Wir hatten es früher deutlich schwerer", stellte Perry Bräutigam klar.

Merkur Oelsnitz: Ein toller Verein!

Beim SV Merkur trainierten in dieser Woche 48 Kinder in den beiden Oelsnitzer Sporthallen in der RB-Fußballschule. Höhepunkt war der Besuch von Perry Bräutigam, der sich nicht nur für die Kinder, sondern auch für den Verein um Präsident Jürgen Geigenmüller Zeit nahm. Auf der Internetseite www.svmerkur.de - die Website ist sehr zur empfehlen - gibt es einen weiteren Bericht vom 2. Vorstand Steffen Windisch, der die Internetseite des Fußballvereins zusammen mit Marco Schwab (Sportlicher Leiter) auf dem Laufenden hält und von Maximilian Merkel (Jugendleiter) Unterstützung erhält. Cheftrainer Thomas Sesselmann ist nach seiner Rückkehr vom VfL Wolfsburg seit diesem Jahr in Oelsnitz. "Es macht mir großen Spaß in Oelsnitz", schickt der Landesklasse-Coach und legendäre Plauener Vorwärts/Wema/VFC-Stürmer herzliche Grüße an alle Freunde.

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