Wie im Vogtland eine Zukunfts-Obstwiese statt eines Tagebaus entstanden ist

Natur 2015 pflanzten Vereinsmitglieder 350 Sträucher und eine Wildfruchthecke

Weischlitz/OT Kloschwitz. 

Das Stück Natur oberhalb von Kloschwitz sähe heute anders aus, wäre es nach den Plänen von Investoren gegangen. Statt eines industriellen Tagebaugeländes kann man heute alte Obstbaumsorten, wilde Blumen, Insekten und noch viel mehr entdecken.

 

"Wir feiern uns heute selbst"

Wie ein Kleinod, ein friedliches Stück Natur, präsentiert sich die Streuobstwiese nahe Kloschwitz und Rößnitz. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Wenn sich die Einwohner von Kloschwitz und Umgebung vor mehr als 30 Jahren, kurz nach der Wende, nicht gewehrt hätten, wäre hier ein Steinbruch entstanden, ein rigoroser Eingriff in die Natur vorgenommen worden. "Wir feiern uns heute selbst", sagte Peter Luban, Vorsitzender des Vereins Bürgerinitiative für den Schutz der Natur und von Gold- bis Rosenbach e.V. am vorigen Samstag zum Jubiläumsfest inmitten der Natur. "Wir danken allen, die uns von Anfang an unterstützt und den Tagebau verhindert haben." Das war 1993.

 

Verein für den Schutz der Natur in der Region

Heute, im Jahr 2023 stehe man an genau dieser Stelle vor einer Zukunfts-Obstwiese. Und statt eine Bürgerinitiative, die gegen etwas steht, ist es heute ein Verein, der sich für den Schutz der Natur in der Region einsetzt. "Den Namen umzuändern, um nicht gegen, sondern für etwas zu sein, das war uns wichtig", sagte Luban rückblickend. Heute sind 326 Mitglieder im Verein, der somit eine enorme personelle Größe hat. Längst sind von den ersten Vereinsmitgliedern die Kinder schon mit aktiv. Die wohl größten Projekte neben dem Bau der Holzscheune waren für den Verein der Erwerb der dreieinhalb Hektar Fläche sowie das Anlegen der Streuobstwiese. "Die 35.000 Mark für den Flächenkauf haben wir damals in bar gesammelt", erinnerte Luban an die große Spendenaktion, die eine Herausforderung war. "Auf dem Grundstück stehen wir heute. Wir haben es veredelt."

 

Start war im Jahr 2015

Im Jahr 2015 wurde begonnen, genau hier, wo der Tagebau geplant war, eine Streuobstwiese anzulegen. Vereinsmitglieder pflanzten 350 Sträucher und eine Wildfruchthecke, die Vögel zum Nisten und deren Beeren ihnen als Nahrung dient. Sie sollte den zunächst 60 Obstbäumen Windschutz geben und das Areal abschließen. Genauso wie die Benjeshecke und oben der Wald. In mehreren Arbeitseinsätzen pflanzten die Vereinsmitglieder im Laufe der Jahre insgesamt 220 Bäume alter sächsischen Sorten von Kirsche, Apfel und Pflaume. Dabei geht es nicht nur ums Pflanzen, sondern auch um die Pflege und im Hochsommer ums Gießen mit Wasser. Auf einer Info-Tafel stehen alle Namen der einzelnen Bäume und der Standort dazu. Da liest man Glanzrenette, Leipziger Rettichbirne, Rote Maikirsche, Prinzenapfel und viele andere Bezeichnungen, die eher unbekannt sind.

 

Wann kann man die ersten Früchte ernten?

"Die Hochstämme tragen erst ab zehn Jahre richtig Früchte", sagte Katrin Weiner von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, die zum Jubiläum mit Ehemann Holger Weiner von der Servicestelle Streuobst aus Freital vor Ort war. "Die Bäume sollen erst eine richtige Krone bekommen, stabil werden und Kraft haben für ein langes Leben." Sie sprach von einer Erfolgsgeschichte in Kloschwitz. "Die Idee war, alte wertvolle Sorten zu erhalten." Es wurden vorab Bäume von alten sächsischen Obstsorten gesucht, die es sonst heute vielleicht nicht mehr gäbe. "In Baumschulen haben wir sie veredeln lassen." Katrin Weiner dankte den Mitgliedern des Vereins Bürgerinitiative für den Schutz der Natur und von Gold- bis Rosenbach e.V. für ihr jahrelanges Engagement, denn das sei nicht selbstverständlich. "Obstbäume pflanzen geht schnell, aber man muss dranbleiben." Zu den 220 Bäumen verschiedener Obstsorten, mit welchen die Stiftung den Kloschwitzer Verein unterstützte, hatte Katrin Weiner jetzt als Geschenk zum Jubiläum eine Mispel mitgebracht. Auch diese findet ihren Platz auf der Streuobstwiese. Anerkennung erhielt der Verein zudem von den Bürgermeistern aus Weischlitz und Rosenbach sowie vom Landtagsabgeordneten Andreas Heinz. Von der Erfal-Stiftung des gleichnamigen Unternehmen in Falkenstein gab es eine Geldspende.

 

Büchlein "Kräuterküche - Rezepte aus dem Garten der Natur"

Was noch vom Jubiläum außer der Erinnerung an eine Natur-Einkaufsmeile und viele Bastelaktionen, Tänzen der Trachtengruppe Weischlitz und Musik von "Liedvogt" bleibt? Da wäre das ganz neue Büchlein "Kräuterküche - Rezepte aus dem Garten der Natur", welches der Verein herausgegeben hat. Kräuterfrauen verraten darin, wie man Wildkräuter-Pesto, Gierschlimonade und knusprige Brötchen mit Kräutern zubereitet. Katrin Müller-Neubert und Töchterchen Annalena verkauften es am Stand des Vereins genauso wie "Hexe" Caren Hörnig aus Kloschwitz, die mit ihrer großen Nase samt Warze und ihrer Kiepe auf dem Rücken auffiel. Familie Horlomus und viele andere Aktive bemalten vorbereitete farbige Bretter mit fantasiereichen Bildern. Daraus entsteht eine Wellenbank, die zukünftig auf der Streuobstwiese ihren Platz haben wird und ans Jubiläum erinnert.

 

Vieles in Zukunft geplant

In einigen Jahren wird es auf der Kloschwitzer Streuobstwiese wohl noch ganz andere Angebote geben. Dann nämlich, wenn die Früchte der seltenen Obstbäume geerntet und vielleicht zu Marmelade, Säften oder Obstbränden verarbeitet werden. Dann wird der Verein Bürgerinitiative zum Schutz der Natur und Umwelt von Gold- bis Rosenbach e.V. wieder von sich Reden machen.

 

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