Oelsnitz/Falkenstein. Der Sport ist das einzige Medikament gegen Übergewicht und sämtliche Wohlstandskrankheiten. Ohne Nebenwirkungen stärkt es die Bewegung unsere Muskeln. Willkommener Nebeneffekt ist ein intaktes Immunsystem, auf das es derzeit ja bekanntlich ganz besonders ankommt. Seit Tagen bleibt die Politik die Antwort schuldig, auf die Frage, weshalb derzeit richtiger Vereinssport verboten beziehungsweise nur elitären Kreisen vorbehalten ist? Anstatt schnell Konzepte und Alternativangebote auszuarbeiten, um den 88.000 Sportvereinen während der Coronapandemie durch konkrete Maßnahmen zu helfen, hat jetzt ein Werbespot der Bundesregierung für Fassungslosigkeit gesorgt.
Der BLICK-Reporter wollte von Fitness-Expertin Nicole Fiedler wissen, was sie zum Animationsvideo "Besondere Helden" zu sagen hat. In dem Video wird dafür geworben, nichts zu tun, zu Hause auf dem Sofa zu liegen und faul zu sein. Die Couch wird als Corona-Front dargestellt, es knirschen frittierte Chips und es wird Cola getrunken. "Das schlägt dem Fass den Boden aus. Wir haben als Gesellschaft 20 Jahre lang Konzepte entwickelt, um Kinder, Jugendliche, Eltern und Senioren wieder zum Sporttreiben zu bewegen", schüttelt Nicole Fiedler mit dem Kopf. Die Unternehmerin und zweifache Mama kommt sich vor wie im falschen Film!
Die schlimmste Krise der 27-jährigen Firmengeschichte
Gerade hat der Familienbetrieb mit seinen 30 Mitarbeitern erneut kräftig in die Zukunft investiert. In den Injoy-Fitnessstudios in Oelsnitz und Falkenstein haben die Fiedlers Gerätschaften von jeweils einer Million Euro stehen. Im Oktober wurden weitere 250.000 Euro investiert. Jetzt sind beide Standorte zum zweiten Mal dicht binnen eines Jahres. Wahnsinn! "Nach der achtwöchigen Zwangsstilllegung im Frühjahr haben uns die Politiker gesagt, dass es nicht noch einmal so schlimm wird wie im März. Von einer erneuten Schließung war keine Rede. Wir haben nicht mit solch einem harten Lockdown gerechnet", berichtet Nicole Fiedler. Die Grünbacherin ist dabei weder im Panikmodus, noch gehört sie zur Fraktion der sogenannten Corona-Leugner. Sie hat fast alle Angestellten in Kurzarbeit und Urlaub geschickt. Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen im Injoy-Team sind gewachsen in der schlimmsten Krise der 27-jährigen Firmengeschichte. Genauso ratlos wie die Chefin sind Trainerin Linda Kätzel und Fitnessstudent Lukas Prang. Im Studio ist nur sporadisch etwas zu tun. Zum Beispiel wenn jemand vom Arzt Sport verordnetet bekommen hat. Diese Art der Bewegung ist gestattet.
Ist ein Fitnessstudio schlechter, als ein Fußballverein?
Als führende Fitnessexpertin des Vogtlandes hatte Nicole Fiedler beim Besuch des BLICK-Reporters zum Abschluss noch ein paar Hinweise Richtung Politik in Dresden und Berlin. "Zig tausende Menschen werden jetzt den Winter über deutlich zunehmen und sich nur sehr wenig bewegen. Die daraus resultierenden Krankheiten kosten den Steuerzahler dann zusätzliche Milliarden. Das erzählen uns die Wissenschaftler bereits jetzt! Wir sind somit gerade dabei, ganz viele Erfolge im Kampf gegen Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Rückenbeschwerden und so weiter zu gefährden. Und das, obwohl ich als Fitnessstudio die Hygieneregeln wahrscheinlich deutlich besser einhalten kann wie eine Fußball-Nationalmannschaft beziehungsweise umherreisende Bundesliga-Vereine."