Weil der Staat eingegriffen hat: Viele zertifizierte Fotografen stehen vor dem Ruin

Gesetzesnovelle Passbildautomaten im Einwohnermeldeamt sorgen für extreme Umsatzeinbußen

Plauen. 

In Deutschland hat es eine Passbildnovelle gegeben. Das ist ein Nachtrag zu einem vorhandenen Gesetz. Ab dem 1. Mai 2025 dürfen in Deutschland nur noch digitale Passbilder für Ausweisdokumente akzeptiert werden. Diese Regelung zielt darauf ab, die Sicherheit und Qualität der Passbilder zu erhöhen und Manipulationen wie das sogenannte Morphing zu verhindern. Aus dem Bundesministerium heißt es: „Ziel ist es, die Qualität und Sicherheit der Lichtbilder zu erhöhen, das Risiko von gefälschten Passbildern in Ausweisdokumenten zu verringern und den Antragsprozess zu vereinfachen.“ So weit so gut.

René Abshagen: „Saalfeld hat keine Automaten angeschafft.“

Im Foto-Express in Plauen hat BLICK nachgefragt. „Das heißt nun, die Kunden bekommen hier am Altmarkt einen QR-Code und mit dem gehen sie ins Amt“, bestätigt René Abshagen. Er ist der Geschäftsführer des Foto-Express. Der Nachteil für das Fotofachgeschäft: Das Einwohnermeldeamt kann diese Passbilder selbst auch anfertigen. Die Behörde hat sich zwei Automaten angeschafft. René Abshagen (52) ist traurig: „Nach meinem Wissen hätte das Einwohnermeldeamt die Automaten nicht anschaffen müssen. Saalfeld beispielsweise hat es auch nicht getan und unterstützt so seine Händler.“

„Mir nimmt der Staat die Arbeit weg“

Natürlich steht demgegenüber der Bürgerservicegedanke. Doch der Preisvorteil im Amt relativiert sich. Denn der Kunde muss im Amt für sechs Euro alles selbst in die Hand nehmen und den Fotoautomaten bedienen. René Abshagen: „Die Fotoautomaten im Amt können Kinder bis 1,20 Meter Körpergröße nicht fotografieren, weil sie nicht so weit runterkommen. Diese Kinder müssen dann zum zertifizierten Fotografen. Sie haben quasi Pech.“ Gleichzeitig hoffen alle zertifizierten Fotografen, dass im Bundesministerium der Preis von sechs Euro überdacht wird. „Mir nimmt der Staat die Arbeit weg“, klagt René Abshagen.

Amt und Fotostudio im Vergleich

Der QR-Code im Amt ist nur 96 Stunden gültig. Ein Papierfoto wird nicht ausgehändigt. Beim Foto-Express ist der QR-Code ein halbes Jahr gültig und die Kunden bekommen natürlich auch die Fotos klassisch ausgedruckt. Dort kostet das dann 21,50 Euro und es sind dabei immer vier Papierfotos inklusive. „Wie oft lässt man Passbilder anfertigen? Ist es das nicht wert, da auf Qualität zu achten?“ Inzwischen hat sich auch der Plauener Wahlkreisabgeordnete Jörg Schmidt aus dem Landtag eingeschaltet. „Ob ich etwas erreiche, kann ich nicht sagen. Aber zumindest probieren muss ich es. Dafür wurde ich gewählt“, ließ Jörg Schmidt wissen.

Fotograf bemängelt Kommunikation der Ämter

Das Problem: „Fast alle Bürger denken, sie können die Passbilder nur noch im Amt anfertigen lassen“, sagt René Abshagen. Die Kommunikation der Ämter sorgt offenbar dafür, dass fast gar keiner mehr zu ihm kommt . Mit verheerenden Folgen: „Wir hatten früher 20, 30, 40 Passbilder pro Tag angefertigt. Jetzt fertigen wir fürs Amt 3, 4 oder 5 Passbilder an. Bilder für Führerscheine, Krankenkarte und Berufsschule können unser Defizit nicht einmal ansatzweise abfedern. Nach der Übergangsfrist ist nun seit 1. August 2025 abrupt Schluss. Passbildkunden kommen kaum noch“, berichtet der Unternehmer.

Foto-Express gibt es seit 1991

Zehn Beschäftigte hatten hier früher gut zu tun. Jetzt sind es noch drei Mitarbeitende, in Kürze fährt der Foto-Express auf zwei Angestellte runter. Das Fachgeschäft gibt es seit 1991. René Abshagen ist seit 1994 hier. Er hat den Foto-Express 2023 übernommen von Ulrich Born-Frontsberg. Es gibt zumindest schonmal eine Reaktion. Die Stadt Plauen hat inzwischen auf ihrer Internetseite den Passus geändert. Zertifizierte Fotografen werden jetzt vor der städtischen Alternative aufgeführt.

Neue Technik angeschafft

Übrigens bezahlt das Fotostudio 1 Euro pro Passbild ans Amt. „Wir mussten außerdem neue Technik anschaffen. Die hat uns knapp 8.000 Euro gekostet“, geht René Abshagen ins Detail. Das Bundesministerium des Inneren (BMI) hatte die neue Cloud-Lösung erstellt. Noch etwas zum Schmunzeln: Im amtlichen Fotoautomaten darf man nicht mehr lachen. Beim Foto-Express hingegen darf der Kunde freundlich in die Kamera schauen und die Mundwinkel leicht nach oben ziehen. Schon alleine deshalb sollte der Bürger den Fachhandel aufsuchen.

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