Wie eine Oberschule im Vogtland dem Lehrermangel begegnet

Bildung In Pausaer Oberschule ist Erleichterung spürbar

Pausa-Mühltroff. 

Pausa-Mühltroff. Es war eine schwierige Zeit an der Oberschule für die Lehrer, die 240 Schüler und deren Eltern seit dem Schuljahresbeginn. Mit der Vier-Tage-Woche für die Fünft- und Sechstklässler stand die Bildungsstätte nicht gerade gut da. Doch jetzt blickt man wieder nach vorn.

"Seit Anfang Januar werden alle Klassen wieder fünf Tage in der Woche unterrichtet", sagt Schulleiter Jürgen Kolbe. "Die Unterrichtskürzungen konnten aufgehoben werden. Ausschlaggebend war, dass 80 Unterrichtsstunden pro Woche dazu gekommen sind, das heißt zwei qualifizierte Quereinsteiger, eine Lehrerin, die aus der Elternzeit zurück ist, sowie eine Referendarin. Und ein Lehrer hat sich als ehemals abgeordneter Lehrer ganz für Pausa entschieden.

 

Quereinstieg in Sachsen leichter

Zu den zwei "Neuen" im Lehrerkollegium gehört Christoph Martinetz. Der gebürtige Greizer hatte in Jena Wirtschaft studiert und jahrelang in der Privatwirtschaft gearbeitet. "Ich wollte mit meiner Frau und meinem Zweijährigen zurück. Mein Job war oft mit Reisen verbunden." Das wollte er so nicht mehr. Bildung hatte ihn schon immer interessiert. "Bildung ist essentiell, und ich kann gut erklären." Anfang November begann er eine Einstiegsfortbildung als Lehrer. Warum er nicht in Thüringen den Quereinstieg vollzog? "Da muss ich eine Lanze für das sächsische Bildungssystem brechen. Es war leicht, den Einstieg zu wagen. In Thüringen ist dies schwieriger", spricht der 33-jährige aus seiner Erfahrung.

Mit der Familie lebt er jetzt in Elsterberg, seine Frau ist als Hausärztin tätig. Bis jetzt ging die Einstiegszeit, nach den Winterferien geht es richtig los. Christoph Martinetz unterrichtet dann in der 5. Und 6. Klasse Computer/Technik und in der 8. Und 9. Klasse Informatik. Die zweite Lehrerin, die jetzt nach der Einstiegszeit ebenso voll beginnt, unterrichtet Deutsch und Englisch in der 5. und 6. Klassenstufe.

Für die Pausaer Oberschule entschieden hat sich Sebastian Herda. Der Plauener war bisher anderthalb Jahre als "abgeordneter" Lehrer in Pausa tätig. "Seit Anfang Februar bin ich ganz an der Schule", sagt der gebürtige Zeulenrodaer. Vorher unterrichtete er am Clara-Wieck-Gymnasium in Zwickau und dann war seien Stammschule das Lessing-Gymnasium in Plauen. "Mir hat es in Pausa so gut gefallen", begründet er seinen Wechsel. "Es war eine bewusste Entscheidung, die Pausaer Oberschule zu unterstützen." Ihm gefalle, dass die Schule überschaubar ist und dass neben dem fachlichen auch der soziale Aspekt eine Bedeutung zukomme. "Die Arbeit hier hat mir einfach Freude bereitet. Ich wäre sonst auch am Lessing-Gymnasium geblieben, sie wollte mich auch behalten" , sagt der 45-jährige, der auch schon in Niedersachsen und Nordrhein-Westphalen Berufserfahrung sammelte. Er unterrichtet Musik sowie Ethik und Deutsch.

Dem nicht genug, wird Sebastian Herda zusätzlich kommissarisch als stellvertretender Schulleiter fungieren. Lysann Weigelt, die bisher Schulleiter Jürgen Kolbe vertrat, ist jetzt in Mutterschutz. "Ich habe nach Bekanntwerden der Schwangerschaft nicht mehr unterrichtet, aber Planungs- und Wartungsarbeiten gemacht." Jürgen Kolbe ergänzt: "Ich bin dankbar, dass sie in der schwierigen Zeit diese Arbeit erledigt hat." Die Studienreferendarin wird Deutsch und Geschichte unterrichten. "Sie hat zum Schuljahresbeginn bei uns angefangen. Wir wollen sie gerne behalten", so Kolbe. Im Februar 2024 wird sie fertig sein und könnte zum Schuljahresbeginn als Lehrerin beginnen.

 

Eltern unterstützen Lehrer

"Wenn alle mitziehen, kann man es auch wagen", spricht Lysann Weigelt die realisierte Fünf-Tage-Woche an. Bildung sei wichtig und ein großes Anliegen aller Lehrer. "Es ist auf Kante genäht", so der Schulleiter. Puffe gebe es keinen. Aber die vorherige Situation habe keiner gewollt. Zum Schuljahresende voriges Jahr hatten insgesamt sechs Lehrer die Schule in Pausa verlassen. Rentenbeginn, Wechsel in eine thüringische Schule und Krankheit waren die Gründe. Als es dann keinen Ersatz für die Lehrer gab und Unterricht ausfiel, bis zu einem ganzen Tag für die Fünft- und Sechstklässler, war es vor allem die Elternvertretung, die diese Situation nicht akzeptierte, es gab Briefe ans Schulamt in Zwickau und Gespräche mit den Verantwortlichen. "Die Eltern sagten, wir müssen auf uns aufmerksam machen", so Kolbe. "Sie haben uns unterstützt." Genauso auch der Stadtrat. Derzeit hat die Pausaer Oberschule noch vier abgeordnete Lehrer, die aus anderen Schulen zum Unterrichten kommen.

An der Pausaer Oberschule läuft gegenwärtig noch die Anmeldung für die Viertklässler. Dabei wird auf zwei Klassen gehofft. "Wir haben alles getan", sagt Lysann Weigelt. Schüler und Eltern beraten, Projekte und die Vorzüge einer Schule im ländlichen Raum vorgestellt, einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Mindestens 40 Schüler müssen es sein, das sei die magische Zahl.

 

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