Reichenbach. "Bei mir ist das Glas immer halb voll und nicht halb leer", sagt Silke Baumann. "Auch wenn es innerlich anders aussieht." Die Reichenbacherin führt ein Reisebüro - und das seit 25 Jahren. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch die Corona-Krise machte einen Strich durch die Rechnung.
"Mitte März schlossen wir", erinnert sie sich. Trotzdem war sie jeden Tag im Büro. "Ich habe Kunden informieren müssen, dass ihre Reisen nicht stattfinden. Die Veranstalter hatten es uns aufgetragen. Jeder Kunde wollte wissen, wie es weitergeht, ob man das Geld zurückbekommt." Es sei Chaos gewesen, es gab keine einheitliche Linie bei den Veranstaltern und immer wieder änderte sich etwas.
Am 27. April öffnete das Reisebüro wieder. "Ich hätte eine Woche eher öffnen können, doch ich konnte die Schutzscheibe und Desinfektionsmittel nicht eher bekommen. Meine beiden Mitarbeiter sind in Kurzarbeit." Silke Baumann, die auf Provisionsbasis arbeitet, musste wegen der gesamten Stornierungen von Reisen alle Provisionen zurückzahlen." Nur einige Kunden konnte sie umbuchen.
"Die Arbeit des letzten Dreivierteljahres ist nichtig, sie wird nicht bezahlt." Durch Zufall verkaufte die Reisefachfrau dann Schutzmasken auf Kommission. "Das war eine Möglichkeit, der Situation nicht ganz hilflos ausgesetzt zu sein." Auch wenn der Verdienst gering war. "Die Soforthilfe von 9000 Euro kam schnell, aber das Geld ist alle." Die Kosten liefen ja weiter. Silke Baumann hat einen Kredit aufgenommen. "Mir fehlte ja auch das Geld der Thomas-Cook-Insolvenz vom vorigen Jahr."
Zum Feiern ist der Reichenbacherin nicht zumute. "Das fällt ins Wasser dieses Jahr." Zaghaft buchen die Leute wieder die ersten Reisen, die Kunden sind dem Reisebüro treu geblieben. Silke Baumann, die auch engagiert im Gewerbeverein ist, schaut nach vorn. Verzagen, nein, das kam für sie nie in Frage.